2. Bundesliga

Stanislawski setzt auf Neue

St.Pauli: Neue Qualität im Angriff

Stanislawski setzt auf Neue

Marius Ebbers

Treffsicher und brandgefährlich: Neuzugang Marius Ebbers. imago

Den acht Abgängen stehen neben zwei Spielern aus dem eigenen Nachwuchs (Yapici, Daube) fünf Neuzugänge gegenüber, Ablösesummen flossen in keine Richtung. Während einzig der nicht kompensierte Verlust von Regisseur Charles Takyi (Greuther Fürth) schmerzt, besitzen die Neuen allesamt das Potenzial, auf Anhieb Leistungsträger zu werden. Mit Mathias Hain (Bielefeld) im Tor, sowie Marius Ebbers (Aachen, 13 Tore in den Tests) und Rouwen Hennings (VfL Osnabrück, ausgeliehen vom HSV) im Angriff wurde den Problemzonen der vergangenen Saison entgegengewirkt. Marc Gouiffe à Goufan (SC Paderborn) ist als Sechser eingeplant, wo Thomas Meggle (Kreuzband-OP) die gesamte Hinrunde ausfällt. Mit der Verpflichtung von Benjamin Weigelt (Aachen, zuletzt verliehen an Kaiserslautern) konnte auf die Verletzungsprobleme in der Abwehr reagiert werden.

St. Pauli überzeugte und blieb in der Vorbereitung in zehn Partien bislang noch ohne Niederlage. Als einziger echter Prüfstein kann aber allenfalls der israelische Erstligist Maccabi Netanya (3:1) herhalten.

Neben der Heimstärke am Millerntor, das durch den um ein Jahr ausgesetzten Stadionneubau regelmäßig ausverkauft sein dürfte, besitzt die Mannschaft hohe spielerische Qualität und taktische Flexibilität. Als Schwäche könnte sich die Abwehr entpuppen, die mit Torwart Hain zwar Stabilität gewonnen hat, für die bei Sperren oder weiteren Verletzungen aber Alternativen fehlen. Drei Außenverteidiger (Lechner, Gunesch, Biermann) fallen zum Saisonstart aus.

Dank der neuen Qualität im Angriff könnte das 4-4-2-System zum Grundschema werden. Neben dem in der vergangenen Serie häufig erprobten 4-2-3-1 hat Stanislawski aber auch die Variante mit drei Stürmern sowie ein 4-1-4-1 ein-üben lassen.

Im Umfeld, das mit der Einstellung von Sportchef Helmut Schulte und einem zweiten Scout weiter professionalisiert wurde, wird ruhig und gut gearbeitet. Die unbekannte Größe ist Stanislawskis Abstellung zum Trainerlehrgang in Köln. Wie sich die neue Konstellation auf das Team auswirkt, kann niemand einschätzen. Stanislawski selbst spricht von einer "Wundertüte".

Die Aufstiegseuphorie ist verflogen, Spieler und Verein verstehen sich selbstbewusst als festen Bestandteil der Liga.

Die Abwesenheit des Trainers und die dünne Personaldecke in der Abwehr bergen Risiken. Dennoch hat das Team in jedem Fall ausreichend Potenzial, um sich frühzeitig in der oberen Tabellenhälfte festzusetzen.

Lutz Wöckener