2. Bundesliga

"50+1 private Gründe": Geschäftsführer Andreas Rettig hört beim FC St. Pauli zum 30. September auf

55-Jähriger verlässt den Verein nach vier Jahren

"50+1 private Gründe": Rettig hört bei St. Pauli zum 30. September auf

Verlässt den FC St. Pauli nach dann vier Jahren: Andreas Rettig.

Verlässt den FC St. Pauli nach dann vier Jahren: Andreas Rettig. imago

Rettig habe dem Präsidium seine Entscheidung und die privaten Gründe, die dazu geführt haben, langfristig vorher mitgeteilt, hieß es in einer Vereinsmitteilung. In den Gesprächen über einen bestmöglichen Ablauf habe man sich auf ein Ausscheiden zum 30. September geeinigt.

Nachfolger zu Saisonbeginn

"Die Gespräche waren freundschaftlich, respektvoll und zu jeder Zeit von weitsichtiger Planung für den FC St. Pauli geprägt. In Sachen Integrität und Loyalität dem Verein gegenüber sowie seiner Arbeit in den vergangenen knapp vier Jahren können wir nur den Hut ziehen", bedankte sich Präsident Oke Göttlich: "Du wirst uns mit deiner professionellen Sicht fehlen, auch wenn wir einen freundschaftlichen Berater gewonnen haben." Über einen Nachfolger will der Verein zum Start der neuen Saison informieren.

Die Entscheidung, diesen großartigen Verein zu verlassen, ist mir unglaublich schwergefallen, aber es gibt "50+1" private und persönliche Gründe für diesen Schritt.

Andreas Rettig

Die Entscheidung sei ihm "unglaublich schwergefallen", aber es gebe "50+1 private und persönliche Gründe" für den Schritt, erklärte Rettig, der sich für die "in jeder Hinsicht vertrauensvolle Zusammenarbeit" bedankte.

Von der DFL ans Millerntor: "Antrieb, mich bei kleineren Vereinen einzubringen"

Rettig, früher selbst als Fußballer aktiv (u.a. Oberliga für den Wuppertaler SV), war nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Bayer AG zunächst zwischen 1989 und 1998 in unterschiedlichen Positionen bei Bayer Leverkusen tätig, ehe er sich als Sportlicher Leiter einen Namen machte - beim SC Freiburg (1998-2002), dem 1. FC Köln (2002-2005) und dem FC Augsburg (2006-2012). Freiburg qualifizierte sich damals für den UEFA-Cup, mit dem FC stieg er zweimal in die Bundesliga auf, und aus dem damaligen Zweitliga-Aufsteiger FCA wurde in seiner Amtszeit ein Bundesliga-Neuling.

Danach übernahm Rettig, der vorher schon Vorstandsmitglied des Ligaverbands und des DFB gewesen war, im Januar 2013 für gut zwei Jahre den Posten als DFL-Geschäftsführer und legte dabei viel Wert auf den Dialog mit den Fans. Nachdem er seinen DFL-Vertrag vorzeitig aufgelöst hatte, weil er zurück in den Klubfußball wollte, heuerte er im September 2015 als kaufmännischer Geschäftsführer beim FC St. Pauli an . "Mein Antrieb war immer, mich bei kleineren Vereinen einzubringen", sagte er einmal.

Aufsehenerregend: Rettigs Coup bei der 50+1-Abstimmung

Vor fast genau einem Jahr hatte Rettig dann einen seiner aufsehenerregendsten Auftritte: Auf der DFL-Mitgliederversammlung am 22. März 2018, bei der eigentlich nur der Verfahrensverlauf für eine Diskussion über die 50+1-Regel festgelegt werden sollte, stellte Rettig überraschend einen Antrag zur Beibehaltung von 50+1 - und 18 der 34 Klubvertreter stimmten zu . Die Reaktionen waren gewaltig: Während viele Fangruppierungen Rettigs Coup feierten, warf ihm etwa Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge ein "populistisches Spektakel" vor . Vorwürfe, die Rettig auf seine Art konterte . Die "50+1" nahm er nun auch noch in seine Abschiedserklärung auf.

ski