2. Bundesliga

Darmstadt 98 kritisiert Polizei-Vorgehen gegen Fans

Auseinandersetzung in Magdeburg

Darmstadt 98 kritisiert Polizei-Vorgehen gegen Fans

Fordert Aufklärung und zukünftig eine "deeskalierende Einsatzstrategie": Darmstadts Präsident Rüdiger Fritsch.

Fordert Aufklärung und zukünftig eine "deeskalierende Einsatzstrategie": Darmstadts Präsident Rüdiger Fritsch. imago

Nach Polizeiangaben hatten am Freitagabend bei der Anreise 20 sogenannte Darmstädter Risiko-Fans einen Weg in der Nähe der MDDC-Arena blockiert. Nachdem sie der Aufforderung der Polizei zur Räumung nicht nachgekommen seien, hätten Beamten sie vom Weg gedrängt.

Dabei sei es zu massivem Widerstand seitens der Gäste-Fans gekommen, wie ein Polizeisprecher am Samstag der dpa mitteilte. Durch Schläge, Tritte und Wurfgeschosse seien zwei Polizeibeamte verletzt worden, einer von ihnen sei nicht mehr dienstfähig. Zudem wurden laut Polizei zwei Darmstadt-Fans verletzt, einer wurde zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht. Zwei Fans wurden in Gewahrsam genommen, zudem wurden sechs Anzeigen gestellt.

Fanhilfe wartet mit Gegendarstellung auf

Komplett anders stellt sich die Situation aus Sicht des Vereins und der Fanhilfe Darmstadt dar. Letztere berichtet in einer Stellungnahme von einer "unvermittelt aggressiv auftretende Polizeieinheit. Ohne erkennbaren Grund wurden die Fans, die sich sammelten, um gemeinsam zum Stadion zu laufen, körperlich bedrängt, geschubst und beleidigt." Beamte einer Thüringer Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten (BFE) hätten "in dieser Situation Leute aktiv daran gehindert die Situation ihrerseits zu filmen oder Fotos vom Geschehen zu machen. Die Beamten drohten den betreffenden Personen mit körperlicher Gewalt, Anzeigen sowie Beschlagnahmung der Kameras/Handys und belogen die Fans über ihre Grundrechte".

Beim Marsch von rund 200 Darmstädter Fans zum Stadion, darunter nicht nur UItras, sondern unter anderem auch Reisende der Fan- und Förderabteilung, seien dann circa "20 Beamte der Beweis- und Festnahmeeinheit wahllos um sich schlagend in die Fangruppe" gelaufen: "Sie nahmen dabei keinerlei Rücksicht auf anwesende Kinder, ältere Personen oder einen Rollstuhlfahrer und griffen wahllos mit Faustschlägen, Tritten und dem Schlagstock völlig überraschte Lilienfans an. Dabei wurde auch ein etwa zehnjähriges Mädchen von Polizisten umgerannt. Auch Personen, die durch ihr Verhalten eindeutig ihre Passivität gegenüber den Beamten signalisierten, erhielten gezielte Schläge ins Gesicht und Tritte gegen Beine und Oberkörper."

Einer der beim Verein angestellten Fanbeauftragten des SV 98 sei von der Polizei erkannt worden, allerdings am Schlichten gehindert und in ein Gebüsch geschubst worden. "Zwei Fans wurden in dieser Situation von den Polizisten weggetragen und in Gewahrsam genommen. Die Polizisten schlugen und traten in dieser Situation nicht nur gegen Fans, die in der Nähe der Festgenommenen standen, sondern auch gegen Unbeteiligte in mehreren Metern Entfernung zum Geschehen", heißt es weiter.

Offizielle Stellungnahme des Vereins

Darmstadt 98 meldete sich am Montag mit einer offiziellen Stellungnahme zu Wort. "Der SV 98 empfindet den Einsatz als ungerechtfertigt sowie unverhältnismäßig und kritisiert das Vorgehen der BFE Thüringen. Der von der Polizei getätigte Vorwurf, einen Weg nicht geräumt zu haben, wurde vor Ort weder an die Anhänger noch an mitreisende Vereinsmitarbeiter kommuniziert, außerdem erfolgte keine Ankündigung des Polizeieinsatzes."

Der hauptamtliche Fanbeauftragte des Vereins, der sich eindeutig ausgewiesen habe und als kommunikativer Vermittler hätte dienen können, sei "stattdessen von den eingesetzten Polizeikräften körperlich angegangen", bestätigten die Lilien und ergänzten: "Die nicht vorhandene Notwendigkeit eines solchen aggressiven Vorgehens gegen die Gästefans bestätigen nicht nur zahlreiche mitgereiste Anhänger, sondern auch beide Fanbetreuer des SV 98, der Vorsitzende der Fan- und Förderabteilung sowie das Fanprojekt Darmstadt". Weiter hieß es: "Aus Sicht des Vereins hätten jegliche Blessuren an diesem Abend durch eine deeskalierende Strategie vermieden werden können. Vorbildlich war zum Beispiel die Gastfreundschaft des 1. FC Magdeburg sowie des Ordnungsdienstes vor Ort."

Fritsch fordert Aufklärung

Auch Präsident Rüdiger Fritsch meldete sich zu Wort: "Genauso, wie der SV 98 keinerlei Gewalttäter in den Reihen seiner Fans akzeptiert, kann er auch keine gewalttätigen Übergriffe auf seine Fans oder Mitarbeiter dulden. Wir erhoffen uns daher von der Polizei in Magdeburg, diese Vorfälle aufzuklären und auch im Sinne anderer Gastvereine zu einer deeskalierenden Einsatzstrategie zu finden."

Patrick Kleinmann