2. Bundesliga

"Gefühl wichtiger als Geld": Darum bleibt Hector beim FC

Kölner Nationalspieler gibt beeindruckende Einblicke

"Gefühl wichtiger als Geld": Darum bleibt Hector beim FC

"Mein Ziel ist nicht, am Ende meiner Karriere 400 Millionen Euro auf der Bank liegen zu haben", sagt Jonas Hector.

"Mein Ziel ist nicht, am Ende meiner Karriere 400 Millionen Euro auf der Bank liegen zu haben", sagt Jonas Hector. imago

Wenn der FC Bayern oder Borussia Dortmund rufen, dann müssen die meisten nicht lange überlegen. Bei Hector riefen beide, zumal der Linksverteidiger eine Ausstiegsklausel von acht Millionen Euro im Vertrag stehen hatte. Doch der Kölner folgte nicht. Er verlängerte in Köln bis 2023, geht mit in die 2. Liga - und ließ die Klausel streichen.

Als moralischen Wohltäter versteht sich Hector deswegen nicht. "Die Entscheidung ist nicht gefallen, weil ich ein Statement gegen die Sitten im modernen Fußball setzen wollte. Ich habe aus persönlicher Überzeugung so entschieden", erklärte er im WAZ-Interview. "Meine Freundin, meine Freunde und meine Familie fühlen sich wohl in Köln, ich fühle mich extrem wohl im Verein und in der Stadt. Daran möchte ich derzeit nichts ändern."

Spielersteckbrief Hector
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Hector Jonas

Ich wollte lieber mit meinen Freunden kicken.

Jonas Hectors Grund, warum er nicht früher zu einem großen Klub gewechselt ist.

Dass Hector seinem Bauchgefühl folgt, ist nichts Neues. Schon während seiner Jugendzeit schlug er lukrative Angebote aus, erst mit 20 Jahren wechselte er von seinem Heimatklub SV Auersmacher zum 1. FC Köln. "Das ist mein Naturell. Das war auf niedrigerer Ebene früher schon so. Ich habe lieber in meinem Heimatverein mit meinen Freunden zusammen gespielt als beim 1. FC Saarbrücken, dem nächst gelegenen großen Verein. Es hat mich nicht gereizt, es mit allen Konsequenzen durchzuziehen. Ich wollte lieber gut behütet mit meinen Freunden kicken."

Kritiker werfen Hector mangelnden Ehrgeiz vor, er setze seine Karriere in der Nationalmannschaft aufs Spiel. Davon will Hector nichts wissen. "Das wäre falsch. Ich bin sehr ehrgeizig", erklärte der kürzlich 28 Jahre alt gewordene Linksverteidiger. Das "Gesamtpaket" habe letztlich den Ausschlag pro Köln gegeben, auch wenn es weniger lukrativ war als andere. "Es steht außer Frage, dass ich bei anderen Vereinen mehr hätte verdienen können", sagt auch Hector. "Aber mein Ziel ist nicht, am Ende meiner Karriere 400 Millionen Euro auf der Bank liegen zu haben. Gefühl ist wichtiger als Geld. Für mich ist die wichtigste Frage: Bin ich glücklich in der Situation, in der ich bin, oder nicht? Und wenn ich zu der Antwort komme: Ja, ich bin glücklich, warum sollte ich daran etwas ändern?"

Hectors Entscheidung fiel ohne Absprache mit Löw

Wird seine Entscheidung auf lange Sicht Auswirkungen auf die Nationalmannschaft haben? Natürlich habe er es "im Hinterkopf" gehabt, dass sein Zweitliga-Dasein seine DFB-Karriere gefährden könnte. "Aber es geht um mich", sagte Hector. Auf die Frage, ob er die Entscheidung vorher mit Bundestrainer Joachim Löw abgestimmt habe, erklärte er: "Nein, gar nicht."

Generell sei die Reaktion auf Hectors Entscheidung in DFB-Kreisen "eher anerkennend" gewesen. "Natürlich habe ich hier darüber gesprochen, nicht mit dem Bundestrainer, aber mit Mitspielern und Mitarbeitern, die auch wissen wollten, warum ich das gemacht habe", so der Kölner weiter. "Manche haben mir Respekt ausgesprochen. Das hört man gern."

Hector zufrieden mit seiner Karriere

Mit seiner bisherigen Karriere ist Hector grundsätzlich zufrieden, auch wenn er sich immer mal wieder selbst gefragt habe, ob sie anders verlaufen hätte können, hätte er den Sprung in den Leistungssport früher gewagt. "Aber ich habe meine Kindheit und Jugend bei meinen Freunden verbracht, habe es geschafft, Profi zu werden und in der Nationalmannschaft zu spielen. Viel besser hätte es für mich nicht laufen können."

"Hector: Was für ein Zeichen - gerade in diesen Zeiten": Lesen Sie hier den Kommentar von kicker-Redakteur Frank Lußem zur Vertragsverlängerung des Kölner Leistungsträgers.

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Von Europa ins Unterhaus: Kölns Weg in die 2. Liga