Die anfangs rund 100 Zuschauer, die das Geschehen gespannt aber ruhig verfolgten, hatten sich an Trainingsplatz 2 neben dem Fritz-Walter-Stadion eingefunden, um den ersten Auftritt von Frontzeck und Altintop zu beobachten. Wie fit ist der Heilsbringer? Diese Frage brannte vor allem auf den Nägeln. "Er hat bei Slavia Prag Teile der Wintervorbereitung absolviert, bis es dort ein bisschen ruppelig wurde", sagte Sportdirektor Boris Notzon im Vorfeld des Trainings: "Dann hat er in einer kleinen Gruppe, unter anderem mit dem Ex-Kölner Dusan Svento, trainiert, bevor er von Prag höflichst gebeten wurde, sich im Training der zweiten Mannschaft fitzuhalten. Wir schauen uns natürlich genau an, auf welchem Level sich Halil befindet. Er ist grundsätzlich ein Athlet, ein ausdauernder Läufertyp, der inzwischen aber nicht mehr allerhöchstes Maximaltempo mitbringt."
Altintop sieht seine Position hinter den Spitzen
Beim Training machte der 351-malige Bundesliga-Spieler (für Kaiserslautern, Schalke, Frankfurt und Augsburg) einen konzentrierten Eindruck. Von Zeugwart Wolfgang Wittich, den er noch aus seiner ersten Zeit beim FCK kennt, bekommt der Offensivmann die Rückennumer 10 zugeteilt. Seine Position sieht er vor allem hinter den Spitzen, die Qualitäten im Tor-Abschluss stellte er schon auf dem Trainingsplatz unter Beweis. Ansonsten hielt sich der Neuzugang während der rund zweistündigen Einheit weitgehend zurück, markierte nicht künstlich den Lautsprecher, was auch nicht seinem Naturell entsprechen würde. Sein Wort in der Kabine dürfte trotzdem enormes Gewicht haben und der jungen Truppe wichtige Orientierung geben. Im Anschluss sprach Altintop mit Medienvertretern über...
Spielersteckbrief Halil Altintop
2. Bundesliga - Tabelle
...den Grund für seinen späten Wechsel kurz vor Transfer-Schluss: "Ich habe einen gültigen Vertrag (bei Slavia Prag, d. Red.) gehabt. Der ging noch über eineinhalb Jahre. Da ist es nicht so leicht, da rauszukommen. Deshalb hat es etwas gedauert."
...die Gründe für seinen Wechsel zum abgeschlagenen Tabellen-Schlusslicht FCK: "Ich liebe große Herausforderungen und das ist hier der Fall. Für mich ist das eine Herzensangelegenheit, der Verein, die Region bedeuten mir sehr, sehr viel. Ich habe noch viel Spaß zu spielen. Die Verantwortlichen glauben an mich und an die Mannschaft. Es ist nicht unmöglich. Dass meine Frau und ich hier noch eine Vergangenheit haben, ist umso schöner. Den FCK habe ich nie aus den Augen verloren. Durch das letzte halbe Jahr habe ich ihn noch einmal intensiver verfolgt, weil mein Bruder auch in der Liga (Hamit Altintop spielte bis zur Winterpause in Darmstadt, d. Red.) gespielt hat. Zu Mathias Abel (ehemaliger FCK-Aufsichtsrat) habe ich einen sehr guten Draht, da war ich auch immer im Austausch, wie sich das alles in der Liga entwickelt hat. Wir kennen uns aus der Zeit auf Schalke. Er war ein Riesen-Faktor."
Das Stadion auf dem Berg, die Atmosphäre und die Fans - wozu dieser Verein im Stande ist, das weiß ich.
Halil Altintop
...seinen Verbleib bei einem möglichen Abstieg in die 3. Liga: "Das würde ich machen. Aber daran denke ich erst einmal gar nicht. Ich bin der Meinung, es sind noch genügend Spiele. Das ist noch zu schaffen."
...die Chancen auf den Klassenverbleib des FCK: "Die Mannschaft braucht ein Erfolgserlebnis, das kann viel auslösen. Da sind gute Typen dabei. Jetzt müssen wir Gas geben."
...über seinen Fitness-Zustand: "Ich fühle mich gut, ich war durchgehend im Training in Prag. Aus meiner Sicht kann ich 90 Minuten in Braunschweig spielen."
...seine Zeit bei FCK zwischen 2003 und 2006: "Diese Zeit werde ich nicht vergessen. Nicht nur, weil meine Frau von hier ist und ich deshalb immer daran erinnert werde. Sondern weil der FCK ein fantastischer Verein ist. Wenn ich hier hochfahre, kriege ich jedes Mal eine Gänsehaut. Das Stadion auf dem Berg, die Atmosphäre und die Fans - wozu dieser Verein im Stande ist, das weiß ich. Ich hoffe, wir kommen da gemeinsam wieder hin."
Wenn wir zusammenhalten, werden wir immer Wege finden, den Verein wieder dahinzuführen, wo er hingehört.
Halil Altintop
...seine Führungsqualitäten: "Ich habe den Verantwortlichen gesagt, dass ich vorne wegmarschieren möchte. Aber eines ist klar: Alleine oder mit drei, vier Leuten kann man das nicht schaffen. Und da zählt nicht nur die Mannschaft, sondern die ganze Region."
...seinen ersten Eindruck von der Stimmung: "Ich war gestern hier noch kurz einkaufen. Die Leute, die mir begegnet sind, waren wirklich sehr optimistisch und positiv. Das hat mir persönlich sehr, sehr gut getan."
Im Gespräch mit Mannschaftskollegen: Halil Altintop (M.) kicker
...das krankheitsbedingte Aus von Cheftrainer Jeff Strasser: "Da wird der Fußball natürlich zur Nebensache. Ich habe mir das Spiel (in Darmstadt) selbstverständlich live angeschaut. Dass dann solche Sachen unerwartet passieren, das trifft einen dann schon. Ich glaube, dass Jeff Strasser jemand ist, der mit Leib und Seele dabei ist, der wirklich 24 Stunden alles für den Verein getan hat. Das geht nicht spurlos an einem vorbei. Das muss uns bewusst sein, so schwierig die Situation im Verein ist, dass das hier nur Fußball ist."
...die Ziele des FCK: "Ich war lange nicht mehr hier. Aber wenn ich mir diesen Verein anschaue - dieser Verein gehört in die erste Liga. Nicht weil ich Sympathien für diese Region und diesen Verein habe. Ich weiß zu gut, wie es bei anderen Erstligisten aussieht. Das muss unser Ziel sein, egal ob das in zwei oder drei Jahren ist. Da muss der FCK wieder hin. Wenn wir zusammenhalten, werden wir immer Wege finden, den Verein wieder dahinzuführen, wo er hingehört."
