2. Bundesliga

Die Stimmung in Darmstadt kippt

Frings spricht von "Frechheit den Fans gegenüber"

Die Stimmung in Darmstadt kippt

Immerhin: Die Spieler stellten sich den Fans auf der Südtribüne zum Gespräch.

Immerhin: Die Spieler stellten sich den Fans auf der Südtribüne zum Gespräch. imago

Die Fans auf der Südtribüne, bekannt für ihren Dauersupport, stellten die Anfeuerung nach dem 0:2 ein. Mit "Wir woll'n Euch kämpfen seh'n" und "Toni Sailer"-Sprechchöre (in Anlehnung an Darmstadts ehemaligen Kultkämpfer und Identifikationsfigur Marco "Toni" Sailer) verdeutlichten sie, dass ihnen nicht nur der spielerische Auftritt und die Tatsache, dass sich die Lilien in einem Heimspiel keine einzige klare Torchance erarbeiteten , missfiel. Die Anhänger vermissten auch Grundtugenden wie Einsatzbereitschaft, Kampf und Leidenschaft, die man von Profis generell erwarten können sollte. Auch penetrantes Reklamieren einiger Spieler (Aytac Sulu, Kevin Großkreutz, Hamit Altintop), das unsportliche Betteln um einen Elfmeter (Artur Sobiech, Marvin Mehlem) und die mehrmalige Beteiligung an Spielertrauben konnten nicht kaschieren, dass sich in den entscheidenden Zweikämpfen meist die Sandhäuser durchsetzten.

Immerhin stellten sich die Spieler, die zu allem Überfluss wegen eines Handspiels beim 0:1 auch noch krass vom Unparteiischen benachteiligt worden waren, nach einem kurzen Verschwinden in den Katakomben einige Minuten nach dem Abpfiff den Fans auf der Südtribüne zum Gespräch. Der Austausch lief vernünftig ab, endete mit Applaus für die Mannschaft und Sprechchören für den noch immer verletzten Peter Niemeyer.

Wir haben heute nicht gekämpft. Heute Abend kann niemand von uns erhobenen Hauptes in den Spiegel gucken.

Terrence Boyd

Auch im Gespräch mit den Medien beschönigten Spieler und Coach die schwächste Saisonleistung (neben dem 0:3 in Ingolstadt, als allerdings der Gegner deutlich stärker als das allenfalls solide Sandhausen auftrat) nicht. Terrence Boyd, der für Artur Sobiech in die Startelf gerückt war, außer durch einige Fouls aber auch nicht aufzufallen vermochte, stellte sich selbst und den Mitspielern ein vernichtendes Zeugnis aus: "Wir haben heute nicht gekämpft. Heute Abend kann niemand von uns erhobenen Hauptes in den Spiegel gucken." Er wisse auch nicht, woran es hake: "Wir haben jeden Tag Spaß an der Arbeit, trainieren gut und wollten heute alle unbedingt gewinnen. Wir spielen 90 Minuten Fußball und haben genug Zeit, unseren Job zu machen. Da müssen wir uns an die eigene Nase packen und es ist auch egal, ob das erste Tor irregulär gewesen ist."

Freier Tag gestrichen - Seitenhieb auf Altintop

Frings wurde ebenso deutlich: "Wir haben heute von der ersten bis zu letzten Minute katastrophal gespielt. Die Leistung war eine absolute Frechheit den Fans gegenüber. Ich bin baff, weil ich nie geglaubt hätte, dass wir uns in einem Heimspiel so präsentieren." Als erste Konsequenz strich er den Profis ihren freien Sonntag - entgegen der Gepflogenheiten wird um 10 Uhr trainiert. Ab sofort werde er außerdem "keine Rücksicht mehr nehmen, wie einer heißt, wie sich einer präsentiert". Was auch ein Seitenhieb auf Hamit Altintop gewesen sein dürfte, der beide Gegentore einleitete und nicht zum ersten Mal in den vergangenen Wochen neben sich stand. Frings sah am Freitag "erfahrene Spieler, die den Ball nicht haben wollen". Und übte sich - was blieb ihm auch übrig - in Durchhalteparolen: "Wir müssen die mentale Blockade lösen, die Köpfe freikriegen, das aufarbeiten, die Fehler abstellen, den Bock umstoßen und dann versuchen, in Berlin zu gewinnen." Nächsten Freitag tritt der SV 98 bei "Eisern Union" an.

Jens Dörr