Sulu: "Wenn es zur Sache geht, sollte jeder da sein"
Unterschiedlicher konnte die Betrachtungsweise des Fußballabends kaum sein: "Das war von der ersten bis zur letzten Minute ein gutes Spiel", frohlockte SVS-Coach Kenan Kocak. "Wir haben von der ersten bis zur letzten Minute katastrophal gespielt", polterte hingegen Lilien-Trainer Torsten Frings. Die Begegnung bot tatsächlich kaum Höhepunkte oder spielerische Klasse. Vielmehr fand am Böllenfalltor ein regelrechter Abnutzungskampf mit harter Zweikampfführung statt.
"Die Unparteiischen hatten ein sehr sehr schweres Spiel und hatten auch nicht alles im Griff", kommentierte Sulu die großzügige Linie von Schiedsrichter Christian Dietz bei "Sky". "In der ersten Hälfte waren Entscheidungen dabei, die wir so nicht getroffen hätten", so der Innenverteidiger, der selbst nah an Gelb-Rot war, oft mit dem Unparteiischen diskutierte, sich aber am Ende an die eigene Nase fasste: "Wir dürfen nicht auf den Schiedsrichter schauen. So ein hitziges Spiel gehört dazu. Ist für jeden so ein Hallo-Wach-Ding: Wenn es zur Sache geht, sollte jeder da sein. Wenn du Fehler machst, wenn du nicht da bist, dann kannst du solche Spiele nicht gewinnen."
Hand-Tor: Sukuta-Pasu mit eigentlich irregulärem Treffer
Spielbericht
Zweikampfbewertung hin oder her - beim 0:1 unterlief dem Schiedsrichtergespann ein grober Schnitzer: Torschütze Richard Sukuta-Pasu nahm den Ball mit dem Arm mit in den Strafraum (17.). Ein Handspiel, das nicht geahndet wurde und am Ende im Rückstand für Darmstadt resultierte. Eine Situation, die den defensiv- und konterstarken Sandhäusern natürlich voll in die Karten spielte. Erneut Sukuta-Pasu besorgte nach einem Konter das 2:0 (71.). "Wir wussten, dass Sandhausen darauf spekuliert. Es ist eine Mannschaft, die destruktiv verteidigt und auf Fehler vom Gegner lauert und damit die Räume in der gegnerischen Hälfte nutzt", so Sulu.
Kulovits mit Verdacht auf Unterarmbruch
Allzu destruktiv war das, was der SVS anbot, allerdings gar nicht: Die Kurpfälzer setzten auf eine Mischung aus Pressing und kompaktem Zurückziehen. Die Innenverteidiger-Türme Tim Kister und Tim Knipping beherrschten den Luftraum und vorne wurde mit Angriffen immer wieder entlastet. "Ein Riesenkompliment für die gezeigte Leistung. Es war ein absolut verdienter Sieg", urteilte Kocak hinterher. Der Kampfsieg wurde allerdings auch teuer bezahlt: Paqarada musste frühzeitig angeschlagen runter (39.), der vom Verletzungspech verfolgte Kapitän Stefan Kulovits wurde mit Verdacht auf einen Unterarmbruch ausgewechselt (56.). Kocak reagierte noch im ersten Abschnitt mit einer Umstellung von 4-2-3-1 auf 3-4-1-2.
Frings' Doppelwechsel vor der Pause
Darmstadt fiel dagegen nur wenig ein. Schon früh hatte Frings genug gesehen und verteilte noch vor der Halbzeit zwei Denkzettel: Wilson Kamavuaka und Julian von Haacke mussten bereits in der 41. Minute runter - Jamie Maclaren und Yannick Stark kamen, einhergehend mit dem taktischen Wechsel von 4-2-3-1 auf 4-2-2, doch auch die Joker konnten die Kohlen nicht mehr aus dem Feuer holen. Flanken und Standards blieben das einzige Mittel des SV 98. "Mit langen Bällen kamen wir wieder mehr ins Spiel. Ich glaube aber nicht, dass wir wieder auf das lange Holz umstellen sollten. Kombinationsfußball ist das Richtige, nur dürfen wir nicht so viele Fehler machen", sagte Sulu, der dem Team nach dem Schlusspfiff im Spielerkreis ins Gewissen redete: "Solche Spiele verlierst du, wenn du Fehler machst. So langsam sollten wir die Fehler abstellen."