2. Bundesliga

Ab Sommer 2018: Stadt Darmstadt baut das "Bölle" um

SV 98 bleibt langfristig am Traditionsstandort

Ab Sommer 2018: Stadt Darmstadt baut das "Bölle" um

Umbau ab Sommer 2018: Das Stadion am Böllenfalltor wird ausgebaut.

Umbau ab Sommer 2018: Das Stadion am Böllenfalltor wird ausgebaut. imago

Wichtig aus baurechtlicher Sicht und auch für eine korrekte Terminologie: Beim nun bekanntgegebenen Vorhaben handelt es sich um einen Umbau im Bestand - und ausdrücklich nicht um einen Neubau. Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) stellte heraus: "Wir ertüchtigen ein reines Fußball-Stadion. Dafür haben wir eine Baugenehmigung." Ein neuer Bebauungsplan ist für den Umbau nicht vonnöten. Anders hätte dies beim einstigen, schon vor Monaten als gescheitert erklärten Plan ausgesehen, am Standort Böllenfalltor den Neubau einer Multifunktionsarena, die nicht nur für Fußball genutzt würde, umzusetzen.

Wie ein umgebautes Stadion am Böllenfalltor konkret aussehen könnte, dazu machten sowohl Partsch als auch der Präsident des SV 98, Rüdiger Fritsch, am Dienstag nur bedingt Angaben. Details zum Umbau sollen bis Ende Oktober erarbeitet werden. Bis dahin möchte die Deutsche Fußball Liga (DFL) vom Verein einen "Masterplan" sehen, wie die Lilien die DFL-Anforderungen an ein erst- und zweitligataugliches Stadion umzusetzen gedenken. Das Stadion in seiner jetzigen Verfassung ist trotz einiger Sanierungen und Verbesserungen (zum Beispiel zwei gemietete, überdachte Tribünen hinter den Toren) in keinem Zustand, den die DFL gemäß ihrer eigenen Vorgaben dulden will. So fehlt insbesondere die Überdachung der Gegentribüne, die definitiv kommen soll.

SV Darmstadt 98 - Vereinsdaten
SV Darmstadt 98

Gründungsdatum

22.05.1898

Vereinsfarben

Blau-Weiß

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Startschuss: Sommer 2018

Ob die im Zuge eines Umbaus abgerissen und samt Überdachung neu gebaut wird, ob aus den dortigen Stehplätzen bald Sitzplätze werden oder die jetzige, auf Kriegsschutt gebaute Tribüne erhalten und "nur" überdacht wird, blieb am Dienstag offen. Vorgesehen sind zudem mindestens 8000 Sitzplätze im gesamten Stadion bei angestrebten 19.000 Zuschauern insgesamt. Hinzu kommen der Umbau der Haupttribüne mit vermarktbaren Business- und Logenplätzen und ein Anbau an die Böllenfalltorhalle für Profisport, Schul- und Vereinssport und die Geschäftsstelle des SV 98. Die Umbauten sollen im laufenden Spielbetrieb vorgenommen werden, die Kapazität stets mindestens 10.000 Zuschauer betragen. Begonnen werden soll im Sommer 2018 mit dem Anbau an die Böllenfalltorhalle. Folgen sollen die Gegengerade und die Haupttribüne.

Verschiedene Finanziers

Bei den Kosten ging Oberbürgermeister Partsch davon aus, dass der Umbau günstiger als die zuletzt veranschlagten 33 Millionen Euro werden dürfte. Als Finanziers kommen die Stadt, der Verein und auch das Land Hessen infrage, das für einen Neubau bereits einen zweistelligen Millionenbetrag zugesagt hatte. Im Gespräch ist inzwischen auch, dass der SV 98 das Stadiongelände von der Stadt in Erbpacht übernimmt. Bisher ist der Verein schlicht Mieter des Stadions. Präsident Rüdiger Fritsch, der immer betont hatte, dass es ihm auf eine adäquate Spielstätte - ob an einem anderen Standort oder leicht bevorzugt am Traditionsstandort - ankomme, sagte mit spürbarer Erleichterung: "Wir sehen jetzt positive Aspekte, dass wir in Darmstadt weiter Profi-Fußball spielen können. Wir freuen uns, dass es Hand in Hand nach vorne geht."

Andere Standorte keine Alternative

Im Zuge der Bekanntgabe der Entscheidung für den Umbau des jetzigen Stadions, die auch die Mehrheiten in den politischen Gremien der Stadt mittragen dürften, wurde überdies erläutert, weshalb die vier Alternativstandorte wieder zu den Akten gelegt werden. "Die Umsetzung ist an allen Standorten nicht möglich - jedenfalls nicht in einem realistischen Zeitraum", so Partsch. Im vergangenen Jahr hatte er sich noch voller Überzeugung gezeigt, dass der Neubau an allen vier Standorten möglich sei. Vor der Oberbürgermeister-Wahl im Frühjahr, als die Prüfung hinter den Kulissen schon vorangeschritten war, hatte er bei einer Podiumsdiskussion überraschend erklärt, dass nun doch der Umbau des "Bölles" am wahrscheinlichsten sei.

So ist es nun gekommen. Gegen die Standorte "Weiterstadt" und "Gehaborner Hof" sprachen offenbar insbesondere die verkehrliche Erschließung, beim Standort "Weiterstadt" ergänzt um Naturschutz-Bedenken. Beim Standort "Arheilgen-West" fehlte der Stadt insbesondere für die Verkehrsanbindung ein Großteil der benötigten Fläche. Beim Areal "Südlich der B26" hätte es Probleme mit dem Artenschutz gegeben - insbesondere wegen des Großen Eichenbocks (auch Heldbock genannt), einer seltenen, dort ansässigen Käferart. Für die vielen Darmstädter Fußball-Fans, denen das 1921 eingeweihte "Bölle" als Standort ans Herz gewachsen ist, wurde der Heldbock am Dienstag zum Helden.

Jens Dörr