2. Bundesliga

Ulsaß: "Der Beste" und sein "unwürdiger Abschied"

Typen & Triumphe: Braunschweigs Meisterstück von 1967

Ulsaß: "Der Beste" und sein "unwürdiger Abschied"

Zwei Kapitäne beim Wimpeltausch: Braunschweigs Lothar Ulsaß (l.) und Bayerns Franz Beckenbauer im Jahr 1971.

Zwei Kapitäne beim Wimpeltausch: Braunschweigs Lothar Ulsaß (l.) und Bayerns Franz Beckenbauer im Jahr 1971. imago

Mit 14 Saisontreffern war der Offensivspieler 1966/67 Braunschweigs bester Torschütze. "Wir sind Meister geworden, und er war bei uns ganz klar der Beste", hebt Mitspieler Wolf-Rüdiger Krause im kicker-Interview dessen Stellenwert für das Meisterstück des BTSV vor 50 Jahren hervor. "Wir hatten Stützen wie Kaack, Schmidt, Moll oder Bäse, die das Gerüst zusammengehalten haben, aber Lothar ragte eindeutig heraus."

Große soziale Kompetenz

Nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz - erinnert sich Krause, der beim Braunschweiger Fußballwunder erst 21 Jahre jung und sportlich noch ein Nebendarsteller war: "Lothar Ulsaß war für damalige Verhältnisse ein Star - obwohl er sich nie so gegeben hat. Wenn der Trainer einen jüngeren Spieler mal hart rangenommen hat, dann ist Lothar hin und hat ihn wieder aufgebaut", streicht Krause dessen soziale Kompetenz heraus. "Das war in der Hierarchie einer Fußballmannschaft nicht selbstverständlich."

Skandal, Sperre, Abschied aus Braunschweig

Braunschweigs aktueller Trainer Torsten Lieberknecht mit der Sonder-Edition des kicker zu "50 Jahre Braunschweiger Meister-Helden"

Braunschweigs aktueller Trainer Torsten Lieberknecht mit der Sonder-Edition des kicker zu "50 Jahre Braunschweiger Meister-Helden" kicker

Umso mehr bedauert Krause, der 1993/94 Chefcoach der Löwen war, den Abschied seines einstigen Mitspielers. Ulsaß wurde nach dem Bundesliga-Skandal 1971 gesperrt - und brach noch im selben Jahr alle Zelte in Braunschweig ab. "Für Lothar war das ein unwürdiger Abschied", empfindet der Stürmer, der in der Meistersaison auf zwei Einsätze kam, dessen Weggang. "Er hat vielen leidgetan, weil wir ihn alle gemocht haben. Und zwar nicht nur wegen seiner herausragenden fußballerischen Qualitäten, sondern auch wegen seines Charakters."

Ulsaß wird nur 58 Jahre alt

1972 schließt sich Ulsaß dem Sportclub in Wien an, wo er 1999 im Alter von nur 58 Jahren an einem Schlaganfall stirbt. Zurückbleiben die Erinnerungen an einen außergewöhnlichen Fußballer und besonderen Menschen.

Kommen Sie mit auf eine Zeitreise durch besondere Geschichten: In großen Interviews erzählen Protagonisten, die die weiteren Dekaden geprägt haben, wie die Eintracht zu ihrer Zeit war. Bernd Franke, Bernd Buchheister, Mathias Hain und Torsten Lieberknecht haben zum Teil wenig meisterliche, aber überaus bewegte Zeiten erlebt und machen deutlich, dass dieser Klub mehr Geschichten geschrieben hat als de Meisterstory. Zusätzlich gibt es Statistiken zu den einzelnen Spielern, Spielerporträts und zahlreiche Anekdoten. All das lesen Sie im kicker-Sonderheft "Typen & Triumphe: Die Meister-Helden".

Fabian Istel