2. Bundesliga

Dynamo verurteilt Fan-Verhalten - Koch wird deutlich

Innenminister Strobl kündigt Sicherheitsgipfel an

Dynamo verurteilt Fan-Verhalten - Koch wird deutlich

Insgesamt knapp 6000 Zuschauer verloren sich am Sonntag im Wildpark. Rechts neben der fast leeren Tribüne der Dresdner Block.

Insgesamt knapp 6000 Zuschauer verloren sich am Sonntag im Wildpark. Rechts neben der fast leeren Tribüne der Dresdner Block. imago

Vor der Partie am Sonntag vor 5972 Zuschauern - darunter 2004 Gäste-Fans - waren Dynamo-Schlachtenbummler in Camouflage-Shirts mit der Aufschrift "Football Army Dynamo Dresden" sowie der dazugehörigen Gesichtstarnung und Mütze durch Karlsruhe marschiert. Beim Betreten des Stadions sei es zu Ausschreitungen gekommen, ein Großteil der Dresdner Anhänger soll den Eingangsbereich überrannt und die Imbissstände im Gästebereich geplündert haben. Zudem wurde vor und während des Spiels Pyrotechnik gezündet. Einige Gästefans "benahmen sich ganz erheblich daneben", konstatierte Einsatzleiter Fritz Rüffel. Insgesamt wurden laut Polizei 21 Ordner und 15 Polizisten verletzt.

Während der Partie ließen Dynamos-Anhänger auch unter dem Applaus der Karlsruher Haupttribüne plakativ einen Panzer rollen, erklärten dem DFB symbolisch den Krieg. "Gewalt, Kriegsrhetorik & Panzer auf Zaunfahnen? Die SGD ist stark und ruhmreich. Aber ganz gewiss nicht so", twitterte Dynamo noch Sonntagabend und verurteilte die Vorkommnisse.

Born verspricht Aufarbeitung

Die teilweise martialischen Aktionen der eigenen Fans seien optisch zwar "zum Teil beeindruckend, zum Teil aber weit über die Grenzen hinaus und so nicht akzeptabel" gewesen, sagte Geschäftsführer Michael Born gegenüber der Sächsischen Zeitung. In Dresden sollen die Vorfälle nun sachlich aufgearbeitet werden. "Das ist eine Sache, die wir ganz in Ruhe analysieren und keine vorschnellen Schlüsse ziehen. Dann werden wir mit Sicherheit unsere Konsequenzen daraus ziehen", so Born.

Konsequenzen drohen derweil beiden Vereinen: Wie der DFB am Montag auf sid-Anfrage bestätigte, hat der Kontrollausschuss ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und fordert dabei die Klubs im ersten Schritt zu einer Stellungnahme auf.

Darüber hinaus ließ Vizepräsident Rainer Koch in einer Stellungnahme wissen, dass der Fall auf die Tagesordnung der nächsten DFB-Präsidiumssitzung gesetzt wurde. "Wegen der neuen Qualität der Vorfälle werden wir die Lage am kommenden Freitag im DFB-Präsidium zur Sprache bringen und dort ausführlich mit den Vertretern der Liga analysieren. Die bisherigen Reaktionen bleiben weit hinter dem zurück, was jetzt notwendig ist." Der Verband gehe davon aus, "dass sich der Kontrollausschuss den schwerwiegenden Vorkommnissen mit der entsprechenden Konsequenz widmen wird" und werde "sehr aufmerksam das Verhalten des Vereins und die Maßnahmen" beobachten, "die dort aus den Vorfällen gezogen werden".

Innenminister Strobl kündigt Sicherheitsgipfel an

Auch Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) meldete sich zu Wort: "Wir mussten bei einem Fußballspiel wieder Dinge sehen, die wir wirklich nicht sehen wollen", sagte er mit Blick auf die Ausschreitungen. "Das können wir nicht einfach ignorieren. Das zeigt, wie notwendig es ist, dass wir uns intensiv mit dem Thema beschäftigen."

Strobl hat bereits einen Sicherheitsgipfel angekündigt, bei dem alle Beteiligten an einen Tisch gebracht werden sollen, um nach Lösungen gegen die Gewalt zu suchen. Das Treffen wird voraussichtlich Anfang Juli sein. Auslöser für das gestiegene Interesse der Landesregierung am Thema Stadion-Sicherheit war das Derby zwischen dem VfB Stuttgart und dem Karlsruher SC am 9. April. Bei der Zweitliga-Partie waren unter anderem aus dem KSC-Block Leuchtraketen aufs Spielfeld gefeuert worden. Das Fußballspiel stand zeitweise kurz vor dem Abbruch.

jch/dpa/sid