2. Bundesliga

Wolf wirbt um Geduld für Ginczek

Stuttgart: Zurück mit der Politik der kleinen Schritte

Wolf wirbt um Geduld für Ginczek

"Er ist ganz, ganz wichtig für uns": VfB-Coach Hannes Wolf (r.) spricht viel mit Daniel Ginczek.

"Er ist ganz, ganz wichtig für uns": VfB-Coach Hannes Wolf (r.) spricht viel mit Daniel Ginczek. imago

Charakterlich geerdet, menschlich nahbar, sportlich ehrgeizig und körperlich geplagt - aus solchem Holz sind Helden geschnitzt. Seit September 2015 ist Ginczek Stuttgarts tragischer Held. Ständig zurückgeworfen von schweren Verletzungen (zwei Kreuzbandrisse, ein Bandscheibenvorfall im Nacken) kämpft der Angreifer auch jetzt wieder - um seine Rückkehr zur Normalität. "Es ist auf jeden Fall noch ein Weg, den er zu gehen hat", meint Wolf, der dem Angreifer jeweils steigende Einsatzzeiten gönnt.

Gegen St. Pauli wurde Ginczek, der seit dem Jahreswechsel voll belastbar ist und uneingeschränkt trainiert, in der 74. Minute eingewechselt, gegen Düsseldorf in der 72., gegen Sandhausen in der 65. und am Freitag beim 2:1-Erfolg gegen Heidenheim in der 62. Minute. Nach seinem großen Verletzungspech brauche der Stürmer einfach "noch Zeit", wie der VfB-Trainer erklärt. Aber man benötige "auch seine Geduld, seine Ruhe und dass er diese Rolle akzeptiert". Die des Nachrückers, "die sich auch schnell ändern kann - zum Guten".

"Wir helfen ihm dabei, Geduld zu haben"

Leichter gesagt als getan. Das weiß Wolf, der deswegen viel mit dem Profi spricht, der ihm dessen Aufwärtstrend veranschaulicht, ihm die Politik der kleinen Schritte schmackhaft zu machen versucht. "Wir helfen ihm dabei, Geduld zu haben", sagt der Coach. "Er wird ständig gefragt, wann er wieder von Beginn an spielt. Wenn das ständig vorkommt, kann er sich schwer davon freimachen." Also arbeitet der 35-Jährige kommunikativ dagegen an. "Deswegen sprechen wir mit ihm darüber." Vor allem eine Argumentationskette ist schwer zu ignorieren. "Wenn ihm vor fünf Monaten einer gesagt hätte: Im Februar stehst du regelmäßig auf dem Platz, du hast alles trainiert und bist gesund. Dann hätte er das sofort unterschrieben."

Wenn das ständig vorkommt, kann er sich schwer davon freimachen.

Hannes Wolf über Fragen an Daniel Ginczek

Die Macht der Worte scheinen zu helfen. Ginczek ist nichts von einer aufkommenden Frustration anzumerken. Sobald er auf dem Rasen steht, sprüht er vor Einsatzfreude und Tatendrang. Nur zum Abschluss kommt er (noch) nicht. Dennoch gäbe es laut Wolf keinerlei Grund für Enttäuschung. "Daniel stand dreimal auf dem Platz, als wir die Spiele gewonnen und Tore geschossen haben. Auch wenn er nicht getroffen hat: Er ist ganz, ganz wichtig für uns." Und für den Torjäger sei es "ein brutaler Verstärker, dass er auf dem Platz steht, wenn wir Spiele gewinnen".

George Moissidis