2. Bundesliga

Woran Runjaic bei 1860 scheiterte

München: Schwache Abwehr, schlechte Laufwerte

Woran Runjaic bei 1860 scheiterte

Sammelte zuletzt keine Argumente mehr für eine Zusammenarbeit: Kosta Runjaic.

Sammelte zuletzt keine Argumente mehr für eine Zusammenarbeit: Kosta Runjaic. imago

Dass Runjaic die komplette 14-tägige Länderspielpause arbeiten durfte, statt einem neuen Trainer die Vorbereitung zu geben; dass er als bereits Geschasster in das Spiel gegen seinen Ex-Verein gehen musste; dass das Veto von Geschäftsführer Thomas Eichin, der formal nur e.V.-Präsident Peter Cassalette unterstellt ist, komplett übergangen wurde; dass Investor Hasan Ismaik sich seit Wochen wieder in für ihn fachfremde Bereiche wie die medizinische Abteilung und die sportliche Führung einmischt - all das überwiegt in diesen mal wieder turbulenten Tagen an der Grünwalder Straße.

Runjaic hatte kaum noch Argumente

Es überschattet aber auch, dass Runjaic wenige Argumente liefern konnte, sein weiteres Arbeiten zu rechtfertigen. Tabellenplatz 14, eine der schlechtesten Defensiven der Liga, nur ein Sieg aus den letzten neun Spielen - die Bilanz mit einem der bestbezahlten Kader der Liga ist nicht gut. Trotz der vielen Verletzungen von wichtigen Akteuren wie Stefan Aigner oder Ivica Olic sind die Probleme auch hausgemacht.

Dass nach einem vielversprechenden Start in die Liga verpasst wurde, einen gestandenen Innenverteidiger zu verpflichten, machte sich schnell bemerkbar. Keine der vielen von Runjaic getesteten Kombinationen in der Viererabwehrkette konnten dauerhaft überzeugen, die Anfälligkeit bei gegnerischen Standards (sieben Gegentreffer) liegt zum Teil an der mangelnden Eingespieltheit.

Schlechte Laufleistung

Durch die Laufleistung werden vorhandene Schwächen auch nicht kompensiert: In Sachen Sprints pro 90 Minuten (178) sind die Löwen Liga-Schlusslicht. Dazu legten nur Fürth (110.6) und Nürnberg (111.1) pro Spiel weniger Kilometer zurück als die Löwen (111,2). Platz 16 in diesem Ranking erarbeiteten sich die Münchner jedoch erst mit engagierteren Auftritten mit je über 118 Kilometern an den vergangenen beiden Spieltagen. Nicht umsonst hatten Leitwölfe innerhalb der Mannschaft zuvor bereits die Einstellung einiger Mitspieler in Frage gestellt.

Kein taktisches Korsett

Für Verunsicherung hatten zudem die Personalrochaden geführt, die Runjaic nach dem desaströsen Spiel gegen Fortuna Düsseldorf praktizierte, so pendelte der erfolgreichste Torschütze und notenbeste Löwe Michael Liendl auch aufgrund interner Dissonanzen zwischen Tribüne und Startelf. Für einige ins kalte Wasser geworfene Talente kam der Sprung zu früh, ein festes taktisches Korsett hatte der Coach bis zum Schluss nicht gefunden.

Die Eindrücke zusammen mit dem katastrophalen Auftritt in der zweiten Halbzeit beim SV Sandhausen (2:3) gaben am Ende den Ausschlag für die Entlassung, auch wenn Eichin weiter der festen Überzeugung war, die Wende mit Runjaic zu schaffen.

Patrick Kleinmann

Die 20 60-Trainer seit dem Abstieg