Carlos Mané lief Richtung Eckfahne, ließ sich auf die Knie fallen und hob beide Hände mit gestrecktem Zeigefinger gen Himmel. Erst vier Minuten waren am Montagabend in der Mercedes-Benz-Arena gespielt - und schon hatte der Offensivspieler des VfB Stuttgart gehörig Eindruck hinterlassen: mit dem schnellsten Debütanten-Doppelpack in der Zweitliga-Geschichte. "Er hat fantastisch gespielt", lobte später Trainer Hannes Wolf bei "Sky", "wir haben ihn relativ frei spielen lassen - nicht aus einer festen Position heraus."
Diese Freiheiten kamen Mané zugute. Er bestach mit ungemein hohem Tempo, seiner Ballfertigkeit und Zielstrebigkeit. Fürth bekam den 22-jährigen Portugiesen, der noch bis 2018 von Sporting Lissabon ausgeliehen ist, nie in den Griff. Ex-Trainer Jos Luhukay hatte auf den Angreifer und auch auf Pavard noch gezielt verzichtet, beide seien noch nicht so weit, man müsse noch viele Wochen Geduld mit ihnen haben. Auch unter diesen Verpflichtungen hatte das Verhältnis zwischen Luhukay und Sportvorstand Jan Schindelmeiser gelitten.
War Pavards Traumpass Zufall?
Nun aber durfte sich Wolf bestätigt fühlen, den beiden Neuzugängen zur Premiere verholfen zu haben. Mané und Pavard waren die besten Akteure auf dem Feld. Der französische Innenverteidiger, wie Mané ohne große Spielpraxis für fünf Millionen Euro aus Lille gekommen, glänzte mit abgeklärter Abwehrarbeit, dem Kopfballtor zum 3:0 und einem Traumpass beim ersten Treffer - auch wenn Wolf überraschend mutmaßte, der 20-Jährige habe da eher Kevin Großkreutz auf der rechten Seite anspielen wollen.
Wir haben nur ein Spiel gewonnen. Wir bleiben ruhig und bescheiden.
VfB-Coach Hannes Wolf nach dem 4:0 gegen Fürth
Ohnehin lobte der VfB-Coach lieber das Kollektiv. "Wir sind total glücklich mit dem Spiel", sagte er, "wir hatten den Moment auf unserer Seite - mit der ersten Chance das erste Tor. Danach haben wir gut gespielt und hatten eine gute Ballkontrolle." Stuttgart führte Fürth regelrecht vor, zur Pause war das Spiel entschieden. Und die Mannschaft hatte imponiert.
Spielbericht
Aufstieg? Wolf wiegelt ab
Trotzdem gab sich Wolf nach der Partie zurückhaltend. Er stellte klar: "Wir haben nur ein Spiel gewonnen. Wir haben großen Respekt von dieser 2. Liga, das wird sich durch diesen einen Sieg nicht ändern." Durch den Dreier zu Wolfs Heimpremiere verbesserte sich Stuttgart auf Rang drei.
Als der Trainer auf den Aufstieg angesprochen wurde, wiegelte dieser ab: "Der nächste Sommer ist so weit weg, das ist überhaupt nicht mein Thema. Wir bleiben ruhig und bescheiden." Die Fans aber hatten schon in den Schlussminuten skandiert: "Oh, wie ist das schön!" Ein Gesang, den man schon eine Weile nicht mehr vernommen hatte in der Mercedes-Benz-Arena.