2. Bundesliga

Förster und Buchwald: "Der VfB muss der VfB sein"

Keine Philosophie, zu viele Halbstars und kein Gegenkandidat

Förster und Buchwald: "Der VfB muss der VfB sein"

Podiumsdiskussion mit Krassimir Balakov, Karlheinz Förster, Guido Buchwald und kicker-Chefredakteur Jörg Jakob.

Podiumsdiskussion mit Krassimir Balakov, Karlheinz Förster, Guido Buchwald und kicker-Chefredakteur Jörg Jakob. kicker

Beim VfB Stuttgart herrscht dieser Tage das blanke Chaos. Erst ein öffentlicher Streit zwischen Trainer Jos Luhukay und Sportdirektor Jan Schindelmeiser. Schließlich eine schallende Ohrfeige vom Aufsichtsrat in Richtung Coach und der fast schon unvermeidliche Rücktritt einen Tag später . "Der VfB steht im schlechten Licht da", muss auch Förster am Donnerstagabend eingestehen, als er beim Legendentreffen auf die alten Weggefährten Krassimir Balakov und Buchwald trifft, sieht aber auch etwas Positives am frühen Trainerwechsel. "Wenn es nicht funktioniert, ist es vielleicht gut, dass der Trainer nach vier Spieltagen weg ist und der VfB jetzt noch die Chance hat, sich wieder neu auszurichten, einen neuen Trainer zu finden."

Buchwald schlägt bei der Podiumsdiskussion vor 70 kicker-Lesern eine ähnliche Richtung ein. Die frühe Trennung gebe den Schwaben die Möglichkeit, ihre Entscheidung zu korrigieren. Allerdings gebe man natürlich in der Außendarstellung kein gutes Bild ab, wenn so früh eine "führende Person das Handtuch wirft".

VfB Stuttgart - Vereinsdaten
VfB Stuttgart

Gründungsdatum

09.09.1893

Vereinsfarben

Weiß-Rot

mehr Infos
2. Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Eintracht Braunschweig Eintracht Braunschweig
15
2
Würzburger Kickers Würzburger Kickers
10
3
1. FC Heidenheim 1. FC Heidenheim
10

Förster: "Die Mannschaft hat genügend erfahrene Spieler"

Vor allem die Kaderplanung war wohl für die Trennung verantwortlich, Luhukay wollte die jüngsten Neuzugänge nicht – zu jung, zu unerfahren, keine Spielpraxis und keine Deutschkenntnisse. "Die Mannschaft hat ja genügend erfahrene Spieler", stellt sich Förster auf die Seite von Schindelmeiser. Er könne den Verein verstehen, dass man "ein bisschen wert auf die Zukunft legt und auf Spieler, die jung, heiß und hungrig sind."

Der VfB Stuttgart muss der VfB Stuttgart sein. Man muss eine eigene Philosophie haben und sagen, ich suche den Trainer zu meiner Philosophie.

Guido Buchwald

Buchwald kritisiert vor allem die öffentliche Auseinandersetzung. "Wenn man ein gemeinsames Ziel hat, muss man auch versuchen, dort gemeinsam hinzukommen. Die unterschiedlichen Meinungen, die es immer im Fußball gibt, muss man intern klären." In der Konsequenz müsse man alle Entscheidungen auch gemeinsam nach außen tragen.

Fehleranalyse beginnt mit Trapattoni, Tomasson und Grönkjaer

Bei der Fehleranalyse gehen die beiden VfB-Legenden weit zurück. "Man hat sich immer wieder auf eine Person verlassen", bemängelt Buchwald. "Man hat 2005 Giovanne Trapattoni geholt, der hat dann Grönkjaer und Tomasson für einen Haufen Geld geholt, ein halbes Jahr später wurde er entlassen und die Spieler wollte der neue Trainer nicht. Dann hat man wieder Geld verbrannt und immer so weiter. Man hat immer auf eine Person gebaut. Ich sage aber: Der VfB Stuttgart muss der VfB Stuttgart sein. Man muss eine eigene Philosophie haben und sagen, ich suche den Trainer zu meiner Philosophie." Auch Robin Dutt und Fredi Bobic hätten zu viel Macht gehabt und es habe zuletzt zu wenig Kontrolle der handelnden Personen gegeben – auch wenn jeder sein Bestes versucht hätte.

Zu viel Geld für Halbstars

Förster, mit dem Buchwald gemeinsam 1984 Deutscher Meister wurde, sieht es ähnlich. "Scouting, Sportdirektor, Trainer - das muss funktionieren", weiß er um die Säulen des Erfolgs und setzt zudem auf den Nachwuchs. "Der VfB hat immer noch ein großes Einzugsgebiet. Klar steht Hoffenheim in Konkurrenz, aber es gibt immer noch genügend Spieler, die zum VfB wollen." Allerdings sieht er den Klub in diesem Bereich nicht mehr so stark wie in der Vergangenheit. Spieler wie Mario Gomez, Sami Khedira oder Serdar Tasci bekomme man nicht immer aus dem eigenen Nachwuchsleitungszentrum heraus, sagt Buchwald und schiebt hinterher: "Mittelklassige Spieler muss man aus der eigenen Jugend holen." Es wurde zu viel Geld für Halbstars ausgegeben, diese Spieler müsse man selber ausbilden. Für Topspieler könne man hingegen sehr wohl mal richtig viel Geld in die Hand nehmen.

Förster wünscht sich Buchwald, Müller oder Ohlicher

Wie es in Stuttgart weitergeht, hängt auch vom neuen Präsidenten ab, denn die nächste Zerreißprobe steht dem Verein mit der Wahl Anfang Oktober bereits ins Haus. Der Verein schickt Unternehmer Wolfgang Dietrich ins Rennen - ein Kandidat, der schon im Vorfeld für Diskussionen sorgt. Buchwald wollte sich gar nicht dazu äußern, er kenne ihn lediglich als Investor bei den Stuttgarter Kickers.

Deutlicher wurde Förster. "Ich kenne Herrn Dietrich zu wenig, um mir da ein Urteil zu erlauben" sagt der Fußballer des Jahres 1982. "Ich hätte erwartet, dass man zumindest mal jemand vorschlägt, der aus dem Sport kommt. Zum Beispiel Guido Buchwald, Hansi Müller oder Hermann Ohlicher." Gerade weil es schon im Vorfeld Diskussionen gebe, wäre es angebracht gewesen, "einen anderen Namen ins Spiel zu bringen und dann können die Mitglieder entscheiden." Bis in Stuttgart Ruhe einkehrt, wird es also noch eine ganze Weile dauern.

tru