2. Bundesliga

Wenn es dem Esel zu wohl ist

George Moissidis kommentiert die Geschehnisse beim VfB

Wenn es dem Esel zu wohl ist

Zog am Donnerstag die Konsequenzen aus dem öffentlich ausgetragenen Konflikt mit Jan Schindelmeiser: Jos Luhukay.

Zog am Donnerstag die Konsequenzen aus dem öffentlich ausgetragenen Konflikt mit Jan Schindelmeiser: Jos Luhukay. picture-alliance

Ein altes Sprichwort sagt: Wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis. Jetzt ist der VfB mal wieder eingebrochen. Leichtfertig, ohne Not. Nach nur vier - wenn auch zugegeben durchwachsenen - Zweitligaspieltagen brauchen die Schwaben einmal mehr einen neuen Trainer. Jos Luhukay, der wie kein anderer bei seinem Amtsantritt die Hoffnung auf den sofortigen Wiederaufstieg personifizierte, aber auch bekannt ist, dafür eine gewisse Anlaufzeit zu brauchen, hat hingeschmissen. Die logische Konsequenz der jüngsten Entwicklung rund um den Zwist zwischen dem Trainer und Sportvorstand Jan Schindelmeiser. Ausgelöst durch die öffentliche Zurechtweisung des Niederländers von Wilfried Porth, der ihn am Mittwoch in die Schranken wies. Was für den Coach, der dies als Vertrauensbruch ansieht, das Fass der Unzufriedenheit zum Überlaufen brachte.

UMFRAGE: Luhukays Rücktritt - gut für den VfB Stuttgart?

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Weiß-Rot

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Luhukay

Luhukay Jos

Dass der Aufsichtsrat in Person seines stellvertretenden Vorsitzenden das Wort ergreift bzw. aktiv wird, ist so richtig und wichtig wie Bremsen am Stauende. Dass er dies allerdings öffentlich gemacht hat, obwohl er im gleichen Atemzug forderte, solche Konflikte intern zu lösen, unterstreicht, dass da einer Gas und Bremse verwechselt hat. Der Crash war abzusehen, die Reaktion Luhukays zu erwarten. Der Niederländer sieht sich nun einmal seinen eigenen Prinzipien verpflichtet.

Parallelen zu Augsburg und Paderborn

Der 53-Jährige, der schon zwei andere Male in Paderborn und Augsburg vorzeitig Abschied nahm, weil er sich von den jeweiligen Klubführungen verraten fühlte, ist nicht unschuldig an der Entwicklung. Er hätte sich durchaus mal dem diplomatischen Dienst verpflichtet fühlen und öffentlich Zurückhaltung üben können. Trotz seiner Unzufriedenheit über die jüngsten Verpflichtungen des Klubs, die nicht seinen Wünschen entsprachen. Dass er den Sportvorstand aber nicht in der Kabine oder im Mannschaftsbus haben wollte und ihn auch vom persönlichen Informationsfluss abschnitt, war sicher zu viel des Misstrauens. Dass er dagegen Thomas Hitzlsperger, Beauftragter des Vorstands, als Ohr der Klubführung empfand, ist durchaus nachvollziehbar. Welcher Trainer will schon, dass über seine Arbeit Protokoll geführt und Bericht erstattet wird?

Viel Porzellan wurde zerschlagen und Vertrauen zerstört, das nur Luhukay und Schindelmeiser hätten kitten können. Wenn überhaupt. Zur Not mit der Klubführung und/oder dem Aufsichtsrat als Mediator - intern und nicht öffentlich. Dann würde das Bild des Klubs wenigstens nicht den abstrakten Werken Kandinskys gleichen. Chaos auf schwäbisch.

kicker-Redakteur George Moissidis

kicker-Redakteur George Moissidis

Lesen Sie dazu in der aktuellen kicker-Ausgabe: Alles zu den Hintergründen des internen Streits beim VfB und über die Charaktereigenschaften Luhukays.