2. Bundesliga

Schmiedebach: "Ich bin kein Sonnenschein-Typ"

Hannover: Kapitän - neues Amt, altes Rollenverständnis

Schmiedebach: "Ich bin kein Sonnenschein-Typ"

Ist seit dieser Saison Hannover Kapitän: Manuel Schmiedebach.

Ist seit dieser Saison Hannover Kapitän: Manuel Schmiedebach. imago

Wenn es bei Hannover 96 so weiterläuft wie bisher, wird man ihn in der Öffentlichkeit selten hören. "Ich werde nicht unbedingt der Typ sein, der sich hinstellt, wenn wir gewinnen", sagt Manuel Schmiedebach, "wenn wir verlieren sollten - gerne. Dann stelle ich mich auch davor. Aber ich bin kein Sonnenschein-Typ."

Seinen Charakter verändert er nicht, auch wenn der 27-Jährige in dieser Saison in Hannover von Trainer Daniel Stendel das Amt des Mannschaftsführers übertragen bekommen hat. "Ich bin nicht durch die Kapitänsbinde beflügelt. Ich rede schon, seit ich auf dem Platz stehe. Immer. Das ist nun nicht viel mehr geworden."

Spielersteckbrief Schmiedebach
Schmiedebach

Schmiedebach Manuel

Hannover 96 - Vereinsdaten
Hannover 96

Gründungsdatum

12.04.1896

Vereinsfarben

Schwarz-Weiß-Grün

mehr Infos

Schmiedebach, der vielfach als der "etwas andere Profi" bezeichnet wird, hat ein eigenes Rollenverständnis. "Führungsspieler – für viele sind das die, die Tore schießen. Für Journalisten die, die am meisten sagen. Und in der Mannschaft sieht es schon wieder ganz anders aus. Am Ende sind wir ein Team, es muss stimmig untereinander sein." Abseits des Platzes sei jeder für sich selbst verantwortlich. Schmiedebach, der oft mit dem Bus oder Fahrrad zum Training kommt, gewohnt bodenständig: "Wenn die Jungs zwei, drei Autos haben, dann ist das deren Sache, deren Geld. Sie müssen wissen, ob sie später ein anständiges Leben haben möchten, oder ob sie jetzt im Highlife leben möchten und ihr Geld verjubeln."

"Es ist viel mehr Feuer drin"

Die Entscheidung, trotz des Abstiegs einen neuen Vierjahresvertrag bei 96 zu unterschreiben, hat Schmiedebach nicht bereut. Die Kommunikation in der Kabine ist aktuell besser als in der Zeit des Niedergangs. "Es ist einfacher geworden, weil nicht mehr so viele Sprachen in Umlauf sind wie davor." Und der Sport selbst begeistert Schmiedebach im neuen Kader auch. "Es war schon nach dem ersten Training so, dass man reingekommen ist und gesagt hat: Das macht Spaß. Es ist viel mehr Feuer drin. Das, was in den letzten Jahren teilweise gefehlt hat."

Und was ihn nach dem bitteren Abstieg durchaus auch länger zum Grübeln über die Zukunft gebracht hat. Am Ende war es auch die Nähe zur Familie in seiner Heimatstadt Berlin und die zur Familie seiner Freundin in Neustadt, die ihn zum Bleiben in der niedersächsischen Landeshauptstadt bewegten. Und ein langjähriger Kumpel aus Rostock. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass du bei einem anderen Verein spielst", habe dieser gesagt, erzählt Schmiedebach. "Er kennt mich da teilweise besser als ich mich selbst kenne."

Schmiedebach will in Hannover seine Karriere beenden

Der Langzeitvertrag könnte nun ein Schritt für die Ewigkeit sein. Garantien gibt es im Profifußball nicht, aber: "Ich gehe davon aus, hier meine Karriere zu beenden. Ich habe keinen anderen Plan im Kopf." Aber den, dass es nach der Karriere ein Job mit Bezug zum Fußball werden könnte – "nicht als Trainer, eher im Scouting". Hannover ist Schmiedebachs zweite Heimat, in der er sich "pudelwohl" fühlt. "Ich kenne hier jede Straße, jede Abkürzung." Und eine Menge Bolzplätze. Mit zwei, drei Freunden sucht er sie öfters auf, irgendwo in der Stadt. Einfach dort, wo etwas los ist. Und einfach dann, wenn er Lust dazu hat und vom Training nicht zu erschöpft ist. "Das mache ich öfter noch. Dann wird zwischendrin schon auch gefragt, ob man der Manuel Schmiedebach ist. Aber dann spielt man ganz normal weiter. Das ist halt Fußball."

Michael Richter