2. Bundesliga

Rassismus und Manipulation: Ismaiks Rundumschlag

Investor will 1860 München weiter unterstützen

Rassismus und Manipulation: Ismaiks Rundumschlag

"Der Verein hat keine klare Strategie": 1860-Investor Hasan Ismaik erhob am Mittwoch schwere Vorwürfe.

"Der Verein hat keine klare Strategie": 1860-Investor Hasan Ismaik erhob am Mittwoch schwere Vorwürfe. imago

Erst die neuen Accounts bei Twitter und Facebook ("Ismaik 1860"), jetzt ein ellenlanger offener Brief: Hasan Ismaik geht in die Offensive. Der unnahbare Investor von 1860 München wirft dem Klub-Management Versagen, den Medien Verzerrung vor. Seine Kernaussage allerdings: "Ich bestätige Euch hiermit erneut, dass ich diesen Verein weiterhin voll unterstützen werde, sei es über weitere finanzielle Investments oder auf andere Weise."

Die jüngsten Gerüchte, er würde 1860 mit Insolvenz drohen, hätten ihn "überrascht", schreibt Ismaik. "Da ich 60 Prozent der Anteile am Verein besitze, wäre diese Drohung so, als würde ich mich selbst erpressen!" Und dennoch verweigerte er den bewährten Finanztrick, Darlehen in Höhe von 3,5 Millionen Euro in Genussscheine umzuwandeln, um dem Verein eine empfindliche DFL-Strafe zu ersparen.

Ich möchte wissen, wohin meine Gelder geflossen sind!

Hasan Ismaik

"Diese Entscheidung erfolgte mit den besten Absichten", behauptet Ismaik nun. "Es ist der einzige Weg, um Euch, den loyalen Fans des Vereins, zu zeigen, dass ich diejenigen zur Rechenschaft ziehen möchte, die für das Management des Klubs verantwortlich sind." Genug sei genug: "Eine erneute Umwandlung meines Darlehens in Genussrechte ähnelte aus meiner Sicht der Situation, in der man einem Kind fortlaufend Geld gibt, weil es das Geld, das man ihm am Tag zuvor gegeben hat, wieder ausgegeben hat. Dies lehrt das Kind keine Verantwortung, bereitet es nicht auf das Leben in der wirklichen Welt und einen verantwortlichen Umgang mit Geld vor."

Er habe inzwischen "nahezu 50 Millionen Euro" investiert, ohne dass sich die sportliche Situation der Löwen verbessert hätte. "Für mich ist nicht erkennbar, wofür mein Geld ausgegeben wurde", schreibt Ismaik. "Ich habe keinen Einblick, wohin frühere Investments in den Verein geflossen sind, weswegen der Verein sich zur Zeit meines Einstiegs in einer bedauerlichen finanziellen Schieflage befand. Dies sind keine Anschuldigungen, sondern wichtige Fragen, auf die die Berichterstattung fokussiert sein sollte. Ich möchte wissen, wohin meine Gelder geflossen sind!"

Die größten Probleme sind die verzerrte Berichterstattung in den Medien und die Manipulation der Medien durch beteiligte Parteien, die ihre eigenen Ziele verfolgen.

Hasan Ismaik

Belohnung seiner "finanzielle Loyalität" seien "Misstrauen und Hindernisse sowohl von innerhalb als auch von außerhalb des Vereins". "Die größten Probleme sind die verzerrte Berichterstattung in den Medien und die Manipulation der Medien durch beteiligte Parteien, die ihre eigenen Ziele verfolgen."

Sein Vorwurf an die Klubführung: "Dieser Verein hat hohe Fixkosten gemessen an seiner Position in der Liga. Der Verein hat keine klare Strategie oder einen Geschäftsplan, der angemessen die derzeit verringerten Einkommensverhältnisse widerspiegeln würde. Darüber hinaus gibt es derzeit keine Studie, die eine überlebensfähige Alternative zur Nutzung der Allianz Arena aufzeigen würde."

Sein Vorwurf an die Medien: "rassistischen Schlagzeilen", die "versuchten, mich von den anderen loyalen Fans des TSV 1860 aufgrund meiner ethnischen Herkunft auszugrenzen". Sie schürten so "negative Vorurteile gegen alle arabischstämmigen Menschen".

Ismaik will verstärkt gehört werden, aber nicht mehr Einfluss

In dieser Gemengelage mache es für ihn "keinen Sinn, meine Unterstützung zu beenden", beteuert Ismaik. "Ich bin nach München zum TSV 1860 gekommen, weil ich unbedingt diese wichtige Säule der deutschen Sporthistorie retten wollte. Daran hat sich nichts geändert."

Doch er hat Wünsche. Zum einen möchte er, dass in Zukunft seine "Hinweise und Beobachtungen gehört und respektiert werden", ohne mehr Einfluss zu nehmen, als es rechtlich vorgesehen ist. Sonst, argumentiert Ismaik, hätte "ich sicher nicht Bereiche, die meiner Kontrolle unterlagen, wie etwa die Vermarktungsrechte des Klubs, einfach aus der Hand gegeben". Jene Rechte hatte er voriges Jahr an Infront übertragen.

Gebt mir Eure Stimme, um meinem Anliegen gegenüber den deutschen Verbänden Gehör zu verschaffen.

Hasan Ismaik

Zum anderen - und da wird es unrealistisch - wünscht sich Ismaik nichts sehnlicher als die Abschaffung der 50+1-Regelung. "Ich möchte die deutschen Fußballverbände darum bitten, ihre Haltung im Hinblick auf das Eigentum und die Führung von Sportklubs durch ausländische Investoren zu überdenken. Darum, die rechtlichen Rahmenbedingungen, die für die Führung von Sportklubs gelten, an die Regeln europäischer Nachbarländer, wie England, anzupassen", schreibt er, obwohl er eingangs noch bestreitet, die Tradition des Klubs "in irgendeiner Weise" ändern zu wollen. Die Anhänger sollen ihre Stimme erheben, "um meinem Anliegen gegenüber den deutschen Verbänden Gehör zu verschaffen".

"Wenn ich die Unterstützung von Euch und von den deutschen Verbänden erhalte, bin ich bereit, diesem fantastischen Verein all die finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen, die es erfordert, um wieder dorthin zu gelangen, wo der Verein hingehört", schreibt er. Und wenn nicht? Man könnte es auch so verstehen: Bleibt 50+1, steigt er aus.

jpe