2. Bundesliga

Mathenia verriegelt den Lilien-Kasten

Darmstadt steht auf dem Aufstiegsrelegationsplatz

Mathenia verriegelt den Lilien-Kasten

Alles im Griff: SV98-Torwart Christian Mathenia.

Alles im Griff: SV98-Torwart Christian Mathenia. Getty Images

Wer einmal die Porträtfotos von Mathenia und FC-Bayern-Torhüter Manuel Neuer nebeneinanderstellt, stößt auf eine verblüffende optische Ähnlichkeit - markantes Kinn, volle Lippen, ähnliche Gesichtszüge, gleiche Frisur. Den Schlussmann des SV Darmstadt 98 auch anderweitig mit dem Welttorhüter und besten WM-Keeper 2014 zu vergleichen wäre derzeit aber noch etwas vermessen. Doch auch in der Spielweise nähert sich Mathenia dem Nationalelfkeeper langsam an, entwickelt sich immer mehr zum Überflieger.

Am Freitag rettete er den Lilien mit zwei starken Paraden das 0:0 gegen den Karlsruher SC. In Hälfte eins parierte der 22-Jährige einen Kopfball von Daniel Gordon spektakulär mit einer Hand. Kurz vor Schluss behielt er gegen den frei vor ihm auftauchenden Koen van der Biezen per Fußabwehr die Oberhand. Auch ansonsten traf Mathenia die richtigen Entscheidungen - etwa bei zwei, drei Ausflügen weit aus dem eigenen Strafraum heraus, die sofort an Neuers markante Aktionen erinnerten.

SV Darmstadt 98 - Die letzten Spiele
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Spielersteckbrief Mathenia
Mathenia

Mathenia Christian

2. Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
FC Ingolstadt 04 FC Ingolstadt 04
30
2
Eintracht Braunschweig Eintracht Braunschweig
26
3
SV Darmstadt 98 SV Darmstadt 98
25

Jeder macht bei uns seinen Job. Meiner ist es, auch mal ein, zwei Bälle zu halten.

SV98-Torwart Christian Mathenia

Der Zähler gegen den KSC ging insofern auch auf das Konto des Darmstädter Torwarts. "Jeder macht bei uns seinen Job. Meiner ist es, auch mal ein, zwei Bälle zu halten", bleibt Mathenia allerdings bescheiden. Und denkt, wie es die Südhessen nicht müde zu betonen werden, nur an die Mannschaft: "Es ist natürlich schön, dass ich mich ein wenig auszeichnen konnte - aber viel mehr freut es mich, dass wir als Team den Punkt holen konnten." Die Fans feierten diesmal vor allem ihren Schlussmann. "Das ist das schönste Feedback, das man bekommen kann, das saugt man auf, das pusht", sagt der Schlussmann zu den Sprechchören, die diesmal meist ihm galten.

Wetklos Abgang war Mathenias Chance

Schon beim 1:1 in Heidenheim hatte Mathenia den 98ern einen Punkt gerettet - ausgerechnet im Vergleich mit dem vor wenigen Tagen am Kopf operierten FCH-Torwart Jan Zimmermann, in dessen Fußstapfen er in Darmstadt treten musste. In den vergangenen Wochen ist auch insgesamt eine Steigerung in den Leistungen des Keepers festzustellen, an dessen Status als Nummer 1 Trainer Dirk Schuster und Torwart-Coach Dimo Wache trotz einiger Anlaufschwierigkeiten nicht rüttelten. Nach der Trennung von der designierten Stammkraft Christian Wetklo noch in der Vorbereitung gab die SVD-Regie dem eigentlich als Backup verpflichteten Mathenia auch den Vorzug vor dem deutlich erfahreneren Patrick Platins (31), der sich seither wie Marius Sauss (22) klaglos hinten anstellt.

Nun zahlt Mathenia das Vertrauen nach und nach zurück, hat seine - auch selbst erkannten und benannten - Schwächen bei Flanken und den zu Beginn oft ins Seitenaus segelnden Abstößen weitgehend abgestellt. Nach Rückpässen kommen Mathenias Befreiungsschläge hin und wieder noch zu flach und nicht weit genug und bringen den Gegner schnell wieder in Ballbesitz.

Mathenias starke Bilanz

Die positive Tendenz in den mittlerweile konstant zuverlässigen und immer öfter durch Glanzlichter gespickten Partien des unter anderem beim FSV Mainz 05 ausgebildeten Schlussmanns - von wo ihn Wache holte - ist indes klar ersichtlich. Die Statistik unterstreicht die Zweitligatauglichkeit Mathenias, obgleich es ihm die geschlossene Defensivarbeit seiner Vorderleute leicht macht. Nur zwölfmal musste Mathenia in 15 Partien hinter sich greifen, blieb achtmal - darunter in sieben von acht Heimspielen - ohne Gegentreffer. "Es macht mir jedes Mal unheimlich Spaß, hier zu spielen", schwärmt er von den Auftritten am "Bölle" - was aus Torwart-Sicht ob der genannten Zahlen kaum verwundert.

Jens Dörr