2. Bundesliga

Balitsch: "Das Niveau enttäuscht mich"

Frankfurts Innenverteidiger wundert sich über die Liga

Balitsch: "Das Niveau enttäuscht mich"

Avancierte schnell zum Leistungsträger: Hanno Balitsch (re.) ist fester Bestandteil in der Innenverteidigung des FSV Frankfurt.

Avancierte schnell zum Leistungsträger: Hanno Balitsch (re.) ist fester Bestandteil in der Innenverteidigung des FSV Frankfurt. imago

Besser hätte sich Hanno Balitsch seinen Einstand beim FSV nicht ausmalen können. Nur fünf Tage nach seiner Vertragsunterschrift am 18. August erzielte der Defensivakteur den 1:0-Siegtreffer beim 1. FC Nürnberg, wo seine Dienste nach dem Abstieg nicht mehr gefragt waren. Beachtlich: Obwohl der 33-Jährige nach dem 34. Spieltag am 10. Mai gut drei Monate lang nur individuell trainierte, stand er seit seiner Verpflichtung bis auf eine Ausnahme stets 90 Minuten auf dem Platz.

Mit einem Schnitt von 3,27 ist Balitsch zudem der notenbeste Feldspieler der Hessen. Lief er in seinen 343 Bundesligaspielen überwiegend im Mittelfeld auf, spielt er beim FSV in der Innenverteidigung. Durch gutes Stellungsspiel, starke Präsenz in den Zweikämpfen und Ruhe am Ball avancierte Balitsch im Rekordtempo zu einer unverzichtbaren Größe im Team. Seine Tempo-Defizite fallen nicht so sehr ins Gewicht, da er gut antizipiert.

"Wir erwarteten schon, dass Hanno uns aufgrund seiner professionellen Einstellung und Erfahrung zügig weiterhilft. Dass er physisch so schnell dazu in der Lage war, kam dennoch ein Stück weit überraschend", freut sich Geschäftsführer Sport Uwe Stöver und konstatiert: "Hanno ist ein Volltreffer für uns."

Zukunft offen - Klassenerhalt als Ziel

Balitsch selbst genießt den Herbst seiner Karriere. "Mir macht es großen Spaß da hinten", sagt er über seine Rolle als Innenverteidiger. Im Sommer spielte die Kämpfernatur kurzzeitig mit dem Gedanken, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. "Ich wollte nicht auf Biegen und Brechen weitermachen. Anfragen aus dem Ausland kamen wegen meiner Familie nicht infrage. Aber ich wollte meine Karriere auch nicht mit einem Abstieg beenden und noch mal Spaß am Fußball haben", erklärt Balitsch. Bewusst entschied er sich nur für einen Einjahresvertrag. Wie es nach der Saison weitergeht, ist offen.

Es heißt immer, dies sei die stärkste 2. Liga der Welt, doch das Niveau enttäuscht mich ein bisschen.

FSV Frankfurts Hanno Balitsch

Sollte er seine Laufbahn beenden, plant er als ersten Schritt, die DFB-Elite-Jugend-Lizenz (Trainer-B-Schein) zu erwerben. Gleichwohl betont Balitsch: "Ich sehe mich später nicht zwingend als Trainer." Vorher will er mit Frankfurt die Liga halten. "Am Anfang haben wir noch nach dem richtigen Rhythmus gesucht, inzwischen hat sich unser Niveau jedoch eingependelt", stellt Balitsch fest.

Mit elf Punkten aus sechs Partien war die Ausbeute zuletzt gut. Etwas überrascht ist der Führungsspieler derweil von der spielerischen Klasse: "Es heißt immer, dies sei die stärkste 2. Liga der Welt, doch das Niveau enttäuscht mich ein bisschen, ist schwächer als erwartet. In Ballbesitz gibt es zum Beispiel wenige Teams, die eine konkrete Idee verfolgen, wie sie nach vorne kommen."

Julian Franzke