2. Bundesliga

Nürnberg stellt Ismael frei

Sportvorstand Bader wieder auf Trainersuche

Nürnberg stellt Ismael frei

Die Auftritte des Club ließen unter Valerien Ismael zu oft zu wünschen übrig.

Die Auftritte des Club ließen unter Valerien Ismael zu oft zu wünschen übrig. imago

Der Freitagabend offenbarte erneut: Nicht einmal gegen den SV Sandhausen, eine Mannschaft, die nicht zur Spitzengruppe der 2. Liga zählt, war der Club in der Lage, einen überzeugenden Auftritt hinzulegen. Geschweige denn einen souveränen Sieg zu landen. Beim SVS setzte es eine bittere 1:2-Niederlage - bereits das dritte Spiel in Folge ohne Sieg und die siebte Saisonpleite für die Franken.

Hernach sagte Wolfgang Wolf zwar: "Ich habe in meinem biblischen Alter gelernt, dass man die Sache ruhig angehen sollte." Allerdings weiß auch der Sportliche Leiter: "Es ist ein Ergebnissport." Nun nutzten die Verantwortlichen die Länderspielpause für den Schritt, Ismael zu entlassen. Bader und Wolf hatten dem Aufsichtsrat vorgeschlagen, den Franzosen zu beurlauben. "Nach intensiven Beratungen wurde beschlossen, der Empfehlung zuzustimmen", hieß es am Montagabend nach einer mehrstündigen Aufsichtsratssitzung.

1. FC Nürnberg - Die letzten Spiele
SV Elversberg Elversberg (H)
3
:
0
Fortuna Düsseldorf Düsseldorf (A)
3
:
1
2. Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
FC Ingolstadt 04 FC Ingolstadt 04
27
2
Fortuna Düsseldorf Fortuna Düsseldorf
24
3
SV Darmstadt 98 SV Darmstadt 98
23
Trainersteckbrief Ismael
Ismael

Ismael Valerien

Der Grund für die Entlassung liegt auf der Hand: die sportliche Misere. Nur 14 Punkte aus 13 Spielen, Tabellenplatz 14, gerade einmal zwei Zähler über dem Abstiegs-Relegationsplatz: So war Ismael am Valznerweiher nicht mehr zu halten. Noch am Freitag nach dem Schlusspfiff hatte dieser am Sky-Mikrofon gesagt: "Meine Mannschaft wird kommen. Man hat gute Ansätze gesehen." Wer die bisherigen Darbietungen und der Regie des Ex-Profis analysiert, kommt aber zu dem Schluss: Mehr als Ansätze waren es nicht. Was ist Ismaels Spielidee? Eine Philosophie, eine klare Handschrift war nicht zu erkennen. Das Bild, das die Mannschaft unter seiner Dirigentschaft bis dato zeichnete, war verschwommen.

Die Mannschaft mühte sich, offenbarte aber an etlichen Stellen nicht zu verhehlende Schwächen - Mängel, auf die es Ismael nicht verstand, adäquat zu reagieren. Der Club musste schon 24 Gegentreffer schlucken. Nur St. Pauli, der Vorletzte des Tableaus, hat mehr kassiert (25). Auch die 14 erzielten Tore werden von nicht allzu vielen Teams unterboten.

Viele Zugänge waren Fehlgriffe

Gewiss: Man muss Ismael zugutehalten, dass der Kader vor dieser Spielzeit runderneuert wurde. 17 externen Zugängen (plus Tobias Pachonik aus der U 23 und Markus Mendler nach Leih-Ende in Sandhausen) standen 22 Abgänge gegenüber. Viele der neuen Spieler - das lässt sich gegen Ende der Hinserie zumindest vorsichtig zwischenbilanzieren - waren Fehlgriffe.

So geriet auch Sportvorstand Bader in die Diskussion. Im Aufsichtsrat versuchte Günther Koch schon zum wiederholten Male, den Vorstand abzuberufen. Bislang jedoch vergeblich, wenn auch dieses Mal das Thema länger erörtert wurde als früher. "Das Klima hat sich geändert", bestätigte Aufsichtsratsmitglied Dr. Thomas Grethlein und kündigte auch an, dass sich das Gremium bald auch mit anderen Fragen beschäftigen wird: "Der Aufsichtsrat wird sich kritisch mit den Strukturen des Vereins auseinandersetzen, weil die sportliche Entwicklung in den letzten eineinhalb Jahren alles andere als zufriedenstellend war."

Die Liste der Trainer, die seit seinem Amtsantritt am 1. Januar 2004 in Nürnberg arbeiteten, ist lang: Angefangen bei Wolfgang Wolf über Hans Meyer und Thomas von Heesen bis hin zu Michael Oenning. Nachdem schließlich Dieter Hecking Ende Dezember 2012 seine Ausstiegsklausel gezogen hatte und gen Wolfsburg aufgebrochen war, hob Bader mit Ismael den vierten Trainer ins Amt. Zuvor waren bereits Michael Wiesinger, interimsweise Roger Prinzen und Gertjan Verbeek gescheitert. Die meisten mussten frühzeitig ihre Koffer packen - so wie Ismael jetzt.

Wolf wird kein Trainer - Bader unter Druck

Sieht sich in Nürnberg ausschließlich auf der Management-Ebene: Wolfgang Wolf.

Sieht sich in Nürnberg ausschließlich auf der Management-Ebene: Wolfgang Wolf. imago

Für die nun notwendige Nachfolge-Suche sagte Manager Wolfgang Wolf gegenüber dem kicker: "Ich stehe auf keinen Fall zur Verfügung, auch nicht übergangsweise." Eine solche Aussicht entsprach zu keiner Zeit den Gedankenspielen des früheren Trainers, als ihn Vorstand Martin Bader im Sommer nach dem Bundesligaabstieg wieder an den Valznerweiher lotste. "Ich bin nicht hierhergekommen, um nur darauf zu warten, dass der Trainer abgelöst wird, um dann wieder selbst als Trainer zu arbeiten", stellt Wolf unmissverständlich klar. Der 308-malige Bundesligaspieler hatte die Nürnberger bereits von 2003 bis 2005 als Coach betreut.

Vielmehr sieht sich Wolf weiterhin in der Funktionärsrolle. "Ich will beim Club etwas bewegen, aber auf der Managementebene. Ich will und muss mehr Verantwortung übernehmen", so Wolf.

Wer nun Ismaels Nachfolger wird, ist nicht klar. Auch hielt sich Bader diesmal mit Aussagen über das gewünschte Anforderungsprofil bedeckt. "Wir sind für alles offen", hieß es vielsagend. Bader betonte jedoch, dass er aus Respekt vor Ismael noch mit keinem Kandidaten gesprochen hat. Ob das stimmt, das kann nur schwer verifiziert werden. Fest steht aber, dass sich Bader nicht wieder eine lange Trainersuche, wie in der vergangenen Saison als Gertjan Verbeek nach wochenlanger Suche verpflichtet wurde, nicht leisten wird können.

Ein adäquater Nachfolger soll möglichst schnell her, um dem Club wieder in die Spur zu bringen. Der Bundesligaabsteiger 1. FC Nürnberg, mit der Ambition des sofortigen Wiederaufstiegs angetreten, rangiert nach dem bitteren 1:2 in Sandhausen auf dem 14. Tabellenplatz und hat lediglich zwei Zähler Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Bis ein Nachfolger gefunden ist, leiten Fitness- und Reha-Trainer Markus Zidek sowie Torwart-Trainer Daniel Klewer die Übungseinheiten.

Christian Biechele