2. Bundesliga

Neururer: "Fetzen? Ich bin bereit"

Bochum: Drei Spiele, drei Siege, null Gegentore

Neururer: "Fetzen? Ich bin bereit"

"Ich bekomme tatsächlich eine Gänsehaut": Bochums Trainer Peter Neururer.

"Ich bekomme tatsächlich eine Gänsehaut": Bochums Trainer Peter Neururer. imago

Herr Neururer, unter Ihrer Regie gab es in drei Spielen drei Siege ohne Gegentor. Was ist passiert?

Peter Neururer: Wir haben nun eine gute Perspektive, den Klassenerhalt zu schaffen, weil wir nicht abhängig sind von anderen. Mehr nicht. Aber das Umfeld ist aufgewacht, alle sind zusammengerückt.

Es wirkt, als sei Bochum aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Gegen St. Pauli kamen 26 000 Zuschauer, gegen Köln ist das Stadion ausverkauft. Warum strömen die Leute plötzlich wieder zum VfL?

Neururer: Vielleicht kommen ein paar Zuschauer mehr, um den Neururer mal wieder auf die Schnauze fallen zu sehen. Aber alle rücken zusammen, wenn die Not am größten ist. Und es war halt die größte Not der Vereinsgeschichte.

2. Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Hertha BSC Hertha BSC
72
2
Eintracht Braunschweig Eintracht Braunschweig
66
3
1. FC Kaiserslautern 1. FC Kaiserslautern
55
Trainersteckbrief Neururer
Neururer

Neururer Peter

VfL Bochum - Vereinsdaten
VfL Bochum

Gründungsdatum

14.04.1938

Vereinsfarben

Blau-Weiß

mehr Infos
VfL Bochum - Die letzten Spiele
Werder Bremen Bremen (A)
4
:
1
Bayer 04 Leverkusen Leverkusen (H)
0
:
5

Haben Sie eigentlich für alle Spieler jetzt XXL-Trikots bestellt? Weil alle plötzlich wieder mit ganz breiter Brust auflaufen?

Neururer: Nein, die alten Trikots passen schon noch. Aber ich habe viel mit den Spielern geredet, es war ja klar, dass im mentalen Bereich einige Blockaden vorlagen. Ich habe den Spielern klargemacht, dass die Einstellung wichtiger ist als die Aufstellung. Versagensängste sind in den Hintergrund getreten, auch wenn wir immer noch mit dem Rücken zur Wand stehen.

Vielleicht kommen ein paar Zuschauer mehr, um den Neururer mal wieder auf die Schnauze fallen zu sehen.

Bochums Trainer Peter Neururer

Auch rund um die Mannschaft herrscht ein anderer Geist und neue Zuversicht. Wie haben Sie das hinbekommen?

Neururer: Das ist ja keine One-Man-Show. Da sind alle wichtig, vom Zeugwart bis zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates. "Boah, wie geil", würde die junge Generation sagen. Und ich - mit fast 60 Jahren und über 600 Spielen im Profibereich - bekomme tatsächlich eine Gänsehaut.

Was stimmt Sie zuversichtlich, dass der Trend anhält?

Neururer: Die Spieler rufen wieder mehr von der Qualität ab, die in unserem Kader steckt. Wenn wir aus dieser Nummer rauskommen, dann kann hier etwas Großes entstehen.

Was meinen Sie konkret damit?

Neururer: Das soll jetzt nicht heißen, dass der VfL Bochum wieder in den Europapokal einzieht. Sieht man diese Begeisterung, dann halte ich es für möglich, dass für die nächste Saison 20 000 Dauerkarten verkauft werden. Und mittelfristig sollte mit dem VfL Bochum die Rückkehr in die Bundesliga machbar sein.

Ich habe mich breitschlagen lassen, mein spärliches Haupthaar in den Vereinsfarben Blau-Weiß zu färben.

Bochums Trainer Peter Neururer

Am Samstag geht es gegen Köln, einen Ihrer liebsten Ex-Klubs. Als Sie TV-Experte waren, flogen einige Pfeile zwischen Ihnen und Holger Stanislawski.

Neururer: Ich habe zum Beispiel gesagt, dass die Verpflichtung des 30-jährigen Maierhofer den angekündigten Umbruch des Vereins, auf die Jugend zu setzen, konterkariert. Dazu stehe ich. Zu Stani habe ich ein gutes Verhältnis, aber wenn er sich fetzen will, stehe ich bereit.

Was machen Sie denn, wenn der Klassenerhalt gelingt?

Neururer: Ich habe mich breitschlagen lassen, mein spärliches Haupthaar in den Vereinsfarben Blau-Weiß zu färben. Na ja, dann ist ja Sommerpause, da steige ich aufs Motorrad und setze den Helm auf, dann sieht das keiner.

Interview: Oliver Bitter