2. Bundesliga

Showdown in Giesing

1860 München: Krisengipfel bei den Löwen

Showdown in Giesing

Eine neue Runde im Streit zwischen Löwen-Präsident Dieter Schneider (li.) und Investor Hasan Ismaik steht am Abend an.

Eine neue Runde im Streit zwischen Löwen-Präsident Dieter Schneider (li.) und Investor Hasan Ismaik steht am Abend an. picture alliance

Ismaik ist schwer enttäuscht, weil bei dem Klub, in den er fast 30 Millionen Euro gesteckt hat, nichts vorangeht. Er fordert eine radikale Kurskorrektur: stornieren des vereinbarten Dreijahresplans, Startrainer her (Sven-Göran Eriksson), dazu junge Spieler aus Afrika. Die Münchner dagegen lehnen es ab, ins Risiko zu gehen. Sie wollen von ihrem "Partner" erst mal erfahren, wie die Hauruck-Maßnahme finanziert werden soll. Darlehen von Ismaik, zuletzt die gängige Praxis, lehnt der Verein ab.

Auf den Interview-Rundumschlag des mit Rückzug drohenden Arabers reagierte der Zweitligist mit einer betont sachlichen Presseerklärung, um den Nährboden für Gespräche nicht komplett zu kontaminieren. Weil man auf Ismaiks Millionen angewiesen ist?

Der Dreijahresplan, den Ismaik nach einer Halbserie für gescheitert erklärt, sah drei Zahlungen über je 6,5 Millionen Euro bis 2015 vor. Eine ist auf dem Konto der "Löwen" eingegangen - die zwei ausstehenden nutzt der jordanische Geschäftsmann zu einem Erpressungsversuch. Plakativ ausgedrückt: Der Investor will erst wieder investieren, wenn seine Bedingungen erfüllt sind.

Geschäftsführer Robert Schäfer hat plan B in der Tasche

Aber, Überraschung: Anders als früher ist 1860 offenbar sparsam gewesen. Geschäftsführer Robert Schäfer hat einen Plan B erarbeitet, der den Verein auch ohne Ismaiks Millionen überleben lässt - kurioserweise half ihm dabei Hamada Iraki, Ismaiks Ex-Intimus, der unlängst als Aufsichts- und Beirat zurückgetreten ist. Das Rechenspiel basiert auf einem realistischen Schnitt von 21.000 Zuschauern, 5,5 Millionen Euro an garantierten Vermarktererlösen und einem Platz im oberen Drittel des TV-Rankings, den 1860 aktuell innehat. Bis 2014 könnte demnach sogar der momentane 9-Millionen-Euro-Etat gestemmt werden. Aktuell wäre auch ohne Ismaiks Zutun der Wintertransfer eines Stürmers (im Gespräch: Erik Jendrisek vom SC Freiburg) möglich. "Unsere Vision von einer Schwarzen Null ist zu einem realistischen Ziel geworden", sagt Schäfer.

Eine Prognose, in welche Richtung sich der Krisengipfel entwickelt, ist unmöglich - zu wenig berechenbar ist der Investor. Vor einem Jahr forderte er vehement Schneiders Kopf, um wenig später mit dem 1860-Präsidenten fröhlich an einer Wasserpfeife zu ziehen. Fest steht: Die "Löwen" werden sich nicht zu einem Harakiri-Kurs drängen lassen.

Sollte der TSV München 1860 den aktuellen Schuldenstand von 9 Millionen Euro ausweiten, drohen dem Vernehmen nach Geldstrafen und Punktabzüge durch die DFL. Die Kunst ist nun, Hasan Ismaik klarzumachen, dass darunter sein eigenes Investment leidenwürde.

Richard Rösener