2. Bundesliga

"Fans" bedrohten Pezzoni - Offener Brief der Mannschaft

Köln: Klopp kritisiert FC nach Vertragsauflösung

"Fans" bedrohten Pezzoni - Offener Brief der Mannschaft

Trauriger Abgang: Kevin Pezzoni wurde von den eigenen "Fans" bedroht.

Trauriger Abgang: Kevin Pezzoni wurde von den eigenen "Fans" bedroht. imago

Das bestätigte Trainer Holger Stanislawski nach der 0:1-Niederlage im Freitagsspiel gegen Energie Cottbus. "Da hat eine Gruppe von Menschen dem Spieler Pezzoni in dieser Woche vor dessen Privatwohnung aufgelauert, ihn angepöbelt und ihn massiv bedroht", sagte Stanislawski: "Sie haben Zettel an sein Auto geklebt und ihm klar gemacht, dass sie ihm weh tun wollen. Damit haben diese Leute eine Grenze überschritten."

Daraufhin habe Pezzoni erklärt, nicht mehr für den FC spielen zu wollen. "Wir haben die beste Lösung für Kevin gesucht. Das war der Abschied. Dabei ging es nicht um finanzielle Dinge. Da muss man Menschlichkeit zeigen. Ich hoffe, er findet wieder Spaß am Fußball", wünscht der Coach Pezzoni alles Gute.

1. FC Köln - Vereinsdaten
1. FC Köln

Gründungsdatum

13.02.1948

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Jürgen Klopp übte am Samstag auch Kritik am FC: "Ehrlich gesagt: Wenn der Verein es zulässt, dass das am Ende noch die einzige Möglichkeit ist... Ich glaube nicht, dass Kevin den Vertrag auflösen wollte", sagte der BVB-Coach gegenüber dem Sender "Liga total". "Ich denke, der Verein war auch daran interessiert, dass das Ganze beendet wird. Ich weiß nicht genug darüber, aber Fakt ist, dass das definitiv alle Grenzen gesprengt hat. Das geht überhaupt nicht. Ich weiß allerdings, dass das 99 Prozent der Fans auch so sehen."

Spinner: "Werk einiger weniger Störer und Chaoten"

Spielersteckbrief

Am Abend reagierten die FC-Profis in einem offenen Brief an den eigenen Anhang. "Wir erwarten, dass Berufliches und Privates getrennt bleiben. Wenn einem Spieler vor der Haustür aufgelauert wird, wenn Lebenspartner beleidigt und hässliche Nachrichten geschrieben werden, dann ist eine Grenze überschritten. Das werden wir nicht akzeptieren", heißt es dort unter anderem.

Auch Präsident Werner Spinner meldete sich später am Abend deutlich zu Wort: "Vorfälle, wie wir sie jetzt leider im Umfeld des Fußballs diskutieren, sind das Werk einiger weniger Störer und Chaoten, die mit ihrem Verhalten den gesamten Verein und seine Fans in Verruf bringen", sagte der Klubchef und fügte hinzu. "Das werden wird nicht dulden und derartige Täter - wie schon in der Vergangenheit - konsequent aussperren. Sie erhalten Stadionverbote, werden aus dem Verein ausgeschlossen - sofern sie Mitglieder sind - und der FC wird eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten, um auch strafrechtlich gegen sie vorzugehen. Für uns ist es ein ehernes Gesetz, dass der FC sich mit allen Möglichkeiten und Mitteln für seine Spieler und für seine weiteren Mitarbeiter einsetzt. Das sollte niemand in Frage stellen."

Pezzoni äußerte sich nicht zu den Drohungen, er stellte aber am Samstag gegen 13 Uhr eine Nachricht auf seine Facebook-Seite. "Es freut mich, zu lesen, wie viel Verständnis für unsere Entscheidung entgegengebracht wird und wie viel Unverständnis wir gemeinsam gegenüber Mobbing, Beleidigungen, Gewalt und Co. haben", schrieb er. "Dies hat weder auf noch neben dem Platz oder im privaten Umfeld etwas zu suchen." Die positiven, aufmunternden Rückmeldungen blieben ihm gemeinsam mit "vielen schönen und erfolgreichen Spielen mit dem FC" in Erinnerung.

Bereits Anfang des Jahres war Pezzoni in einen Zwischenfall verwickelt gewesen. Während der Karnevalstage brach ihm ein Angreifer die Nase. Pezzoni kam Anfang 2008 von den Blackburn Rovers zu den Kölnern. Seitdem absolvierte er 90 Spiele für das Geißbock-Team (drei Tore, zwei Assists).