2. Bundesliga

Problemfall Ramos

Hertha: Laut Preetz gibt es kein konkretes Angebot

Problemfall Ramos

Hohe Ablösesumme erwünscht: Adrian Ramos.

Hohe Ablösesumme erwünscht: Adrian Ramos. imago

Hertha hat den ersten Saisonsieg geschafft. Wobei das Wort "geschafft" nicht im Ansatz wiedergibt, welche Qual sich für den Freund gepflegter Fußballkultur dahinter verbarg. Nur eine Randfigur war Adrian Ramos (26), der in der 73. Minute unter Pfiffen auflief. Dass er lieber heute als morgen gehen würde, hat er zuletzt oft zur Schau getragen. Selbst Mitspieler kritisieren die Körpersprache. Freitag ist Transferschluss, "aber es gibt derzeit kein Angebot, mit dem wir uns befassen", sagt Michael Preetz, der sich mit Jos Luhukay am heutigen Montag wegen Ramos bespricht. Dennoch glaubt der Manager, "dass Bewegung reinkommt".

Das mangelnde Interesse hat moralische und wirtschaftliche Gründe. Zum einen gibt es Vereine, die die Hände von einem Spieler lassen, der gegen den eigenen Klub geklagt hat. Der Öffentlichkeit ist dies bislang nicht bekannt. Beim Landesarbeitsgericht Berlin ist die Klage von Ramos gegen Hertha BSC unter dem Aktenzeichen 60CA11068/10 abgelegt. Nach dem Abstieg 2010 soll Hoffenheim bis zu sechs Millionen Euro für ihn geboten haben. Weil Hertha ihn nicht gehen lassen wollte, zog man die einseitige Option. Damit war der Vertrag für die 2. Liga gültig. Gegen die Rechtmäßigkeit der Klausel ging der Kolumbianer vor. Am 23. September 2010 kam es zu einem Gütetermin. Wie das Gericht dem kicker mitteilte, "wurde der Rechtsstreit durch Klagerücknahme erledigt". Die Partei Ramos soll jedoch nicht mangels Erfolgsaussicht eingeknickt sein (einseitige Optionen gelten juristisch als zweifelhaft), sondern wegen der ungewissen Dauer des Verfahrens.

Trainersteckbrief Luhukay
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Spielersteckbrief Ramos
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Teuer: 1,5 Millionen Euro Gehalt, sechs Millionen Ablöse

Nachdem Ramos im Aufstiegsjahr 15 Tore beigetragen hatte, wurde sein Vertrag bis 2015 verlängert. Doch nicht nur das Gehalt von rund 1,5 Millionen Euro schreckt Klubs ab. Hertha soll weiterhin knapp sechs Millionen Euro aufrufen. Grund: 2010/11 erlöste der Verein laut Bilanz vom 30. Juni 2011 bei einem Umsatz von 55,103 Millionen Euro acht Millionen "aus dem Verkauf von Zertifikaten, welche eine Beteiligung an zukünftigen Transfererträgen verbriefen". An dieser Stelle wird ein "Spielerbeteiligungsmodell" erwähnt, das so erläutert wird: "Ebenfalls im Februar 2011 wurde mit einem Investor eine Vereinbarung über ein sog. Spielerbeteiligungsmodell getroffen. Dieses sieht eine Beteiligung (in Form von Zertifikaten) des Investors an zukünftigen Transfererlösen vor. Der Investor ist dabei mit bis zu 50 Prozent an einem Spielerportfolio beteiligt und erhält - neben einer Grundverzinsung - im Falle des Transfers eines Spielers aus diesem Portfolio in Abhängigkeit von der Höhe der erzielten Transferentschädigung einen anteiligen Erlös von bis zu maximal 130 Prozent seines Anteils."

Aus diesem Grund ist die bilanziell überschuldete Hertha auf hohe Transfererlöse angewiesen. Im "Risikobericht" heißt es in der Bilanz: "... werden aber nach wie vor hohe Transferentschädigungen gezahlt, sodass z.B. für vorhandene überdurchschnittliche Spieler (z.B. Ramos und Raffael) ggf. hohe Ablösesummen generiert werden können." Aus finanziellen Gründen "müssen wir ihn in dieser Transferperiode nicht verkaufen", sagt Preetz. "Das Angebot muss für alle Parteien passen. Es gibt noch ein Fenster im Winter."

Uwe Röser/Rainer Franzke