2. Bundesliga

Der Kölner Drahtseilakt

Warum der FC Stars wie Geromel und Novakovic loswerden muss

Der Kölner Drahtseilakt

Stehen noch immer auf der Kölner gehaltsliste: Milivoje Novakovic und Pedro Geromel.

Stehen noch immer auf der Kölner gehaltsliste: Milivoje Novakovic und Pedro Geromel. imago

"Wir können nur einen Stürmer holen, wenn wir vorher alle Spieler abgeben, mit denen wir nicht mehr planen", betont Kadermanager Jörg Jakobs. Claus Horstmann, Vorsitzender der Geschäftsführung, schränkt noch weiter ein: "Erst wenn diese Spieler weg sind, kann man sehen, ob noch etwas möglich ist. Wenn die Einnahmen um 20 Millionen Euro sinken, muss man Möglichkeiten finden, um das zu kompensieren." Eine vom neuen Präsidium beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft fand in den Büchern zwar keine Unregelmäßigkeiten, wies allerdings "auf die erheblichen wirtschaftlichen Risiken der Saison 2012/13 hin". Was heißt das?

Trotz des Podolski-Verkaufs zum FC Arsenal (bringt etwa 15 Millionen Euro) sieht sich der mit 30 Millionen Euro verschuldete Klub extremen finanziellen Zwängen unterworfen. So strich der Klub 2011 die Signing-Fee für die vorzeitige Verlängerung mit Hauptsponsor REWE und Vermarkter IMG ein, um eine Liquiditätslücke zu schließen. "Wir brauchten das anfassbare Geld", erklärte damals Verwaltungsrat-Chef Werner Wolf. Ein Griff in die Zukunft. Horstmann bestätigt: "Die Maßnahmen, die wir letzte Saison treffen mussten, haben Auswirkungen für diese Saison."

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1. FC Köln - Vereinsdaten
1. FC Köln

Gründungsdatum

13.02.1948

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Es droht eine Lücke von 6,5 Millionen Euro

Deshalb muss der Klub die aussortierten Pedro Geromel, Milivoje Novakovic, Michael Rensing, Christopher Schorch und Alexandru Ionita abgeben. Wie der kicker erfuhr, kalkuliert der FC dabei mit drei Millionen Euro aus Ablösen (anfangs sollen es gar sechs Millionen gewesen sein). Zudem verschlingen die Aussortierten etwa 3,5 Millionen Gehalt. Bleiben die Spieler in Köln, entsteht im Etat eine Lücke von etwa 6,5 Millionen.

Dass der Klub die Unerwünschten früh öffentlich benannte und nicht mittrainieren lässt, trug nicht zur Steigerung der Transferwerte bei. Verkäufe sind schwierig zu realisieren. Bei der Verleihe Sascha Riethers (29) zum FC Fulham legte Köln sogar Geld zu Riethers Gehalt dort dazu. Ein Transfer Geromels (26) nach Spanien platzte wegen des Pakets aus Ablöse und Gehalt. Der Brasilianer verdient mit Prämien etwa zwei Millionen Euro. Köln fordert vier Millionen Euro Ablöse. Weil nur Geromel eine Ablöse verspricht, lehnt der FC ein Leihgeschäft bislang ab. Dieses würde erst kurz vor Transferschluss Ende August ein Thema - als Notlösung. Auch die Variante, für zwei Millionen 50 Prozent der Rechte an Geromel zu kaufen, lockte bislang niemanden, auch nicht Eintracht Frankfurt.

"Die Situation ist schwierig, aber beherrschbar"

Doch wie schließt der FC das Loch, wenn er die teuren Profis nicht los wird? "Zum Plan gehören Spielerabgänge. Falls das nicht gelingt, gibt es Rückfall-Szenarien", erklärt Horstmann. Wie diese aussehen, sagt er nicht. "Die Situation ist schwierig, aber beherrschbar", betont er, gibt aber zu: "Es gibt noch ein Risiko." Im Klub-Umfeld wächst die Sorge über die Liquidität des FC für den Fall, dass mehrere Aussortierte über den 31. August hinaus die Gehaltsliste belasten. Der Kölner Drahtseilakt - der FC will neben den Aussortierten weitere Profis abgeben.

Stephan von Nocks