2. Bundesliga

Schneider gestärkt - Ende der Transferaktivitäten

München: Ismaik will unverhohlen seine Macht vergrößern

Schneider gestärkt - Ende der Transferaktivitäten

Bekam den Rücken gestärkt: 1860-Präsident Dieter Schneider.

Bekam den Rücken gestärkt: 1860-Präsident Dieter Schneider. imago

Kaum steht der nächste entscheidende Termin ins Haus, das Ende der Transferfrist am 31. Januar, tobt der Machtkampf von neuem und gipfelte nun in einem groben Foul des Investors.

Der unausgesprochene Vorwurf lautet: Erpressung. Hamada Iraki, die rechte Hand des jordanischen Miteigentümers, soll den Kopf von Präsident Dieter Schneider gefordert haben. Ereignet hat sich der brisante Vorgang Ende vergangener Woche vor der Klausurtagung des 1860-Aufsichtsrats im oberbayerischen Miesbach. Mit einem Rundruf soll Iraki die beiden Vizepräsidenten (Wolfgang Hauner, Franz Maget) und den Chef des Aufsichtsrats (Otto Steiner) aufgefordert haben, dafür zu sorgen, dass Schneider am Ende der Klausur nicht mehr Präsident ist.

Zu einer Kampfabstimmung ist es zwar nicht gekommen, aber seither wissen alle im "Löwen"-Lager, was die Stunde geschlagen hat: Wird Schneider geschasst, will sich der Investor mit drei hochkarätigen Verstärkungen erkenntlich zeigen (im Gespräch: der polnische Nationalspieler Grzegorz Wojtkowiak, der Ex-Frankfurter Georgios Tzavellas und das ungarische Talent Vladimir Koman). Am Donnerstagabend teilten die Münchner in einer offiziellen Stellungnahme mit, dass 1860 München in der laufenden Transferperiode keinen neuen Spieler verpflichten wird. Alle Bemühungen, die Mannschaft zu verstärken, stellt 1860 ein. Vielmehr will der Zweitligist im Hinblick auf die Lizenzierung für die Saison 2012/2013 begonnenen Sparmaßnahmen weiter intensivieren.

Da der unbequeme Präsident gewillt ist, im Amt zu bleiben, gilt als gesichert, dass die arabischen Mitunternehmer den Geldhahn zudrehen - siehe das Einstellen der Transferbemühungen. Sportlich wäre es wohl zu verschmerzen, mit einem unveränderten Kader in die letzten 15 Spiele zu gehen. Ein Problem wäre die ausbleibende Alimentierung aber im Hinblick auf die im März einzureichenden Lizenzierungsunterlagen. Angespannt, wie der Löwen-Etat mit der teuren Stadionmiete gestrickt ist, droht schon in Kürze das nächste Millionendefizit.

Im Umfeld des Vereins nimmt keiner das Wort Erpressung in den Mund. Iraki hält das Ganze dem Vernehmen nach für eine Medien-Interpretation. Neben der Mitteilung über das Einstellen der Transferaktivitäten stärkte der Aufsichtsrat Schneider den Rücken und versuchte den Präsidenten und den Investor auf eine Linie einzuschwören. "Dieter Schneider hat als Präsident weiter den klaren Auftrag, die Interessen des Vereins zu vertreten. Der Präsident, der Geschäftsführer der KGaA und der Investor sind aufgefordert, in dieser laufenden Saison wieder gemeinsam an einem Strang zu ziehen." Ohne den jordanischen Investor bleibt der Traditionsverein in dieser Form kaum überlebensfähig. "Die Sicherung der wirtschaftlichen Situation ist nur gemeinsam mit dem Investor möglich", hieß es in der Vereinsmitteilung weiter.

Schneider gilt den Investoren als Mann von gestern

Ob's dazu wirklich kommt? Schneider wäre zu einer Versöhnung bereit, einen freiwilligen Rückzug lehnt er ab. Iraki indes plädierte schon im Herbst für "frisches Blut" in der Führung. Der 64-jährige Schneider gilt den Investoren als Mann von gestern. Vor allem aber stoßen sie sich daran, dass sich der erfahrene Unternehmer bislang resolut gegen eine komplette Fremdbestimmung gestemmt hat.

Mit dem sanften TV-Produzenten Steiner (48), der im Ernstfall als Präsident bereitstünde, hätten Iraki und Ismaik vermutlich weniger Widerstand. Auch die DFL hätte offenbar kein Problem mit einer Rochade. Aus Frankfurt ist zu hören, dass der Aufsichtsrat ein demokratisch gewähltes Gremium sei, das nach freien Stücken entscheiden könne. Nun ja, freie Stücke?

Richard Rösener