kicker: Herr Schwegler, im Sommer war die Pause in der 2. Liga extrem kurz, ist sie im Winter lange genug?
Pirmin Schwegler: Für mich eigentlich zu lang - in den letzten Spielen hatte ich ein gutes Gefühl und auch körperlich keine Probleme. Ich hätte keinen Urlaub benötigt. Andererseits tut es natürlich gut, einmal richtig durchzuschnaufen.
kicker: Der Mannschaft ist vor der Winterpause allerdings schon ein wenig die Luft ausgegangen.
Schwegler: Es hat etwas gefehlt, was uns davor ausgezeichnet hatte. Aber ausgepowert waren wir nach meinem Eindruck nicht. Nur haben wir in den Wochen vor der Winterpause einiges liegen lassen. Kleinigkeiten haben den Unterschied ausgemacht.
kicker: Konkret?
Schwegler: Zum Beispiel hatten wir gehofft, die angeschlagenen Spieler durchschleppen zu können. Vielleicht hätten wir besser auf andere zurückgreifen sollen - aber im Nachhinein ist man immer schlauer. Insgesamt können wir zufrieden sein mit dem halben Jahr, auch wenn wir gegen Ende Problemchen besaßen, die im Laufe einer ganzen Saison allerdings jede Mannschaft treffen. Ich hoffe, dass diese Phase bei uns nun vorbei ist und alle ab Februar topfit sein werden.
kicker: Wieso fallen angeschlagene Spieler so ins Gewicht, wenn man angeblich den besten Kader der 2. Liga hat?
Schwegler: Von den Spielern her haben wir vielleicht das größte Potenzial. Man muss aber sehen, dass die Mannschaft neu zusammengebaut wurde. Das ist der kleine Nachteil, auch wenn sich der Verein ganz bewusst dafür entschieden hatte. St. Pauli, Fürth oder Düsseldorf spielen seit Jahren zusammen und sind in dieser Hinsicht gefestigter. Dass wir uns trotzdem oben festgebissen haben, zeigt unsere Qualität. Vorwerfen kann man uns, dass wir Spiele nicht frühzeitig entscheiden, die wir dominieren - dieser Kritik müssen wir uns stellen und die Lehren daraus ziehen.
Die Konkurrenten drängen uns bewusst in die Favoritenrolle, um uns den ganzen Druck zuzuschieben.
Eintracht-Kapitän Pirmin Schwegler
kicker: Ist der Kader so gut, wie ihn die Konkurrenz sieht?
Schwegler: Durch das Budget sind unsere Möglichkeiten größer. Aber die Konkurrenten drängen uns bewusst in die Favoritenrolle, um uns den ganzen Druck zuzuschieben. Die fünf Mannschaften, die oben stehen, sind auf einem ausgeglichenen Niveau. Es bleibt bis zum Ende eng.
kicker: Trainer Veh würde durch Zugänge gerne neue Reize setzen.
Schwegler: Das habe ich nicht zu entscheiden. Die Mannschaft hat ein Potenzial, das zum Aufstieg reichen könnte. Wir Spieler müssen uns auf das konzentrieren, was wir beeinflussen können: Das Maximum aus unseren Möglichkeiten herauszuholen.
kicker: Die Eintracht ist mit 39 Zählern Dritter, Paderborn mit der gleichen Punktzahl gar nur Fünfter - wie viel Punkte werden nötig sein, um aufzusteigen?
Schwegler: Vielleicht erstmals über 70 Punkte. Ich gehe davon aus, dass die fünf Topteams so stark punkten werden wie bislang.
kicker: Wie regenerieren Sie?
Schwegler: Bei Freunden und mit der Familie in der Schweiz, da kann ich am besten abschalten.
kicker: Die Schweiz ist eine Skifahrernation.
Schwegler: Ich fahre zwar manchmal in die Berge, um noch frischere Luft zu schnappen, aber Ski fahre ich nicht - das Verletzungsrisiko ist mir zu groß.
Wenn sich alles so entwickelt, wie ich es möchte, kann ich es mir gut vorstellen zu bleiben.
Eintracht-Kapitän Pirmin Schwegler
kicker: Sind Sie froh, dass in Sachen Vertragsverlängerung vom Verein nicht so viel Druck gemacht wird wie vor einem Jahr?
Schwegler: Ich habe keinen Stress, was meine Zukunft betrifft. Aber ich sage ganz bewusst, dass Frankfurt natürlich die erste Option ist. Wenn sich alles so entwickelt, wie ich es möchte, kann ich es mir gut vorstellen zu bleiben. Einiges spricht für eine Verlängerung, aber noch nicht alles.
kicker: Unklar ist zum Beispiel die Ligazugehörigkeit, Sie wollen natürlich Bundesliga spielen.
Schwegler: Es gibt genug Möglichkeiten, um festzulegen, in welchem Fall es weitergeht.
kicker: Zum Beispiel einen Vertrag, der nur für die 1. Liga gilt.
Schwegler: Zum Beispiel. Mein Ziel ist die Bundesliga. Ich hoffe, dass das mit der Eintracht möglich ist. Wenn es für alle Seiten passt, kann die Verlängerung gerne schon im Januar stattfinden, aber das kann ich nicht absehen.
Interview: Michael Ebert