2. Bundesliga

Bierofka: "Ja, ich habe gezweifelt"

1860 München: Der Kapitän im kicker-Interview

Bierofka: "Ja, ich habe gezweifelt"

Fußball, 2. Bundesliga: Daniel Bierofka (1860 München)

Endlich wieder durchstarten: 1860-Kapitän Daniel Bierofka. imago

kicker: Herr Bierofka, nach Ihrem Sehnenriss im Adduktorenbereich im Februar 2009 spielten Sie am vergangenen Samstag in einem Testspiel zum ersten Mal wieder für die "Löwen". Das muss ein schönes Gefühl gewesen sein.

Daniel Bierofka: Absolut. Nach der ganzen Reha und den Operationen war das schon ein Meilenstein.

kicker: Hatten Sie zwischenzeitlich mal ans Aufhören gedacht?

Bierofka: Es gab schon Augenblicke, wo ich daran gezweifelt habe, ob es noch Sinn macht, es weiter zu versuchen. Ich habe schon damit rechnen müssen, dass es vielleicht nicht mehr geht.

kicker: Sie mussten in Ihrem Leben eine Menge Rückschläge erleiden.

Bierofka: Insgesamt bin ich 17-mal operiert worden. Da war alles dabei: Schien- und Wadenbeinbruch, eine schwerwiegende Virusinfektion im Knie, drei OPs an der Bandscheibe, Bruch beider Mittelfüße, die Adduktoren.

Es wäre auch irgendwie weitergegangen ohne Fußball.

Daniel Bierofka

kicker: Hadern Sie deshalb?

Bierofka: Das ist eben Schicksal. Was soll ich machen? Es hilft mir ja nicht zu jammern. Ich muss nach vorne schauen. Ich habe Familie, ich habe Verantwortung und es wäre auch irgendwie weitergegangen ohne Fußball. Aber ich bin froh, dass es noch mal geklappt hat.

kicker: Was hat Ihnen in der ganzen Zeit Mut gemacht?

Bierofka: Wenn man mal so lange verletzt ist, dann steht man sehr alleine da. Man ist relativ weit weg von der Mannschaft, hat wenig Kontakt zum Verein. Da muss man sich wirklich an die Familie halten.

kicker: Sie haben bei Fans und Verein einen ganz besonderen Stellenwert. Bierofka: Das freut mich natürlich, aber für mich ist wichtig, dass ich gesund bleibe. Denn ich kann dem Verein nur helfen, wenn ich auf dem Platz stehe.

kicker: Wie kommen Sie mit dem neuen Trainer klar?

Bierofka: Sehr gut. Ich habe Reiner Maurer ja schon 2001 kennengelernt, als er für ein halbes Jahr mein Co-Trainer war. Er weiß, wie ich ticke und dass ich einer bin, der immer alles gibt. Dazu kennt er meine Geschichte. Insofern ist es sehr positiv, dass er nun bei uns Trainer ist.

kicker: Ich denke mal, die Frage nach dem Saisonziel erübrigt sich bei Ihrer Verletzungsgeschichte.

Bierofka: In der Tat. Es kann jederzeit was passieren. Ich möchte so viele Einheiten wie möglich mitmachen. Priorität hat jetzt die Gesundheit.

kicker: Wie beurteilen Sie das Team? Bierofka: Wir haben eine sehr junge Truppe. Ich bin der einzige Feldspieler, der über 30 ist. Aber die Jungen haben sehr viel Feuer.

Das ist schon eine ganz andere Generation. Die sind frecher, haben vor nichts Angst.

Daniel Bierofka über seine jungen Kollegen

kicker: Fühlen Sie sich als "Oldie"? Bierofka: Das ist schon eine ganz andere Generation. Die sind frecher, haben vor nichts Angst. Und das ist auch gut so. Die sollen befreit aufspielen, aber dafür brauchen sie auch die Hilfe der Älteren. kicker: Und der Aufstieg?

Bierofka: Davon wurde in den letzten Jahren immer viel gesprochen, doch passiert ist nichts. Wir sollten es jetzt andersrum probieren: Weniger reden und schauen, was rauskommt.

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