2. Bundesliga

St. Pauli: Alles klar?

"Kiez-Kicker" vor der Rückkehr ins Oberhaus

St. Pauli: Alles klar?

Außer Rand und Band: Die "Kiez-Kicker" bejubeln den Sieg gegen Augsburg.

Die Feierlichkeiten waren bundesligareif. "Nie mehr 2. Liga" wurde nach dem 3:0 gegen Augsburg tausendfach intoniert und mit "Marius Ebbers Fußballgott" dem Helden des Abends gehuldigt. Ist seit Montag alles klar? Der kicker macht den Aufstiegs-Check.

Die Ausgangsposition:

"Vor der Saison", betont Holger Stanislawski, "hat uns so etwas niemand zugetraut." Auch jetzt, da der direkte Aufstieg bei vier Punkten Vorsprung auf Augsburg greifbar ist, sieht der Trainer den Druck bei der Konkurrenz. "Wir können nichts verlieren, das gilt auch jetzt noch." Matthias Lehmann unterstreicht diese Denkweise: "Wir haben die ganze Zeit gesagt, wir müssen nicht hoch, aber wir wollen!" Drei Siege, so die interne Rechnung, werden aus den ausstehenden vier Begegnungen benötigt. Samstag geht es zu Union, außerdem noch nach Fürth, zu Hause warten Koblenz und Paderborn. Ebbers nach seinen Saisontreffern 16 und 17: "Die Tür zur Bundesliga ist auf, aber wir müssen noch durchgehen!"

Die Psyche:

Stanislawskis Team ist in der entscheidenden Phase der Saison zur Stelle, hat die Schwächeperiode mit vier sieglosen Partien hinter sich gelassen. "Jedes Team in der Spitzengruppe hat eine solche Phase", weiß Florian Bruns. "Entscheidend ist: Wir haben sie hinter uns." Als Muster für St. Paulis starke Psyche dient der direkte Vergleich vom Montag. 45 Minuten lang spielte der FCA wie ein Aufsteiger, doch St. Pauli war entschlossener. Bruns: "Wir müssen diese Situation jetzt ausnutzen und dürfen uns das nicht mehr nehmen lassen."

Die Qualität:

Marius Ebbers (li., mit Fabian Boll)

Zeigt die Richtung an: Torjäger Marius Ebbers (li., mit Fabian Boll) ist mit St. Pauli auf dem Weg nach oben. imago

Über weite Strecken der Saison galt Stanislawskis Elf als die spielstärkste der Liga. Als der Kombinationsfluss stockte, stellten Team und Trainer auf Ergebnisfußball um - dass St. Pauli auch mit zweckmäßigem Spiel zum Erfolg kommt, ist ein Qualitätsnachweis. Hinzu kommt individuelle Klasse. "Wir haben halt einen Marius Ebbers", schwärmt Verteidiger Markus Thorandt. Der Torjäger machte im Spitzenspiel den Unterschied - aber langt die Qualität auch für die Bundesliga?

Mit Köln und Aachen spielte Ebbers in der Beletage nur eine Nebenrolle. Diese Liste lässt sich fortsetzen: Für Ralph Gunesch war Mainz in der Bundesliga eine Nummer zu groß, Kapitän Fabio Morena, der bis 2012 verlängert hat, schaffte einst in Stuttgart den Sprung nicht, Florian Bruns spielte in Freiburg keine Hauptrolle, Charles Takyi, Rouwen Hennings (beide HSV), Max Kruse (Bremen), Bastian Oczipka, Richard Sukuta-Pasu und Deniz Naki (alle Leverkusen) kamen nicht über die Nachwuchsteams ihrer Klubs hinaus. "Für jeden Einzelnen", glaubt Mathias Hain, "wird die Chance auf die Bundesliga vielleicht nie wieder so groß sein. Aber zusammen können wir bestehen."

Sebastian Wolff