2. Bundesliga

"Anderswo versauern die Jungen"

Greuther Fürth: Rachid Azzouzi im Interview

"Anderswo versauern die Jungen"

Rachid Azzouzi (li.) und Benno Möhlmann

Nah am Team und am Trainer dran: Rachid Azzouzi (li.) tauscht sich mit Benno Möhlmann aus. picture alliance

kicker: Ein Drittel der Saison ist vorbei. Wie fällt Ihr bisheriges Fazit aus, Herr Azzouzi?

Rachid Azzouzi: Der Tabellenstand spiegelt es wider. Wir haben viele gute Spiele gemacht, aber auch einige, in denen das Ergebnis nicht gepasst hat. Und leider waren auch welche dabei, wie in München oder gegen Koblenz, in denen wir nicht überzeugen konnten.

kicker: Einige Spieler sagen, der Zug nach oben sei abgefahren...

Azzouzi: Wir haben nie vom Aufstieg gesprochen. Unser Ziel war es, die obere Tabellenhälfte zu erreichen. Und der Saisonverlauf zeigt, dass sogar das erste Drittel möglich ist.

kicker: Wo sehen Sie denn Steigerungspotenzial?

Azzouzi: Jeder Einzelne kann sich steigern, hat Luft nach oben. Wir müssen vor allem konzentrierter zu Werke gehen, mehr Konstanz zeigen.

Wir holen junge Leute und erzählen ihnen nicht nur etwas, sondern setzen es um. Bei uns bekommen sie ihre Einsatzzeiten, wo sie anderswo nur auf Bank oder Tribüne versauern.

Rachid Azzouzi

kicker: Wie sehr hat das immense Verletzungspech damit zu tun?

Azzouzi: Das ging in der Vorbereitung schon los, als wir teilweise nur 13 Mann im Training hatten. Wir konnten uns nicht einspielen. Allerdings darf das keine Entschuldigung für Unkonzentriertheiten sein.

kicker: Trainer Benno Möhlmann spricht von der 2. Liga als Fehlerliga. Wie sehen Sie es?

Azzouzi: Das ist in der 1. Liga nicht anders, vielleicht nur nicht ganz so ausgeprägt. Aber von Fehlern lebt doch der Fußball. Allerdings sollten wir sie in unserem Fall minimieren.

kicker: Jung, günstig, mit Potenzial - wird Fürth immer ein Ausbildungsverein bleiben?

Azzouzi: Klar ist unsere Philosophie, Spieler zu fördern, zu entwickeln. Trotzdem sind wir ein Profiverein, der das höchstmögliche Ziel anstrebt. Und das ist, wenn alles passt, die 1. Liga. Beides muss sich ja nicht ausschließen. Und wir haben mit unseren geringen wirtschaftlichen Möglichkeiten nachgewiesen, dass es keine Utopie ist.

kicker: Wie wollen Sie es angesichts dieser limitierten Möglichkeiten schaffen, auf Dauer konkurrenzfähig zu bleiben?

Azzouzi: Wir holen junge Leute und erzählen ihnen nicht nur etwas, sondern setzen es um. Bei uns bekommen sie ihre Einsatzzeiten, wo sie anderswo nur auf Bank oder Tribüne versauern. Und wenn sie bereit sind, unseren Vorstellungen zu folgen, klappt es auch. Dann ist es auch egal, ob einer 18 oder 30 Jahre alt ist. Wir sind gut aufgestellt, haben professionelle Strukturen - und unsere Wege sind kurz. All das zusammen ergibt eine gute Mischung, um auch in Zukunft weiter erfolgreich zu sein.

kicker: Die Verträge von Nehrig, Caligiuri und Schröck laufen aus. Gibt es ein Zeitfenster für Verhandlungen?

Azzouzi: Nein, wir sind ständig in Kontakt mit den Spielern und Beratern.

kicker: Wie erleichtern die Pokaleinnahmen die Verhandlungen?

Azzouzi: Klar ist, wir brauchen das Geld. Und dementsprechend ein Kompliment an die Mannschaft, die mit dem Viertelfinaleinzug jetzt schon Großes erreicht hat.

kicker: Wie sieht die Zukunft des Managers aus, dessen Vertrag auch im Sommer 2010 ausläuft?

Azzouzi: Das hat keine Eile.

kicker: Sie sind seit gut einem Jahr in dieser Position. Was hat sich verändert?

Azzouzi: Ich war als Teammanager immer schon in die Arbeit eingebunden, habe jetzt natürlich noch mehr Verantwortung, lerne dazu, entwickele mich ständig weiter.

Axel Heiber