2. Bundesliga

Krawalle in Rostock

Polizei zieht dennoch positives Fazit - St. Pauli entschuldigt sich

Krawalle in Rostock

Fankrawalle in Rostock

Wasserwerfer-Einsatz: Die Polizei konnte die Fangruppen in Rostock erfolgreich trennen. picture-alliance

Die Bilanz, die die Polizei am Dienstag zog, liest sich wie folgt: Insgesamt wurden 27 Polizisten sowie ein Kameramann leicht verletzt, 23 Hansa-Anhänger wurden wegen des Verdachts auf Landfriedensbruch vorübergehend in Gewahrsam genommen. Wie viele Verletzte es auf Seiten der Anhänger gegeben hat, war zunächst nicht bekannt.

Gefragt waren die Ordnungskräfte vor allem nach Spielende, als eine Gruppe von Rostocker Fans den Versuch unternahm, eine Straßensperre zu durchbrechen, um zu den etwa 1400 abreisenden St.-Pauli-Fans zu gelangen. Dabei wurden die Beamten auch mit Stein- und Flaschenwürfen angriffen. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, um die Lage wieder unter Kontrolle zu bringen.

Spielbericht

Schließlich konnten die Sonderzüge Richtung Hamburg ungehindert abfahren. Kurz nach Mitternacht konnten dann auch die letzten friedlichen Fans mit ihren Autos das gesperrte Areal in Stadionnähe verlassen. Wenig später zogen sich auch die Sicherheitskräfte zurück.

St. Pauli entschuldigt sich - Strafe gegen Naki

Im Stadion war es nach dem Führungstor der Gäste zu Unruhen gekommen. St.-Pauli-Fans schossen Böller ab, die Partie wurde für einige Minuten unterbrochen. Gästecoach Holger Stanislawski und weitere Vereinsvertreter eilten in die Kurve, um die Gemüter zu beruhigen. Stanislawski zeigte sich nicht gerade erbaut über die Unruhestifter im eigenen Fanlager. "Als der liebe Gott das Hirn verteilt hat, haben viele dieser Leute leider nicht 'Hier' gerufen", so "Stani" nach dem Spiel.

Am Dienstag entschuldigten sich die Hamburger offiziell bei Hansa. "Der FC St. Pauli distanziert sich hiermit ausdrücklich von dieser unsportlichen und durch nichts zu rechtfertigenden Aktion", heißt es in dem Schreiben an die Rostocker. "So etwas hat in einem Fußballstadion nichts zu suchen. Wir entschuldigen uns hiermit beim FC Hansa Rostock und seinen Fans für die Unannehmlichkeiten, insbesondere auch bei der durch ein Knalltrauma verletzten Ordnerin, der wir schnelle Genesung wünschen", betonte St.Paulis Präsident Corny Littmann, der Kontakt zu seinem Rostocker Kollegen Dirk Grabow aufgenommen hat, um die weitere Vorgehensweise abzustimmen. Die Täter sollen Stadionverbot erhalten. Zudem droht St. Pauli eine Geldstrafe durch den DFB.

Einer der Gästespieler goss zusätzlich Öl ins Feuer. Der eingewechselte Naki provozierte Rostocker Fans nach seinem Tor zum 2:0 mit eindeutigen Gesten. Zudem soll Naki nach dem Spiel eine St.-Pauli-Fahne in den Rostocker Rasen gerammt haben. Der DFB-Kontrollausschuss leitete inzwischen gegen den Stürmer ein Ermittlungsverfahren ein. Klubintern hatte die Aktion für Naki bereits Konsequenzen. Nach einem Gespräch mit der sportlichen Leitung erhielt der 20-Jährige eine Geldstrafe. Diese wird er einer Organisation spenden, die Opfer von Gewalttaten unterstützt.

Deniz ist ein junger Spieler und wird aus diesem Fehler lernen. In einem derartig emotionalen Spiel darf man sich nicht zu solchen Gesten hinreißen lassen.

Helmut Schulte, Sportchef FC St. Pauli

"Deniz hat einer riesengroßen Fehler gemacht. Den hat er eingesehen", erklärte Trainer Holger Stanislawski. Naki zeigte sich reumütig. "Was ich da getan habe, war dumm. Es war unsportlich, respektlos und unangemessen. Mit mir sind die Emotionen durchgegangen. Ich war mir der Tragweite der Geste überhaupt nicht bewusst", sagte der Schütze des 2:0, der sich "in aller Deutlichkeit" entschuldigte.

Die Hamburger Anhänger hatten auch vor dem Spiel bei der Ankunft in Rostock bereits Pyrotechnik gezündet. Dabei sei ein Kameramann leicht verletzt worden.

Nach den Ausschreitungen im Vorjahr beim 3:0-Heimsieg des FC Hansa sowie im März beim 3:2-Rückspielsieg der Kiez-Kicker hatte die Polizei reagiert und war mit einem Großaufgebot von rund 1500 Polizisten in Rostock präsent. Hinzu kamen etwa 500 weitere Sicherheitskräfte im Stadion.