2. Bundesliga

"Es fehlen Freude und Selbstvertrauen"

1860 München: Interview Miroslav Stevic

"Es fehlen Freude und Selbstvertrauen"

1860 München: Miroslav Stevic

Kann mit vier Punkten aus vier Spielen nicht zufrieden sein: Sportdirektor Miroslav Stevic. picture alliance

kicker: Herr Stevic, vier Punkte aus vier Spielen: Hört sich ganz nach Fehlstart an.

Miroslav Stevic: Natürlich sind wir nicht glücklich mit dieser Bilanz. Wir haben viele Punkte verschenkt. Vor allem die Art und Weise, wie das passiert ist, ist ärgerlich.

kicker: Was ist schiefgelaufen?

Stevic: Diese Mannschaft kann gut Fußball spielen, das hat sie gezeigt. Nach den Erfolgen gegen Koblenz und im Pokal gegen Paderborn wurde sie aber viel zu schnell hochgelobt, nun wird sie auch zu schnell verdammt. Die Wahrheit liegt in der Mitte. Aber wir geben nicht auf und glauben weiter an diese Mannschaft.

kicker: Trotz des Auftritts in Ahlen? Nach dem 0:0 haben Sie sich bei den Fans dafür entschuldigt?

Stevic: Nein, ich habe mich nicht dafür entschuldigt. Von so etwas halte ich nichts.

kicker: Aber die Leistung war miserabel.

Stevic: Die Mannschaft hat nicht das gespielt, wozu sie in der Lage ist. Der eine Punkt war für unsere Ansprüche viel zu wenig.

kicker: Sie haben diese Mannschaft zusammengestellt. Es ist Ihr Team.

Stevic: Eine Mannschaft, die neu zusammengestellt wurde, braucht Zeit, um sich zu finden. Die Transplantation hat gut funktioniert, doch der Körper hat die neuen Organe noch nicht so angenommen wie es sein muss, um ein Bild aus der Medizin zu nehmen.

kicker: Was fehlt der Mannschaft?

Stevic: Selbstvertrauen und Freude. Doch das kommt wieder. Das Fußballspielen hat sie nicht verlernt.

kicker: Nach der Pleite gegen den KSC reagierte Trainer Lienen, setzte Kaiser und Ludwig auf die Bank. Waren das die Sündenböcke?

Stevic: Das waren keine Sündenböcke. Die Entscheidungen hatten viel mit Müdigkeit und taktischem Verhalten zu tun. Kaiser war ein Aktivposten gegen Karlsruhe, doch es ist sein erstes Jahr und er braucht Zeit, um den Rhythmus zu finden. Bei Ludwig wissen wir, welche Qualität wir geholt haben. Wir werden alles dafür tun, dass er so auftrumpft wie in St. Pauli.

kicker: Dort spielte er als hängende Spitze, in München muss er auf der linken Außenbahn ran. Liegt da nicht ein Missverständnis bei der Spielersichtung vor?

Stevic: Nein. Wir wussten, wen wir da holen. Spieler haben oftmals Lieblingspositionen. Aber es geht nicht um einzelne Spieler, sondern darum, dass das Gesamtgebilde Erfolg hat. An diese Philosophie muss auch er sich halten.

kicker: Sind Sie zufrieden mit der Kaderzusammenstellung?

Stevic: Wir haben für unsere Möglichkeiten das Maximum rausgeholt. Ich bin keiner, der nach vier Spielen anfängt, alles infrage zu stellen.

kicker: Sie standen lange in Kontakt mit Nemanja Vucicevic, dem Ex-Kölner, der nun nach Tel Aviv wechselte. Kommt trotzdem noch ein neuer Spieler?

Stevic: Unsere Priorität ist jetzt das Maximale aus diesen Spielern zu holen. Ich glaube an diesen Kader. Auch wenn wir jetzt mit der Operation von Bierofka wieder einen Rückschlag erleiden mussten.

kicker: Zukäufe sind damit bis zum Winter ausgeschlossen?

Stevic: Das ist schwer vorstellbar.

Mounir Zitouni