2. Bundesliga

Die Chaos-Tage gehen weiter

1860 München: Kleine Lösung oder großer Wurf?

Die Chaos-Tage gehen weiter

1860 München: Interimslösung Uwe Wolf und Sportdirektor Miroslav Stevic

Trainer für mehr als ein Spiel? Interimslösung Uwe Wolf und Sportdirektor Miroslav Stevic. imago

Es sind nicht mehr viele Verantwortliche da seit Sommer 2008. Als Erster musste Co-Trainer Günther Gorenzel-Simonitsch gehen, dann trennte man sich von Mentalcoach Alfred Böswald. Mediendirektor Jörg Krause war im Dezember weg, Manager und Geschäftsführer Stefan Reuter folgte vier Wochen später, und nun hat auch Trainer Marco Kurz seine Beurlaubung erhalten. Desaströser kann eine Vereinspolitik nicht aussehen. Informiert von seinem Rauswurf wurde Marco Kurz von Sportdirektor Miroslav Stevic telefonisch am Dienstagmorgen am Flughafen in Hamburg, wo er sich am Abend zuvor das Spiel seines vermeintlich nächsten Gegners, St.Pauli, gegen Kaiserslautern angeschaut hatte. Ein persönliches Gespräch soll noch folgen - wird gesagt.

Es war das Ende einer Farce. Seit der Beurlaubung von Reuter stand ein Rauswurf von Kurz im Raum, auch der neue Sportdirektor Stevic wollte ihm zu keinem Zeitpunkt eine Jobgarantie aussprechen. Nicht ohne Grund, denn wie der kicker erfuhr, sollte Ryszard Komornicki, Trainer vom FC Aarau, bei einer Niederlage in Mainz "Löwen"-Coach werden. Doch die Mannschaft spielte 2:2 und Kurz blieb, allerdings nur für 14 Tage. Das blamable 1:4 in Duisburg bedeutete das Aus.

"Aufgrund dieser lethargischen Vorstellung mussten wir reagieren. Der Klub kann sich mit sowas nicht zufriedengeben", erklärte Stevic. Der Klub will nach oben. In die Bundesliga, da gehört er hin - so das Selbstverständnis. Doch Kurz taugte nicht als Hoffnungsträger. Dazu war er zu bodenbehaftet - und zu erfolglos: Zwölfter in der Tabelle, nur vier Heimerfolge in dieser Saison, insgesamt lediglich 20 Siege in 63 Spielen seit seinem Amtsantritt im März 2007 - zu wenig für die Möglichkeiten der Mannschaft und die Ansprüche im Verein.

Entscheidend ist das Konzept. Ich kann auch bei einem Zweitligisten einsteigen, wenn die Richtung stimmt.

Thomas Doll

Doch wer soll es nun richten? Uwe Wolf? Der Kurz-Assistent trainiert seit Dienstag die Mannschaft, wird auch am Sonntag auf der Bank sitzen. Der Ex-Profi (Nürnberg, 1860) will seine Chance nutzen. "Mein Ziel ist es, Cheftrainer zu werden." Große Chancen werden ihm aber nicht eingeräumt. Der Verein will den großen Wurf, will einen Trainer, der einen Namen hat, dem zugetraut wird, den Klub 2010 in die 1. Liga zu führen. Doch Kurz wie auch der ehemalige Co-Trainer Gorenzel-Simonitsch erhalten noch bis 2010 ihre Bezüge, genauso wie Reuter bis Juni. Insgesamt etwa 750000 Euro. Geld, das den "Löwen" jetzt für eine spektakuläre Trainerverpflichtung fehlt. Dennoch: Klaus Toppmöller wurde bereits kontaktiert und auch Thomas Doll soll ein Favorit von Stevic sein, nachdem Komornicki am Montag absagte. Doll und Stevic trafen sich zum Revierderby auf Schalke am vergangenen Freitag, schauten zusammen das Spiel. Doll vor wenigen Wochen zum kicker: "Entscheidend ist das Konzept. Ich kann auch bei einem Zweitligisten einsteigen, wenn die Richtung stimmt." Könnte also passen, bis auf das Problem mit dem Konzept. An dem müsste 1860 noch feilen. Mal wieder.

Mounir Zitouni