St. Paulis Trainer Ewald Lienen tauschte nach der 1:2-Niederlage beim VfB Stuttgart auf einer Position: Gonther verteidigte im Abwehrzentrum für Ziereis. Auf der Gegenseite drehte Torsten Lieberknecht im Vergleich zum 2:1-Sieg gegen die Würzburger Kickers ebenfalls an einer Schraube, brachte Reichel für Kijewski.
Es war angerichtet: Ausverkauftes Millerntor, Heimspielpremiere und ein attraktiver Gegner - jetzt mussten nur noch die 22 Akteure auf dem Platz die Erwartungen erfüllen. Und es ging rasant los: Von Beginn an wurde jeder Quadratzentimeter Rasen umgegraben, die Zweikämpfe wurden verbissen geführt. St. Paulis Innenverteidiger Sobiech war der Leidtragende: Er musste nach nur zehn Minuten vom Feld, Oberschenkelprobleme beendeten seinen Arbeitstag frühzeitig. Hornschuh kam für ihn in die Partie.
Zuvor waren die Gäste bereits zweimal nach ruhendem Ball gefährlich geworden: Omladic hatte mit seinem direkten Freistoß aus spitzem Winkel den rechten Pfosten getroffen (5.). Kurz darauf war es erneut der auffällige rechte Außenbahnspieler, der eine Ecke frech auf den ersten Pfosten schlug, Nehrig klärte auf der Torlinie (11.). Kurze Zeit später klappte es für die Gäste, die sich zur dominanten Mannschaft aufschwangen, auch aus dem Spiel heraus: Kumbela setzte den mitgelaufenen Ofosu-Ayeh in Szene, dessen Kopfball stellte aber kein Problem für Himmelmann dar (20.).
Kurzes Zucken der Heimelf
Kurz darauf wurde auch die Lienen-Elf gefährlich: Erst spitzelte Valsvik Bouhaddouz den Ball vom Fuß, eine Minute später köpfte Picault zu hoch (22.). Das Publikum am ausverkauften Millerntor wurde lauter, ganz als hätte es gewusst, dass es fortan nicht viel zu bejubeln geben würde. Denn Braunschweig schwang nun das Zepter, gewann die wichtigen Zweikämpfe im Mittelfeld und bereitete Buballa und Hedenstad auf den defensiven Außenbahnen Probleme. Bei dem Versuch von Omladic war Himmelmann noch zur Stelle (27.), kurze Zeit später durfte sich die Hintermannschaft bei Baffo bedanken, der aus kurzer Distanz vergab (29.).
In der 33. Minute klärte Hornschuh im letzten Moment vor Kumbela, doch der Torjäger war nun in der Partie. Nach einem langen Flugball aus der eigenen Hälfte von Baffo lauerte der Torjäger im Strafraum - und setzte sich gegen den 16 Zentimeter größeren Hornschuh im Luftzweikampf durch. Aus elf Metern köpfte Kumbela über den etwas weit vor seinem Tor stehenden Himmelmann hinweg ins Tor (40.). Dann war Pause.
2. Bundesliga, 2. Spieltag
Der zweite Durchgang begann ruhiger als der erste. St. Pauli bemühte sich um mehr Ballsicherheit, nachdem viele Fehlpässe und leichte Ballverluste die Gäste in Hälfte eins oft eingeladen hatten. Zumindest die Defensive hatten die Kiezkicker dadurch besser im Griff, vorne bissen sich Bouhaddouz und Picault aber weiterhin die Zähne an den starken Baffo und Valsvik aus. Einzig durch einen ruhenden Ball kam Bouhaddouz mal zum Abschluss - seinem Freistoß fehlte aber die Wucht (62.).
Gonthers Blackout - Biadas Torriecher
Die Hausherren bemühten sich nun, Druck aufzubauen und spielten sich das Leder teilweise wie beim Handball um den Strafraum herum zu. Auch die Fans erkannten den Versuch des Aufbäumens an und peitschten ihr Team nach vorne - mussten aber den nächsten Rückschlag verdauen: Gonther rutschte als letzter Mann auf dem Ball aus und ermöglichte dem lauernden Biada freie Bahn zum Tor. Der Torjäger lief alleine auf Himmelmann zu und versenkte eiskalt zum 2:0 (67.).
Damit war die Gegenwehr endgültig gebrochen, wenn überhaupt wurde nur noch die Eintracht gefährlich: Omladic (72.), Khelifi (77.) und Schönfeld (82.) scheiterten allesamt an Keeper Himmelmann, der eine höhere Niederlage abwendete. Dann hatte Schiedsrichter Bastian Dankert ein Einsehen und beendete die Partie.
Somit herrschten hernach gegensätzliche Stimmungslagen, St. Paulis Motor stottert noch. Dagegen feierten die Gäste den erst zweiten Auswärtssieg im laufenden Kalenderjahr und den ersten am Millerntor seit 25 Jahren. Nun folgt der Pokalwettbewerb: In einer der drei Eröffnungspartien der ersten DFB-Pokal-Runde empfängt der FC St. Pauli am Freitag, den 19. August (20.45 Uhr), den VfB Lübeck. Braunschweig darf sich auf ein frühes Wiedersehen mit den Würzburger Kickers freuen: Am Samstag (15.30 Uhr) ist die Eintracht in der Würzburger flyeralarm-Arena zu Gast.