2. Bundesliga

Mammutaufgabe für neuen Union-Manager

Ein Kommentar von kicker-Redakteur Jan Reinold

Mammutaufgabe für neuen Union-Manager

Aufregende Zeiten: Rund ums Stadion an der alten Försterei kommt es zum Umbruch.

Aufregende Zeiten: Rund ums Stadion an der alten Försterei kommt es zum Umbruch. imago

Ein Kommentar von kicker-Redakteur Jan Reinold

Nach einer enttäuschenden Saison hat Union nun zum personellen Rundumschlag ausgeholt, der die Fachleute André Hofschneider (Cheftrainer), Lutz Munack (Geschäftsführer Sport) und Helmut Schulte (Leiter der Lizenzspielerabteilung) ihre Ämter gekostet hat. Den nächsten Aufstiegs-Versuch der Eisernen sollen neue Fachleute in einer neuen Struktur angehen.

Zingler aber, der die Gesamtverantwortung trägt, bleibt im Amt - weil, so formulierte er es am Montag: "Ich habe ja nicht den Pfosten getroffen." Das klingt, als wolle er sagen: Mich trifft keine Schuld. Aber natürlich muss auch Zingler sich und seine Führungskultur überdenken. Entweder hat der Klubchef in der jüngeren Vergangenheit auf die falschen Fachleute gesetzt. Oder aber er ließ die Fachleute nicht nach deren Vorstellungen gewähren und mischte sich zu sehr ein. In beiden Fällen trägt Zingler eine Mitverantwortung für das, was der gestürzte Aufstiegsfavorit in dieser Saison erlebt hat.

Mit Spannung erwartet: Welche Machtfülle bekommt der Neue?

Spannend wird zu sehen sein, welche Machtfülle der neue Geschäftsführer Profifußball, der am Dienstag vorgestellt wird, künftig erhält und ob er sich und seine Vorstellungen intern durchsetzen kann. Dass der Neue laut Zingler keinen Sitz im Präsidium erhalten soll, wirkt nicht wie ein Vertrauensbeweis - zumal der degradierte Lutz Munack als künftiger Geschäftsführer Nachwuchs- und Amateurfußball seinen Sitz im "politischen und strategischen Herz des Vereins" (Zingler) behält.

kicker-Redakteur Jan Reinold.

kicker-Redakteur Jan Reinold. kicker

Der Union-Boss begründet diese Maßnahme damit, dass im Präsidium "Menschen mit gewissen charakterlichen Eigenschaften" und mit der "richtigen Priorität im Denken" sitzen sollen, genauer: "Menschen, die immer das Wohl des Vereins ins Zentrum stellen und nicht ihre persönlichen Interessen". In dieser Haltung kommt einmal mehr ein Misstrauen gegenüber Außenstehenden zum Ausdruck, das dieser Klub zu oft ausstrahlt.

Erleichtert wird der Start des neuen Managers auch durch zwei weitere Punkte nicht. Zum einen kündigte Zingler an, künftig wieder (noch?) "direkter" in die Klubführung eingreifen und (noch) "näher ranrutschen" zu wollen. Seinen Ruf als "Diktator von Köpenick" - gegen den er sich öffentlich wehrt - wird der 53-Jährige so nicht los. Dafür müsste er seinen Fachleuten mehr Spielraum und Freiheiten gewähren.

Zum anderen steht der neue Manager in sportlicher Hinsicht vor einer Mammutaufgabe. Da in der kommenden Spielzeit mit dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV zwei Traditionsklubs die direkte Rückkehr in die Bundesliga anstreben und sich im VfL Wolfsburg möglicherweise ein drittes Schwergewicht zu den Zweitligisten gesellt, sollten Unions Planungen nicht nur auf die kommende Saison ausgerichtet werden, sondern realistischerweise auf mindestens die nächsten beiden Spielzeiten. Dafür den geeigneten Trainer zu finden und einen Kader mit Perspektive zusammenzustellen erfordert Weitsicht. Und Geduld.