Formel 1

Grand Prix von Brasilien in Sao Paulo - Wo Formel-1-Träume wahr werden

GP von Brasilien auf dem Kurs "Autodromo José Carlos Pace"

Sao Paulo - wo Träume wahr werden

Schräg: Kimi Räikkönen im Ferrari auf dem Kurs "Autodromo José Carlos Pace".

Schräg: Kimi Räikkönen im Ferrari auf dem Kurs "Autodromo José Carlos Pace". imago

Gegen den Uhrzeigersinn

Der Rennkurs befindet sich in Interlagos, einem Stadtteil von Sao Paulo, der größten Stadt Brasiliens, vielleicht sogar der größten der Welt. Neben den Kursen in Singapur und in Abu Dhabi sowie den Rennen in Austin und Baku ist Interlagos einer von nur fünf aktuellen Kursen, auf welchen die Fahrzeuge gegen den Uhrzeigersinn ihre Runden drehen.

Historischer Rückblick

Seit der Eröffnung der Strecke 1940 wurde der Kurs immer wieder umgebaut und verbessert. Ursprünglich war er 6,880 km lang, eine grundlegende Änderung wurde 1990 vorgenommen, wobei die Streckenlänge auf 4,325 km gekürzt wurde. Nach einer kleinen Erneuerung 1997 im Bereich der Boxenausfahrt verkürzte sich die Renndistanz auf den aktuellen Wert von 4,309 km. Der Kurs ist nach dem Rennfahrer Carlos Pace benannt, der seinen einzigen Grand-Prix-Sieg 1975 in Brasilien holte - zwei Jahre später verunglückte er bei einem Flugzeugabsturz tödlich.

Das erste Formel-1-Rennen fand im Februar 1973 statt, damals war Interlagos noch ein Vorort von Sao Paulo. Emerson Fittipaldi gewann das Debütrennen auf seinem Lotus 72D. Bis einschließlich 1980 wurde jedes Jahr ein Rennen in Interlagos ausgetragen. Zu Beginn der achtziger Jahre genügte die Rennstrecke aber den gehobenen Ansprüchen nicht mehr, der PS-Zirkus siedelte für knapp ein Jahrzehnt (1981-1989) nach Rio de Janeiro über. Seit 1990 findet der Große Preis von Brasilien wieder auf dem umgebauten und modernisierten Kurs in Sao Paulo statt.

Die Rennstrecke

"In Interlagos ereignet sich fast immer Spektakuläres. Die Strecke ist oft unübersichtlich für den Fahrer, der hier sehr stark auf die Flaggensignale angewiesen ist. Sao Paulo ist meistens ein Super-Grand-Prix, ein echter Härtetest. Die Halsmuskeln der Fahrer werden erstens durch den Linkskurs und zweitens wegen der vielen Bodenwellen stark strapaziert", analysiert Ex-Formel-1-Pilot Marc Surer.

Weitere Informationen

Die wichtigste Kurve der Strecke ist die Senna-S-Kurve direkt nach der Start-Ziel-Geraden. Nach dem Start kommt es an dieser Stelle häufig zu Unfällen und Drehern, während des Rennens bietet diese Streckenpassage eine der wenigen Überholmöglichkeiten. Eine weitere Schlüsselstelle ist die enge Haarnadelkurve im Infield des Kurses.

Die Schwierigkeit für Fahrer und Ingenieure in Brasilien besteht darin, eine Fahrwerksabstimmung zu finden, die für genügend Abtrieb im Infield sorgt und zugleich hohe Geschwindigkeiten auf der Geraden zulässt. Für Piloten und Autos ist der Kurs gleichermaßen anspruchsvoll. Die Region um Sao Paulo ist bekannt für tropisches Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit, damit haben sowohl der Mensch als auch die Maschine zu kämpfen. Zudem sind die Fahrer nicht an die vielen Linkskurven gewöhnt und der Kurs ist extrem holprig.

2007 - Dramatik pur!

Brasilien war schon häufig die Kulisse für den großen Showdown am Saisonende. Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen holte sich 2007 nach seinem Sieg in Sao Paulo, dem dritten Platz von Fernando Alonso und dem 7. Rang von Lewis Hamilton mit einem einzigen Punkt Vorsprung den Weltmeistertitel! Räikkönen profitierte bei seinem Coup von der großzügigen Schützenhilfe seines lange führenden Ferrari-Teamkollegen Felipe Massa sowie Fehlern und technischen Problemen des bisherigen Spitzenreiters und tragischen Helden Lewis Hamilton, der mit sieben Zählern Vorsprung in den letzten Grand Prix des Jahres ging. Räikkönen gewann vor Massa, der den Doppelerfolg der Scuderia perfekt machte.

2008 - Hamiltons Traum wird wahr

World-Champion: Lewis Hamilton (mit Kappe) feiert in Brasilien seinen ersten Titelgewinn.

World-Champion: Lewis Hamilton (mit Kappe) feiert in Brasilien seinen ersten Titelgewinn. imago

In der Nervenschlacht von Sao Paulo hat Lewis Hamilton sein Titeltrauma von 2007 überwunden und sich mit einem Überholmanöver in der letzten Runde zum bis dahin jüngsten Formel-1-Weltmeister gekrönt. Dem McLaren-Mercedes-Piloten reichte beim Sieg seines roten Rivalen Felipe Massa der fünfte Rang beim turbulenten Großen Preis von Brasilien, um mit 23 Jahren, 9 Monaten und 26 Tagen mit einer Punktlandung seinen Traum schon in der zweiten Saison wahr zu machen.

2009 - Button erklimmt den Olymp

Red-Bull-Pilot Mark Webber feierte in Brasilien seinen zweiten Saisonsieg 2009, Teamkollege Sebastian Vettel fuhr von Startplatz 15 auf den vierten Platz vor, Robert Kubica bescherte als Zweiter vor dem entthronten Weltmeister Lewis Hamilton BMW Sauber im vorletzten Rennen nochmal einen Podiumsplatz - am Ende wurde aber alles überstrahlt von Jenson Buttons 5. Platz, der ihn vorzeitig zum Weltmeister kürte!

Vom beinahe Arbeitslosen zum Weltmeister in 16 Rennen! Nach einer grandiosen ersten Saisonhälfte mit sechs Siegen in sieben Rennen brachte Button den größten Triumph seiner wechselhaften Karriere vorzeitig in trockene Tücher. Der Rennstall von Ross Brawn durfte sich zudem in seiner Premierensaison gleich über zwei Weltmeistertitel freuen.

Vettels super Erinnerungen an 2012

Das Weltmeisterschafts-Finale 2012 brachte Sebastian Vettels dritten Titelgewinn - seinen dramatischsten. Eigentlich war der Traum vom Triple in der ersten Runde schon vorbei. Bruno Senna im Williams nahm den Red Bull auf die Hörner. Vettel drehte sich, und das komplette Feld pfiff an ihm vorbei. Adeus! Damit war Fernando Alonso im Ferrari auf dem Weg zum Titel. Doch dann folgte eine unfassbare Aufholjagd. Vettel kämpfte sich bis auf Platz 6 vor. Das reichte für den Titel, weil Jenson Button vor Alonso gewann. Historische Fußnote: Michael Schumacher fuhr an diesem Tag seinen letzten Grand Prix.

2013 - Vettel abermals in den Geschichtsbüchern

Donuts: Sebastian Vettel feierte im Red Bull 2013 in Brasilien einen historischen Sieg.

Donuts: Sebastian Vettel feierte im Red Bull 2013 in Brasilien einen historischen Sieg. Getty Images

Im Jahr 2013 hatten sich Vettel und Red Bull die Fahrer- und Konstrukteurs-Titel schon frühzeitig gesichert. Vettel kämpfte im letzten Saisonrennen um zwei weitere Bestmarken. Zum einen galt es für den damals 26-Jährigen, die 13 Saisonsiege von Michael Schumacher aus dem Jahre 2004 zu egalisieren. Zum anderen hatte er die Chance, die neun Siege in Folge des legendären Alberto Ascari zu toppen. Denn dem Italiener gelang dieses Kunststück "nur" saisonübergreifend. Vettel triumphierte tatsächlich und schrieb sich einmal mehr in die Geschichtsbücher ein.

Marco Schweigert

Hamiltons bärenstarke Saison zum 5. Titel