Formel 1

Mercedes und Ferrari: Geheimnis um die neuen Autos

Präsentationen von Mercedes und Ferrari

Silber und Rot: Geheimnis um die neuen Autos

Valtteri Bottas (li.) und Lewis Hamilton (re.) posierten mit dem neuen F1 W09 EQ Power+.

Valtteri Bottas (li.) und Lewis Hamilton (re.) posierten mit dem neuen F1 W09 EQ Power+. Getty Images

Geheimhaltung ist oberstes Prinzip bei den Formel-1-Rennställen vor dem Testauftakt am kommenden Montag in Barcelona. Zwar werden auf dem Circuit nahe der katalanischen Hauptstadt nur noch die dann beiden letzten fehlenden Autos vorgestellt werden (Toro Rosso, von dem es vorab immerhin schon ein erstes Foto gab, dazu der Force India), doch die bisher gezeigten Rennwagen für die Saison 2018 verraten keineswegs alles.

Im Gegenteil, die Fotos werden so geschickt aufgenommen und am Computer nachbearbeitet, dass die Konkurrenz keine Chance bekommt, die wichtigsten Geheimnisse frühzeitig zu lüften. Red Bull etwa zeigte den RB14 nur in sehr dunkler, in Blau und Schwarz gehaltener Lackierung - sehr ähnlich einer Camouflagebeklebung, die man von Erlkönigen bei Straßenfahrzeugen kennt.

Zwei leicht erkennbare Änderungen

Hintergrund der Geheimniskrämerei sind zwei reglementbedingte Änderungen, die von außen (zu) leicht wahrzunehmen sind. Da ist zum einen der sogenannte und bei den Fahrern sehr umstrittene Halo (englisch für Heiligenschein), eine Titanbügelkonstruktion über dem offenen Cockpit, die den Kopf des Fahrers vor umherfliegenden Teilen schützen soll. "Das sieht im ersten Moment noch ein bisschen fremd aus", sagte Champion Lewis Hamilton bei der Präsentation in Silverstone, "aber in sechs Monaten werden wir alle uns daran gewöhnt haben."

Außerdem entfällt ab dieser Saison die mächtige Finne hinter dem Cockpit, wodurch sich die Aerodynamik der Generation 2018 zusätzlich stark gegenüber dem Vorjahr verändert hat. Da außerdem die Vorschriften für die Frontflügel, die seitlichen Luftführungen und auch jene für die Zusatzflügel unterhalb des Heckflügels ("monkey seats") verändert wurden, gaben sich alle Teams größte Mühe, ihre Ideen und Entwicklungen so lange wie möglich unter dem Deckel zu halten. Renault etwa wählte dazu den Trick, den weitgehend schwarz lackierten R.S.18 vor mattschwarzen Hintergrund zu stellen . Zu erwarten ist, dass die endgültigen Lösungen einiger Teams noch nicht einmal an den insgesamt acht Testtagen zu sehen sein werden, sondern erst beim Saisonstart in Melbourne (23. – 25. März).

Vorbild Silberpfeil

Wie eigentlich immer in der Formel 1, versuchen die Jäger das zu kopieren, was den Weltmeisterwagen des Vorjahres ganz besonders ausgezeichnet hat. Deutlich erkennbar ist der Trend, ähnlich dem Silberpfeil auf einen verlängerten Radstand zu setzen, dies umso mehr, als der Halo und verstärkte Crashstrukturen im Bug des Fahrzeugs die Autos um rund 17 Kilo schwerer gemacht haben. Auch der neue Ferrari wirkt ein wenig in die Länge gestreckt. Ziel der Scuderia ist es, die existierenden Vorteile auf winkligen, eher langsamen Kursen nicht einzubüßen, die bisherigen Nachteile im Vergleich zu Mercedes auf schnellen Strecken jedoch weitgehend zu kompensieren.

Alles am Auto ist noch ein bisschen verbessert worden, und wir haben verstanden, wo unsere Schwächen gelegen haben.

Lewis Hamilton

Weltmeister Lewis Hamilton ist von seinem neuen Dienstwagen angetan. Im F1 W09 EQ Power+ (ob er das schon auswendig nachsagen kann?) will der Brite seinen fünften WM-Titel an Land ziehen und damit zu Juan Manuel Fangio aufschließen, der zwischen 1951 und 1958 fünfmal die Krone gewann. Hamilton: "Ich habe das Auto heute zum ersten Mal zusammengebaut gesehen. Das Team hat einen Rennwagen gebaut, der kaum schöner sein könnte. Es ist ein Privileg, dass es nur zwei Leute auf diesem Planeten gibt, die es fahren dürfen."

Der Konkurrenz lässt Hamilton gleich einmal nicht sonderlich viel Hoffnung. "2017 war schon fantastisch", sagt der 33-jährige Mercedes-Pilot, "aber dieses Jahr wollen wir noch besser sein. Alles am Auto ist noch ein bisschen verbessert worden, und wir haben verstanden, wo unsere Schwächen gelegen haben. Was mich betrifft: Ich bin fit."

Vettel sieht in Ferraris SF71H einen "großen Schritt"

Ferrari SF71H

Ferraris Hoffnung für 2018: der SF71H. Ferrari

Ebenfalls zum fünften Mal und erstmals mit Ferrari will Sebastian Vettel einen WM-Titel feiern. Viermal gewann er mit Red Bull in den Jahren von 2010 bis 2013, jetzt in seinem vierten Ferrari-Jahr sieht der 30-Jährige alle Komponenten vereint, um zum ganz großen Schlag auszuholen: "Das Auto zum ersten Mal zu sehen, ist immer sehr emotional. Jetzt wollen natürlich alle wissen, wie es sich anfühlt und wie es sich auf der Strecke benimmt. Es gibt im Inneren viele Details, um die ich gebeten hatte. Denn auf jede Kleinigkeit kommt es an", sagte Vettel bei der Vorstellung des SF71H und gab Hamiltons Kampfansage postwendend zurück: "Das Auto ist ein großer Schritt im Vergleich zum letzten Jahr."

Auch Technikdirektor Mattia Binotto glaubt daran, dass Ferrari noch stärker als 2017 in den WM-Kampf eingreifen wird: "Wir haben daran gearbeitet, schneller auf den Highspeed-Strecken zu werden. Und vor allem zuverlässiger." Gelingt das Vorhaben, wäre es Ferraris erster Fahrertitel seit Kimi Räikkönen im Jahr 2007. Vettels großes Vorbild Michael Schumacher benötigte bis zu seinem ersten WM-Triumph mit Ferrari fünf Anläufe, ehe es am Ende der Saison 2000 erstmals klappte.

Dem allseits erwarteten großen Duell von Lewis Hamilton und Sebastian Vettel trägt auch der kicker Rechnung. Diesem Kampf widmet er in seinem neuen Motorsport-Sonderheft einen großen Schwerpunkt. Der unverzichtbare Begleit-Klassiker für die gesamte Saison ist ab 7. März im Handel erhältlich, Sie können ihn aber auch jetzt schon bestellen: Online schon jetzt bestellbar im kicker-Shop oder telefonisch beim kicker-Service unter 0911-2162222.

Stefan Bomhard

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