Formel 1

Button gewinnt den Reifenpoker vor Vettel

GP von Ungarn: Hamilton verzockt sich

Button gewinnt den Reifenpoker vor Vettel

Zweiter Saisonsieg: Der Brite Jenson Button triumphierte beim abwechslungsreichen Grand Prix von Ungarn.

Zweiter Saisonsieg: Der Brite Jenson Button triumphierte beim abwechslungsreichen Grand Prix von Ungarn. Getty Images

Sebastian Vettel hat beim packenden Reifen-Poker von Budapest die Nerven behalten und mit Platz zwei einen weiteren wichtigen Schritt Richtung Titelverteidigung gemacht. Der Weltmeister musste sich beim spannenden, teils verregneten Großen Preis von Ungarn nur Jubilar Jenson Button geschlagen geben. Der McLaren-Pilot feierte in seinem 200. Rennen nach ebenfalls abgezockter Boxenstrategie seinen insgesamt elften Formel-1-Sieg und wahrte dadurch seine minimalen WM-Möglichkeiten. "Ein Perfekter Start in die Sommerpause. Lasst uns danach zurückkommen und alle Rennen gewinnen", jubelte Button über Boxenfunk.

Polesetter Vettel wird den verpassten siebten Saisonsieg verschmerzen können, ließ er als Zweiter hinter Button doch alle ernsthaften Konkurrenten um die WM-Krone hinter sich. Der Red-Bull-Pilot (234 Punkte) hat nun 85 Punkte Vorsprung in der WM-Gesamtwertung auf seinen heute fünftplatzierten Teamkollegen Mark Webber (149). Dritter im Gesamtranking ist der Vierte von Ungarn, Hamilton, mit 146 Zählern. Alonso folgt als Vierter mit nur einem Punkt weniger. Jubilar Button folgt als Fünfter mit 134 Zählern, also exakt 100 Punkten Rückstand auf Vettel.

Es hat noch extremer gebrannt als in Barcelona. Die Flammen kamen mir etwas näher.

Renault-Pilot Nick Heidfeld

Mit Mercedes-GP-Fahrer Nico Rosberg, der in Budapest seinen 100. Grand Prix bestritt, kam neben Vettel nur noch ein deutscher Pilot als Neunter in die Top Ten. Adrian Sutil (Force India) landete auf P14, Timo Glock (Virgin) auf P17. Noch schlechter sah's für Michael Schumacher aus, der seinen Mercedes mit Defekt abstellen musste. Nick Heidfeld hatte sogar Glück, dass er seinen brennenden Renault rechtzeitig verlassen konnte. "Es hat noch extremer gebrannt als in Barcelona", berichtete Heidfeld nach seinem zweiten Feuerunfall. "Die Flammen kamen mir etwas näher. Zum Glück ist nichts passiert."

Der Rennverlauf

Bei Nieselregen in Ungarn entschlossen sich alle Piloten zu Intermediate-Reifen am Start. Für großartige Bodenhaftung bei den Boliden sorgte dies aber nicht. Als die Startampeln erloschen, begann für viele Piloten ein echter Eiertanz auf nasser Strecke. Dabei kam Vettel optimal weg und bog als Führender in die erste Kurve ein. Dahinter erwischten Hamilton und die beiden Mercedes-GP mit Rosberg und Schumacher ebenfalls einen guten Start und schoben sich nach vorne. Dagegen büßten Massa und Webber Plätze ein.

Es dauerte einige Runden, bis sich die Piloten an die rutschigen Verhältnisse gewöhnt hatten. Dabei erwiesen sich die McLaren-Mercedes als die regentauglichsten Fahrzeuge. Hamilton und Button griffen nacheinander Vettel an. Hamilton kam in der fünften Runde an Vettel vorbei, der sich einen Ausrutscher leistete.

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Bei den schwierigen Bedingungen war es aber für alle Piloten schwer, fehlerfrei zu fahren. Alonso, Schumacher und Massa waren die nächsten, die unfreiwillige Rutschpartien einlegten. Massa ramponierte sich gar die Heckkonstruktion an den Leitplanken. Vorne musste sich Vettel auf Position zwei gegen Button wehren, während an der Spitze Hamilton seinen Vorsprung kontinuierlich ausbaute.

Zwischen Runde elf und 13 entschlossen sich die meisten Piloten, bei abtrocknender Strecke, auf Slicks zu wechseln. Dabei zeigten Webber und Button, dass ein früherer Wechsel Zeit brachte. Der Brite fuhr seinen McLaren auf Platz zwei vor, Webber tauchte plötzlich auf Position vier auf und hatte seinen Teamkollegen Vettel direkt vor sich.

Die Reihenfolge stabilisierte sich in den folgenden Umläufen. Hamilton führte das Feld souverän an. Dahinter entwickelten sich jeweils spannende Zweikämpfe zwischen Button und Vettel um Platz zwei, sowie Webber und Alonso um die fünfte Position. Mit dieser Reihenfolge ging es auch in die zweite Runde der Reifenwechsel. Trotz erneut drohender Regenschauer blieben die Piloten bei Slicks. Diese Maßnahme erwies sich als richtig. Der prognostizierte Schauer kam nicht.

Grand Prix von Ungarn 2011

Diesen Umstand nutzten die Piloten an der Spitze, um ihre Positionen zu zementieren. Lediglich Webber musste sich in den folgenden Runden mit Alonso im Getriebe herumplagen. Einen Schrecken der anderen Art erlebten in dieser Phase Heidfeld und Vettel. Der Renault von "Quick Nick" fing beim Ausfahren aus der Box Feuer. Heidfeld hielt sofort an und sprang aus dem Wagen. Bei der Bergung des Wracks durch die Streckenposten - entgegen der Boxenausfahrt! - wäre Vettel um ein Haar in den Schleppverband gefahren.

Frühes Aus für Michael Schumacher

Wenig Glück hatte erneut Mercedes-GP beim Grand Prix von Ungarn. Michael Schumacher erwischte zwar einen Traumstart, baute dann aber schnell ab. In der 28. Runde kam für den Rekordweltmeister nach einem harten Zweikampf mit Massa auf Position acht das Aus. "Der sechste Gang ist letzten Endes ausgefallen", wies der 42-Jährige auf einen Getriebeschaden hin. Rosberg absolvierte seinen Jubiläums-Grand Prix (100) mit einer durchwachsenen Vorstellung und kam am Ende auf Position 9 ins Ziel.

Bei der dritten Reifen-Runde bewies Alonso das beste Gespür. Er ging als erster der Top 5 an die Box und verbesserte sich durch diese Maßnahme auf Position drei. Dies blieb aber eine Momentaufnahme. Vettel flog, auf einer härteren Reifenmischung unterwegs, nach wenigen Umläufen genauso an dem Spanier vorbei wie kurze Zeit später sein Teamkollege Webber.

Wer wird Weltmeister 2011 - Sie entscheiden
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Vettel holte mit Siebenmeilenstiefeln auf Button auf. Zudem profitierte der Heppenheimer von einem Dreher des führenden Hamilton in der 47. Runde. Button kam dabei am Führenden vorbei, Vettel blieb auf Position drei. Doch 22 Runden vor Schluss trennte das Führungs-Trio des Grand Prix gerade mal eine knappe Sekunde.

Die beiden McLaren erwiesen sich im neuerlichen, leichten Regen aber als zu stark für den Titelverteidiger. Button und Hamilton kamen vom Red Bull von Vettel schnell wieder weg, wobei sich die beiden Briten rundenlang eine echte Schlacht an der Spitze lieferten. Mehrfach wechselte die Führung, da bei wieder einsetzendem Nieselregen viele Autos die Kurven mehr neben als auf der Strecke umfuhren.

Hamiltons fataler Irrtum

Daraufhin entschlossen sich Webber und Hamilton, auf Intermediates zu wechseln. Es sollte sich herausstellen, dass dies der Fehler des Rennens war. Der erwartete stärkere Regen blieb aus und beide mussten nach zwei langsamen Umläufen reumütig auf Slicks zurückwechseln. Dazu fing sich Hamilton noch eine überflüssige Drive-Through-Strafe ein und fiel zwischenzeitlich auf Platz sechs zurück. Mit gehöriger Wut im Bauch kämpfte er sich aber noch auf Platz vier nach vorne.

Vettel hatte sich in der Zwischenzeit mit dem Sieg von Button abgefunden und fuhr seinen Red Bull im Schongang um den Kurs. Ein zweiter Platz hinter dem Briten ist für die Operation Titelverteidigung ein durchaus brauchbares Ergebnis.

Der nächste Grand Prix findet am 28. August im belgischen Spa-Franchorchamps statt.