Formel 1

Hamilton drückt - doch Vettel hält die Tür zu!

Der Weltmeister siegt in Barcelona

Hamilton drückt - doch Vettel hält die Tür zu!

Sebastian Vettel und Lewis Hamilton (hinten) lieferten sich im letzten Viertel des Rennens einen packenden Zweikampf.

Sebastian Vettel und Lewis Hamilton (hinten) lieferten sich im letzten Viertel des Rennens einen packenden Zweikampf. Getty Images

"Yabba Dabba Doo!", "Ringdigidingdingding!" - über den Funk waren Sebastian Vettels Jubelschreie nach dem bislang wohl härtesten Kampf der Saison um einen Sieg deutlich zu hören. Zum ersten Mal trug sich der Hesse in die Siegerliste des Spanien-GP ein, zum 14. Mal gewann er insgesamt ein Rennen - auf den Tag genau 50 Jahre nach dem ersten deutschen Sieg bei einem Formel-1-Rennen von Graf Berghe von Trips. Mit 118 Punkten hat der 23-jährige Vettel nun 41 Zähler Vorsprung auf den Briten Hamilton (118:77). "Mir ist eine Tonnenlast von den Schultern gefallen", sagte Vettel, der auf den letzten Runden KERS nicht mehr einsetzen konnte und mächtig Druck durch Hamilton verspürte.

Dritter Fahrer auf dem Podium war Jenson Button, der Polesetter Mark Webber auf Rang vier zurückließ und das gute McLaren-Resultat komplettierte. Der Australier und Vorjahressieger Webber war neben Alonso der große Verlierer in Katalonien. Stark die weiteren Deutschen: Hinter Alonso fuhr "F1-Veteran" Michael Schumacher nach glänzendem Start auf den sechsten Platz und ließ seinen Teamkollegen Nico Rosberg hinter sich, der Siebter wurde und technische Probleme hatte ("Mein Radio hat nicht funktioniert."). "Es war sehr rutschig und ich hatte sehr viel Übersteuern", sagte derweil "Schumi" ebenfalls nicht ganz zufrieden. Der Abstand zur Spitze ist groß: Beide Silberpfeile wurden mehr als zehn Umläufe vor dem Ende überrundet.

Nick Heidfeld, vom Ende des Feldes gestartet, war indes überglücklich. Er schob sich im Endspurt auf den hervorragenden achten Rang vor und landete sogar vor dem von Platz sechs gestarteten Teamkollegen Vitali Petrov. "In den letzten Runden habe ich gepuscht wie ein Wahnsinniger", sagte der Mönchengladbacher: "Wenn das Rennen noch ein, zwei Runden gedauert hätte, wäre ich noch Sechster geworden."

Adrian Sutil wurde 13., Timo Glock 19. Das Ergebnis blieb auch auf dem Papier bestehen, nachdem Hamilton, Button, Webber und Jaime Alguersuari trotz Missachtung einer gelben Flagge nur ermahnt wurden.

Zum Rennverlauf

Am Start konzentrierte sich Pole-Setter Webber darauf, Vettel, der an Position zwei gestartet war, zu halten. Dies nützte Alonso, der sich mit seinem Ferrari auf der Innenbahn an beiden vorbeischob und das Feld nach der ersten Kurve anführte. Auch Vettel konnte sich noch an Webber vorbeiquetschen. Der Australier fiel auf Platz drei zurück. Dahinter machte vor allem Schumacher Boden gut. Der Rekord-Weltmeister schob sich von Position zehn auf sechs nach vorne.

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Alonso konnte in den folgenden Runden seine Spitzenposition halten. Dahinter drängten die beiden Red Bull mit Vettel und Webber sowie Hamilton im McLaren. Diese vier Piloten setzten sich rasch vom Rest des Feldes ab, wo Petrov als Fünfter Schumacher, Rosberg, Massa und Button aufzuhalten schien.

Bereits in der 10. Runde begann der Reigen der ersten Boxenstopps. Dabei machte Vettel den Anfang, hatte aber das Pech, dass er direkt hinter den Streithähnen Massa und Button wieder auf die Strecke kam. Der Titelverteidiger brauchte eine Runde, um die beiden zu überholen. Damit schaffte er es nicht, in der Box an Alonso, der eine Runde später Reifen fasste, vorbeizukommen. Noch härter traf es Webber, der beim Stopp Zeit verlor und von Hamilton kassiert wurde.

Fernando Alonso gewann den Start und zog an den beiden Red Bull vorbei

Fernando Alonso gewann den Start und zog an den beiden Red Bull vorbei. Getty Images

Bis zum zweiten Boxenstopp entwickelte sich an der Spitze ein Vierkampf mit Alonso, Vettel, Hamilton und Webber als Hauptdarsteller. Dahinter tat sich ein großes Loch auf. Button fuhr als "Best of the Rest" bereits mit über 20 Sekunden Rückstand seine Runden.

Nach 20 Runden wurde die nächste Runde des Reifenpokers eingeläutet. Dabei schaffte es Vettel, an Alonso vorbeizukommen. Hamilton übernahm Platz eins, da der Brite zunächst auf den gebrauchten Pneus weiterfuhr und den zweiten Tausch hinauszögerte. Vier Runden später war aber auch Hamiltons Pirelli-Satz am Ende. Vettel übernahm das erste Mal die Führung beim Grand Prix von Spanien.

Zur Mitte des Rennens wurde immer deutlicher, dass die Reifenstrategie für den Grand Prix mitentscheidend sein würde. Während sich Alonso und Webber in ihrem dritten Stint mit harten Reifen abquälen mussten, pflügte Button von hinten mit weichen Pneus durch das Feld, überholte die beiden Streithähne und setzte sich auf Platz drei.

An der Spitze saßen auch Vettel und Hamilton ihre Pflicht-Phase mit harten Reifen ab. Dabei schien der McLaren besser zu laufen. Hamilton konnte sich scheibchenweise an den Titelverteidiger heranrobben.

Damit war an der Spitze das Duell eröffnet, das die Schlussphase prägen sollte. Vettel hielt sich nur wenige Sekundenbruchteile vor seinem Verfolger. Dies änderte sich auch nicht, als beide zum letzten Mal in der 49. bzw. 50. Runde neue Reifen holten.

Der Boden für eine heiße Schlussphase war damit bereitet. Hamiltons McLaren schien einen Hauch schneller zu laufen als der Red Bull von Vettel. Runde für Runde knabberte der Brite am Vorsprung des Titelverteidigers, der nicht nur Probleme mit KERS, sondern auch mit den Reifen hatte. Immer wieder versuchte er am Ende von Start und Ziel vorbeizukommen, doch Vettel wehrte sich nach Kräften - und am Ende erfolgreich. "McLaren hat uns wirklich hart bedrängt", gestand Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach dem Rennen bei "Sky". "Aber wir sind nicht in Panik geraten und haben ruhig reagiert."

Im Schatten des spannenden Duells an der Spitze (Vettel: "Das war schon wirklich hart") fiel der Rest des Feldes zurück. Button hatte als Dritter und einziger der Spitzengruppe mit nur drei Stopps Webber im Getriebe hängen und kämpfte verzweifelt um den Podiumplatz. Alonso war auf Position fünf schon abgehängt, der Rest nach gut 50 von 66 Runden bereits über eine Runde zurück. Felipe Massa fiel am Ende noch aus.

Vettels vierter Streich!