Formel 1

"Schumi" dreht erste Runden

Testfahrten im alten F2007

"Schumi" dreht erste Runden

Michael Schumacher

Michael Schumacher testet am Freitag im alten Ferrari F2007. picture-alliance

"Das Testverbot in der Formel 1 ist ja bekannt, daher habe ich die Jungs von F1 Clienti kontaktiert, ob die mir ein Auto geben können", hatte Schumacher auf seiner Website erklärt. Clienti ist für ausrangierte Formel-1-Ferraris zuständig.

"Zwar kann ich hier keine aktuellen oder letztjährigen Autos fahren, aber ich möchte eben so viel wie möglich fahren, und da ist das schon mal eine gute Option. Die nächsten Wochen stehen dann ganz im Zeichen dieser Vorbereitung", meinte Schumacher.

Für Schumacher geht es nun darum, sich möglichst schnell wieder an die Fliehkräfte und die körperlichen Beanspruchungen zu gewöhnen. "Er wird versuchen, so häufig wie möglich zu fahren, um die Belastungen in einem Formel-1-Wagen wieder zu erfahren", sagte Schumachers Sprecherin Sabine Kehm am Freitag.

Über seine körperlichen Voraussetzungen machen sich die Beteiligten keine Sorgen. Johannes Peil, Chefarzt der Bad Nauheimer Sportklinik, geht davon aus, dass sich Schumacher wieder schnell an die Belastungen in der Königsklasse gewöhnen wird. "40 ist nicht gleich 40. Er wird körperlich in der Lage sein, die nötigen Leistungen zu bringen. Mental hat er sogar Vorteile zu 2006. Er ist psychisch ausgeglichen und erholt. Und Michael brennt für seine Aufgabe", sagte Peil dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Die Routine und die Erfahrung seiner 40 Jahre werden von Vorteil sein. Er ist ein Ausnahmesportler."

Allerdings wird Peil seinen Schützling in den kommenden drei Wochen auf Herz und Nieren prüfen. Das Herz- und Kreislaufsystem wird gecheckt, MRT und CT sind geplant. Besonders gründlich wird die Wirbelsäule untersucht, speziell die Halswirbelsäule und der Kopf. Peil: "Auch bei Michael gab es den einen oder anderen Einschlag."

Zuletzt war Schumacher im Februar beim Motorradtraining schwer verunglückt. "Bei solchen Unfällen bleibt immer etwas übrig, was behandelt werden muss", sagte Peil: "Michael hat bislang auch immer nur gesagt: Ziel ist der Wiedereinstieg in die Formel 1. Wenn die Untersuchungs-Ergebnisse gut sind, dann kann er das packen." Die schlussendliche Entscheidung werde zusammen mit Schumacher getroffen.

Testverbot: Ausnahme für Schumacher?

Schwieriger dürfte Schumacher, der sein letztes Rennen am 22. Oktober 2006 in Sao Paulo bestritten hatte, die Gewöhnung an das aktuelle Rennauto fallen. Denn aus Kostengründen haben sich alle Formel-1-Teams darauf verständigt, zwischen den Rennen nicht zu testen. Allerdings hat Ferrari ebenfalls am Freitag um eine Ausnahme von dieser Regelung gebeten.

"Wir haben die Teams schriftlich gebeten, einem Testtag für Michael zuzustimmen", sagte Ferrari-Teamsprecher Luca Colajanni der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Freitag. "Wir warten nun auf eine Antwort."

Laut ersten Medienberichten soll die FOTA bereits ihre Zustimmung signalisiert haben. Auch die ausgeschlossenen Teams Williams und Force India müssen noch ihr Ja-Wort geben. Eine Sondererlaubnis für Schumacher wäre ein Novum in der FIA. Denn nicht einmal der spanische Toro-Rosso-Pilot Jaime Alguersuari (19), der am Sonntag in Budapest als jüngster Fahrer der Formel-1-Geschichte sein Debüt gab, konnte vorab sein Arbeitsgerät testen.

Und Regel-Änderungen gab es genug, so dass Schumacher in Valencia in ein für ihn komplett neues Auto steigen wird. Immerhin wird die Sitzposition extra für ihn angepasst. "Natürlich habe ich auch gleich noch mal die Gelegenheit genutzt und mich mit den Ingenieuren zum weiteren Vorgehen beraten", schrieb Schumacher.

Räikkönen cool - Konkurrenz ehrfürchtig

Der Kerpener soll den verunglückten Felipe Massa ersetzen, bis der Brasilianer sich selbst wieder ans Steuer des in dieser Saison nicht gerade glänzenden F60 setzen kann. Der 91-malige Grand-Prix-Gewinner Schumacher hatte eine Rückkehr in die Formel 1 immer ausgeschlossen, die besondere Situation stimmte ihn – aus echter Verbundenheit zu Ferrari – nun um.

Seinen zukünftigen Stall-Kollegen Kimi Räikkönen lässt der Rummel um die Rückkehr Schumachers kalt. "Mir ist egal, wer den zweiten Ferrari fährt", sagte der auch "Iceman" genannte Finne.

Mehr Ehrfurcht zeigen da schon andere Fahrer. "Wenn einer ins Auto springen kann und vorne mitfährt, dann er", meinte zum Beispiel WM-Spitzenreiter Jenson Button (Brawn GP). Auch Timo Glock ist von einem Erfolg Schumachers überzeugt. "Er wird wieder vorne mitmischen und da anknüpfen, wo er damals aufgehört hat", sagte der Toyota-Pilot aus Wersau am Freitag der Deutschen Presse-Agentur (dpa).