Eishockey

Neue Rangers, Panthers und konstante Traditionsteams

Eastern Conference: Die Play-off-Kandidaten im kicker-Check

Neue Rangers, Panthers und konstante Traditionsteams

Das Top-Duo im Sturm der Panthers: Jonathan Huberdeau und Aleksander Barkov.

Das Top-Duo im Sturm der Panthers: Jonathan Huberdeau und Aleksander Barkov. picture alliance

Florida: Nach Stühlerücken mit Dadonov zurück in die Play-offs?

Kommen & Gehen: Nach dem Verpassen der Play-offs ein Jahr nach der souveränen Qualifikation für die Endrunde gab es abermals große Veränderungen in der Sportlichen Leitung. Zurück im Chefsessel des operativen Geschäfts als General Manager ist Dale Tallon, der als neuen Chefcoach mit Bob Boughner (zuletzt Assistent in San Jose) einen NHL-Neuling installierte. Auch beim spielenden Personal gab es zahlreiche Wechsel: Mit Altstar Jaromir Jagr wurde nicht verlängert, ebenso wenig mit Jussi Jokinen (nun Edmonton). Reilly Smith und 30-Tore-Mann Jonathan Marchessault (Vegas) wurden ebenso freiwillig abgegeben wie der erst ein Jahr zuvor von Tallons Vorgängern verpflichtete Jason Demers (Arizona).

Florida Panthers - Vereinsdaten
Florida Panthers

Gründungsdatum

14.06.1993

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Blau-Rot-Gold-Weiß

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Montreal Canadiens - Vereinsdaten
Montreal Canadiens

Gründungsdatum

04.12.1909

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Rot-Weiß-Blau

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Ottawa Senators - Vereinsdaten
Ottawa Senators

Gründungsdatum

16.12.1991

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Rot-Schwarz-Gold-Weiß

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New York Islanders - Vereinsdaten
New York Islanders

Gründungsdatum

06.06.1972

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Blau-Orange-Weiß

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New York Rangers - Vereinsdaten
New York Rangers

Gründungsdatum

15.05.1926

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Blau-Rot-Weiß

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Boston Bruins - Vereinsdaten
Boston Bruins

Gründungsdatum

01.11.1924

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Schwarz-Gold-Weiß

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National Hockey League (NHL) - Woche 1
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Damit verließen fünf der besten acht Scorer der Saison 2016/17 Südflorida - nicht zuletzt aus Sparzwang, um das von Eigner Vincent Viola vorgegebene interne Budget nicht zu überschreiten. Bei den Neuzugängen war daher Kreativität gefordert. Tallon lockte den einst von Florida gedrafteten Russen Evgenii Dadonov (28) nicht zuletzt mit der Aussicht zurück nach Übersee, in einer sehr spielstarken Top-Reihe mit Aleksander Barkov und Jonathan Huberdeau auflaufen zu können. Der treffsichere Routinier Radim Vrbata (36) kam in Arizona zuletzt auf satte 55 Punkte.

Stärken & Schwächen: Mit Huberdeau, der große Teile der vergangenen Saison verletzt verpasste, Barkov, der 2016/17 ebenfalls über 20 Spiele ausfiel, und nun Dadonov, der in den letzten Jahren als einer der besten Stürmer außerhalb der NHL galt, verfügt Boughner über eine der auf dem Papier besten Topreihen der Liga. Zusammen mit dem aufstrebenden letztjährigen Topscorer Vincent Trocheck oder Vrbata sollte die Steigerung der mauen Anzahl von 210 erzielten Treffern kein Problem sein. In der Abwehr allerdings (237 Gegentore) drückt ein wenig der Schuh; auch wenn Starkeeper Roberto Luongo (38) wieder fit ist. Hinter Jungstar Aaron Ekblad (21), Keith Yandle (31), Michael Matheson (23) und Alex Petrovic (25) wird es in der Defensive in Sachen indes Tiefe schnell äußerst dünn.

kicker-Tipp: Die Panthers gehören zu den Teams, die um die Play-off-Teilnahme mitkämpfen. Erweisen sich Tallons Personalien des Sommers überwiegend als Erfolge und bleibt der Kader gesund, ist Platz acht möglich.

Montreal: Die neue Galionsfigur heißt Drouin

Jonathan Drouin

Der neue Hoffnungsträger in Montreal: Jonathan Drouin. picture alliance

Kommen & Gehen: Mit dem innerhalb nur eines Jahres zum Publikumsliebling gewordenen Alexander Radulov, dem - in Sachen Punkteschnitt - drittbesten Abwehrspieler Nathan Beaulieu (per Tausch nach Buffalo) und dem verlässlichen Alexei Emelin (über Vegas im Expansion Draft nach Nashville) verloren die Canadiens drei Stammkräfte. Vor allem der Abgang von Radulov schmerzt, der sich letzte aufgrund des günstigeren Steuersatzes im Vergleich zu Quebec bei gleichem finanziellem Angebot für einen Wechsel nach Dallas entschied. Immerhin gelang General Manager Marc Bergervin mit dem gebürtigen Quebecer Jonathan Drouin (22) eine spektakuläre Verpflichtung, die die Canadiens allerdings den hocheingeschätzten Abwehrspieler Mikhail Sergachev kostete. In Montreal soll der hochtalentierte Drouin, der in Tampa noch als Außenstürmer fungiert hatte, als Center eine langjährige Schwachstelle auf der Mittelstürmerposition vergessen machen. Mit Ales Hemsky (34) kam ein technisch starker, aber zunehmend inkonstanter und verletzungsanfälliger Stürmer aus Dallas. In der Abwehr hofft Bergevin, die entstanden Lücken durch die Akquise des langjährigen Defensivspezialisten der Washington Capitals, Karl Alzner (29), sowie David Schlemko (kam über Vegas aus San Jose) oder Routinier Mark Streit (39) gelöst zu haben. Als kreativer Aufbauspieler überraschte in der Vorbereitung zudem der erst 19-jährige Victor Mete.

Stärken & Schwächen: Als einzige Mannschaft in der Atlantic Division knackte Montreal im vergangenen Jahr mit 103 Zählern die 100-Punkte-Marke und sicherte sich so den Divisionstitel. Nur 200 Gegentore waren dabei der drittbeste Wert der gesamten NHL und Fingerzeig auf die große Stärke der Canadiens: die Defensive. Keeper Carey Price ist der derzeit vielleicht beste Keeper der Welt. Mit Starverteidiger Shea Weber, Jeff Petry und nun Alzner stehen weitere gute Defensivspieler zur Verfügung. Bereits seit Jahren spielt Montreal zudem, beginnend bereits bei den Stürmern, ein als Kollektiv eingespieltes und laufintensives Defensivsystem, das den Gegnern nur wenig Raum lässt. Schwierigkeiten dagegen bestehen -ebenfalls seit Jahren - in punkto Durchschlagskraft, auch wenn Drouin zumindest den Radulov-Abgang kompensiert haben dürfte.

kicker-Tipp: Allein schon dank Price sind die Canadiens erneut ein Play-off-Anwärter. Aufgrund der weiter ungelösten Center-Frage und den Veränderungen in der Abwehr wäre die Wiederholung des Gewinns der Division aber eine Überraschung.

Ottawa: Senators vertrauen auf Karlsson Leaderqualitäten

Erik Karlsson

Fehlt den Senators noch verletzt: Kapitän Erik Karlsson. picture alliance

Kommen & Gehen: Das Überraschungsteam der Vorsaison, das bis ins Finale der Eastern Conference vorstieß, hatte im Sommer mit Ausnahme von Marc Methot, der im Expansion Draft nach Vegas (und dann gleich weiter nach Dallas) wechselte, kaum nennenswerte Abgänge zu verkraften. Lediglich in den hinteren Angriffsreihen gingen mit Chris Kelly oder Chris Neil einige erfahrene Spieler. So verwunderte es nicht, dass General Manager Pierre Dorion mit Nate Thompson (32) als designiertem neuen Center für Sturmformation vier und dem ehemaligen Stanley-Cup-Sieger Johnny Oduya (36) für die Abwehr zwei erfahrene Kräfte verpflichtete. Aus dem eigenen Talentepool soll zudem Colin White (20) im Sturm nachrücken, der sich allerdings in der Vorbereitung am Handgelenk verletzte und erst einmal ausfällt. Im Alter von 32 Jahren sogar um seine Karriere bangen muss Clarke MacArthur, der vor dem Start aufgrund einer langen Vorgeschichte an Gehirnerschütterungen den obligatorischen Medizincheck nicht Bestand.

Stärken & Schwächen: Defensive hui, Offensive pfui. So könnte man die Senators der Saison 2016/17 in kürzester möglicher Form beschreiben, die mit -2 als einziges Play-off-Team eine negative Tordifferenz aufgewiesen hatten. In Sachen Abwehrarbeit gehörte die Mannschaft von Coach Guy Boucher indes nach Montreal (200) und Boston (212) mit 214 Gegentreffern zu den drei mit Abstand besten in der Atlantic Division. Mit dem herausragende Erik Karlsson steht zudem der derzeit wohl beste Verteidiger der Welt in den Reihen Ottawas, dessen Einsatzfähigkeit zum Start nach einer schwerwiegenden Knöchel-Operation noch nicht sicher ist.

kicker-Tipp: Im letzten Jahr gelang den Senators gegen Ende fast alles. Mentale Stärke und große Laufbereitschaft machen Ottawa erneut zu einem unangenehm zu bespielenden Gegner, dem jedoch in einer engen Conference womöglich die Durchschlagskraft fehlen könnte, um erneut zu einem langen Play-off-Lauf anzusetzen.

N.Y. Islanders: Wie schwer wiegt Hamonics Abgang?

Dennis Seidenberg

Will mit den Islanders zurück in die Play-offs: Dennis Seidenberg. Getty Images

Kommen & Gehen: Nur ein einziger Stammspieler verließ die Islanders im Sommer. Doch dieser heißt Travis Hamonic und gehörte in den vergangenen Jahren zu den Säulen des Defensivspiels auf Long Island. Für drei hohe Draftrechte tauschte General Manager Garth Snow den 27-Jährigen zu den Calgary Flames und kam damit dem lange gehegten Wunsch des Abwehrspielers nach, in die Nähe seiner Familie in Westkanada ziehen zu dürfen. Einen ebenbürtigen Ersatz sucht man vergebens im Kader. Zumindest im Sturm aber dürfte Snow seine Offensive mit der Verpflichtung von Jordan Eberle (27), der für den deutlich kostengünstigeren, aber inkonstanteren Ryan Strome kam, verstärkt haben. Mit Mathew Barzal überzeugte zudem ein 20-jähriges Talent in der Vorbereitung, dem als kreativer Mittelstürmer eine große Zukunft vorhergesagt wird.

Stärken & Schwächen: Durch die Transferbewegungen des Sommers dürften die Vor- und Nachteile des Kaders von Coach Doug Weight noch deutlicher zur Geltung kommen. Schon 2016/17 gehörten die Islanders mit 241 Toren zu den treffsichersten Teams im Osten, die Defensive (242 Gegentore) war dagegen eine der anfälligsten. Hamonics Abgang könnte die Situation selbst dann verschärfen, wenn die Deutschen Thomas Greiss und Dennis Seidenberg eine ähnlich solide Saison spielen wie zuletzt. Das mit nur 14,1 Prozent Erfolgsquote drittschlechteste Powerplay der NHL dürfte mit Barzal und Eberle hingegen eine Aufwertung erhalten.

kicker-Tipp: Gelingt es Manager Snow nicht, noch eine Verstärkung für die Abwehr an Land zu ziehen, dürfte es mit der Play-off-Teilnahme erneut sehr schwer werden. Es sei denn Weight gelingt es, den Abgang mit einer Systemanpassung anderweitig zu kompensieren.

N.Y. Rangers: Der Top-Neuzugang heißt Shattenkirk

Kevin Shattenkirk

Für ihn ging im Sommer ein Kindheitstraum in Erfüllung: Kevin Shattenkirk. picture alliance

Kommen & Gehen: Mit dem Tausch von Mittelstürmer Derek Stepan und Backup Antti Raanta nach Arizona sorgten die Rangers für einen der überraschendsten Deals des Sommers. Mit Stepan ging ein konstanter 50-Punkte-Scorer. Im Gegenzug sparten die Rangers Gehalt ein, erhielten mit Verteidigertalent Anthony DeAngelo und einem frühen Erstrundenwahlrecht im Draft aber auch weiteren Gegenwert. Nicht jedoch der mit Arizonas Wahlrecht genommene Lias Andersson, sondern der mit dem eigenen Pick der Rangers in der ersten Runde genommene Filip Chytil könnte auf Anhieb zu Stepans Nachfolger auf der Center-Position erwachsen. Der gerade erst 18 Jahre alt gewordene Tscheche sorgte in der Vorbereitung für einiges Aufsehen. Einen kleinen Umbruch nahm Sportboss Jeff Gorton zudem in der Abwehr vor, in der Kevin Klein seine Karriere beendete und Dan Girardi nach Buyout nach Tampa wechselte. Der spektakulärste Neuzugang heißt derweil Kevin Shattenkirk, der schon als Kind als Rangers-Fan aufwuchs und der in der vergangenen Saison einer der zehn punktbesten Verteidiger der NHL war.

Stärken & Schwächen: 256 Treffer waren die dritttmeisten in der Eastern Conference nach Pittsburgh (282) und Washington (263). Dabei ist bei den Rangers eher die Ausgeglichenheit der Sturmreihen als das Vorhandensein einzelner Superstars der Trumpf. Sollte es Coach Alain Vigneault gelingen, den Abgang von Stepan durch Chytil oder andere Umstellungen halbwegs zu kompensieren, könnte die Abteilung Attacke in Manhattan sogar noch durchschlagskräftiger werden. Denn mit Shattenkirk und auch DeAngelo hat die Defensive gewaltig an Mobilität gewonnen. Kleiner Schwachpunkt bleibt die Defensive, in der Startorhüter Henrik Lundqvist allerdings in Ondrej Pavelec erneut einen erfahrenen Backup an seine Seite weiß, und das Penalty Killing, das im vergangenen Jahr nur auf Rang 19 landete.

kicker-Tipp: Die Rangers haben erneut die Tiefe und Klasse, um den Play-off-Einzug sicher zu schaffen. Einzig Stepans Abgang könnte im schlimmsten Fall dauerhaft Bauchschmerzen bereiten.

Boston: Bjork, McAvoy und eine gute Mischung

Brad Marchand, Anders Bjork, Patrice Bergeron (v.li.)

Die Boston-Stars Brad Marchand (li.) und Patrice Bergeron (re.) mit Rookie Anders Bjork. picture alliance

Kommen & Gehen: Kaum Bewegung gab es im Sommer auf dem Transfermarkt in New England, auch wenn die Bruins in der Gerüchteküche immer wieder mit Tauschkandidaten im Abwehrbereich in Verbindung gebracht wurden. Mit Dominic Moore und Colin Miller wechselte der Center der vierten Reihe sowie der nominell siebte Verteidiger nach Toronto beziehungsweise im Expansion Draft nach Vegas. Als einzigen Free-Agent-Neuzugang verpflichtete General Manager Don Sweeney mit Paul Postma aus Winnipeg einen Miller-Ersatz für die Tiefe in der Defensive. Ansonsten sollen eigene Talente die Chance erhalten, den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung zu machen. Allen voran Anders Bjork (21), der mit den USA an der WM in Köln und Paris teilgenommen hatte, und der in der Vorbereitung an der Seite der Sturmstars Patrice Bergeron und Brad Marchand spielen durfte. In der Abwehr steht Charlie McAvoy, der bereits in den Play-offs im Frühjahr sein Debüt gegen hatte, vor dem Durchbruch in der NHL.

Stärken & Schwächen: Kaum eine andere Mannschaft kann vier derart starke Stürmer aufbieten wie die Bruins mit Torjäger David Pastrnak, der im September um sechs Jahre verlängert hatte, Marchand, Bergeron und Krejci. Mit 234 Treffern war Bostons Angriff hinter Toronto in der Atlantic Division der torhungrigste. Aber auch die Defensive (nur 212 Gegentore) mit dem nunmehr 40-jährigen Zdeno Chara und Weltklassekeeper Tuukka Rask (30) gehört zu den besseren, das Penalty Killing (85,7 Prozent) war 2016/17 gar das beste in der NHL.

kicker-Tipp: Die Bruins sind auf den Schlüsselpositionen weiter ziemlich gut besetzt und haben nicht nur in McAvoy oder Bjork einige vielversprechende Talente in der Pipeline. Die Play-offs werden mit Boston stattfinden, das in den Play-offs auch die eine oder andere Runde überstehen könnte.

Joachim Meyer

Mason, Radulov & Co: Von Keepern und Überraschungswechseln