Eishockey

Herzschlagfinale: Leafs jubeln unter freiem Himmel

NHL Centennial Classic in Toronto

Herzschlagfinale: Leafs jubeln unter freiem Himmel

Jubel: Frederik Andersen (31) feiert mit seinen Teamkollegen Roman Polak (46) and Tyler Bozak (42) den Sieg über die Red Wings.

Jubel: Frederik Andersen (31) feiert mit seinen Teamkollegen Roman Polak (46) and Tyler Bozak (42) den Sieg über die Red Wings. picture alliance

Eishockey-Stars mit bunten Pudelmützen, schwarzen Streifen unter den Augen und Retro-Trikots sowie Trainer in College-Jacken - all das kann nur eines bedeuten: In der NHL wird wieder Hockey unter freiem Himmel gespielt. Als Austragungsort des Centennial Classic wurde das altehrwürdige Exhibition Stadium bestimmt. Das 1959 erbaute Baseball-Stadion versprühte genauso klassischen Charme, wie die beiden Kontrahenten auf dem Eis: Mit den Maple Leafs und den Red Wings trafen sich zwei rivalisierende "Original Six"-Teams.

1. Drittel: Erst Verspätung, dann Magerkost

Die erste Etappe der Feierlichkeiten zum 100. NHL-Jubiläum startete jedoch mit einer Verzögerung, denn die Sonneneinstrahlung in Toronto hatte der Eisfläche zu sehr zugesetzt. Mit der Umstellung von einer geschlossenen Arena auf ein Freiluft-Stadion hatten offenbar auch die Spieler zu kämpfen: Im Anfangsdrittel bewegte sich die Partie auf eher mäßigem Niveau mit wenig Tempo und kaum Betrieb vor den Toren. Weder Torontos formstarker Goalie Frederik Andersen noch Detroits Torwart Jared Coreau, der erst zum vierten Mal in der NHL zum Einsatz kam, wurden ernsthaft geprüft.

2. Drittel: Mantha bricht den Tor-Bann

Im Mittelabschnitt setzte die Dämmerung ein, und die Intensität nahm ein wenig zu. Den Tor-Bann brachen die Red Wings: Anthony Mantha wurde vor dem rechten Bullykreis nicht attackiert und zog trocken ab - 1:0 (26.). "So ein Spiel erlebt man nur einmal in der Saison, manche sogar nur einmal in der Karriere. Der Treffer ist etwas Besonderes für mich", freute sich der 22-jährige Torschütze. Die Maple Leafs mussten antworten und erhöhten den Druck. Mehr als ein Pfosten-Knaller im Powerplay (31.) sprang aber nicht heraus.

3. Drittel: Komarov sorgt für mehr Emotionen

Mittlerweile war die Nacht komplett eingekehrt und Toronto brachte das Publikum schnell hinter sich: Leo Komarov stach in den Torkreis und tippte einen scharfen Pass zum 1:1 über die Linie (42.). Ein Treffer, der die Emotionen stark beeinflusste. Bei Matt Martin und Steve Ott erhitzen sich die Gemüter derart, dass sich das Duo einen Faustkampf mit anschließenden hitzigen Diskussionen zwischen den Strafbänken lieferte (44.).

Nun war deutlich mehr Zug in den Aktionen, Angriffe wurden schneller vorgetragen und auch die Intensität in den Checks nahm zu. Das Momentum aber war nun bei Toronto: Mitchell Marner skatete mit einer feinen Bewegung vors Tor und vollendete zum 2:1 (49.). Kurz darauf stand Connor Brown im Gefahrenbereich goldrichtig und traf zum 3:1 (50.). Doch damit nicht genug: Auch Leafs-Superstar Auston Matthews nahm nach einem Querpass Maß und schweißte den Puck zum 4:1 in die Maschen (53.).

Siegtreffer: Auston Matthews (34) feiert die Entscheidung in einem spektakulären Spiel.

Siegtreffer: Auston Matthews (34) feiert die Entscheidung in einem spektakulären Spiel.

Detroit schien geschlagen, doch Jonathan Ericsson brachte die Hoffnung zurück. Seine Direktabnahme aus halblinker Position passte genau - 2:4 (54.). Die Wings probierten noch einmal alles und tauschten in der Schlussphase Stürmer gegen Torwart. Ein Risiko, das belohnt wurde. Dylan Larkin behielt im Gewühl vor dem Tor die Übersicht und verkürzte auf 3:4 (59.). Die Gäste blieben auf dem Gaspedal stehen und behielten in einem Herzschlagfinale die Nerven: 1,1 Sekunden vor Schluss fand Mantha eine Lücke - 4:4!

Verlängerung: Matthews macht alles klar

Der Spannungsbogen hatte den Höhepunkt jedoch noch nicht erreicht. In der Overtime ging es packend hin und her. Mehr Gefahr versprühten die Maple Leafs, die mit Nazem Kadri (62.) und Morgan Reilly (64.) gleich zweimal frei vor dem gegnerischen Gehäuse auftauchten. Schließlich war es Matthews, der die Scheibe mit der Rückhand aus spitzem Winkel zum 5:4 in die Maschen bugsierte (64.). "Der Puck ist gesprungen und ich wollte ihn nur irgendwie über die Schoner kriegen. Es waren zwei wichtige Punkte für uns. Wir haben unsere Widerstandsfähigkeit gezeigt", sagte Torontos Doppeltorschütze.

Schon am Dienstag (19 Uhr, MEZ) steigt das nächste Freiluft-Event in der NHL: Beim Winter Classic treffen sich die St. Louis Blues und Chicago Blackhawks im Busch Stadium.

Sonntag, 01. Januar

Toronto Maple Leafs - Detroit Red Wings 5:4 n.V.
Washington Capitals - Ottawa Senators 2:1
Anaheim Ducks - Philadelphia Flyers 4:3 n.P.

Christian Rupp