Eishockey

Vier Außenseiter im kicker-Check: Ingolstadts Glück

Vier Teams mit Überraschungspotenzial

Vier Außenseiter im kicker-Check: Ingolstadts Glück

Kann er in die Spuren von Mike York treten? Iserlohns Neuzugang Greg Rallo.

Kann er in die Spuren von Mike York treten? Iserlohns Neuzugang Greg Rallo. imago

Iserlohn Roosters: Neues Team, alter Überraschungseffekt?

Als Überraschungsteam der letzten Saison erlebten die Roosters in diesem Sommer einen personellen Aderlass: Unter anderem verließen die beiden Toptorjäger Nick Petersen (Berlin) und Brooks Macek (München), Offensivverteidiger Bobby Raymond (Salzburg) und mit Colten Teubert (Nürnberg) auch ein Schlüsselspieler im Defensivbereich das Sauerland in Richtung zahlungskräftigerer Klubs. Von Spielmacher und Kapitän Mike York (38) trennte man sich nach fünf Jahren unter anderem aus Altersgründen freiwillig.

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Die Abgänge gleichwertig zu ersetzen war eine Herkulesaufgabe für Manager Karsten Mende. Mit dem in Mannheim lange verletzten Christopher Fischer oder Troy Milam (Wien) in der Abwehr sowie Blaine Down (Straubing), Greg Rallo (Texas/AHL) oder dem NHL-erfahrenen Blair Jones (zuletzt Charlotte/AHL) gelangen Mende einige Verpflichtungen mit Potenzial, die Coach Jari Pasanen nun erneut zu einer Einheit zusammenbauen muss. Darüber hinaus ist auch der talentierte 23-jährige Deutsch-Kanadier Dylan Wruck quasi als ein Neuzugang zu betrachten, der 2015/16 verletzungsbedingt auf nur neun Spiele gekommenen war, in denen er neun Scorerpunkte erzielte.

Ausblick und Fazit: Im Tor verfügen die Roosters mit dem Deutsch-Österreicher Mathias Lange und Deutsch-Kanadier Chet Pickard über das solide Duo der letzten Spielzeit. Achillesferse ist indes die Abwehr, in der mit Michel Periard und Milam zwei 36-Jährige spielen und der es gewaltig an Tiefe mangelt. Immerhin: Da der neue Kapitän Jason Jaspers kurz vor Saisonbeginn einen deutschen Pass erhielt, kann Iserlohn auf den Ausländerpositionen noch zweimal nachlegen. Im Angriff gab es zwar einen großen Umbruch, doch zumindest in punkto Physis und Kadertiefe haben sich die Sauerländer hier womöglich sogar verbessert. Ein Grund, warum die Roosters auch weiterhin nicht nur zu Hause am Seilersee ein ungeliebter Gegner bleiben dürften. Zu einem Sprung unter die ersten Sechs reicht es diesmal dennoch nicht.

Düsseldorfer EG: Viel Kampfkraft, (zu) viel Erfahrung

Mathias Niederberger

Kann er seine tollen Leistungen bestätigen? Düsseldorfs Goalie Mathias Niederberger. imago

Mit dem norwegischen Nationalspieler Ken Andre Olimb (27), der sich für einen Wechsel nach Linköping in die international höher eingeschätzte schwedische SHL entschied, verloren die Rheinländer nicht nur ihren zweitbesten Scorer, sondern auch einen unermüdlichen Arbeiter. Darüber hinaus blieb die DEG jedoch von größeren Personalfluktuationen verschont. Mit Rückkehrer Marco Nowak (Nürnberg) und Henry Haase (Berlin) lockten die Düsseldorfer zwei solide deutsche Abwehrspieler an den Rhein. Aus Augsburg kam mit Daniel Weiß ein Defensivallrounder für die hinteren Sturmformationen.

Überraschender Top-Neuzugang - und potenzieller Olimb-Ersatz - ist der langjährige Nationalspieler Alexander Barta, der für seinen Wechsel gen Westen seinen noch laufenden Kontrakt beim ERC Ingolstadt auflöste. Der 2015/16 erst nachverpflichtete Drayson Bowman und Christoph Gawlik, der die letzte Saison verletzungsbedingt komplett verpasste, verleihen dem Kader auch im Angriff viel Tiefe. Im Tor geht Mathias Niederberger, der in seinem ersten vollen DEL-Jahr als Torhüter des Jahres eine große Überraschung war, ins zweite Jahr seiner Ausleihe von den Eisbären Berlin. Die Last, die starken Leistungen zu bestätigen, lastet nun auf dem 23-Jährigen. Da die DEG erst sechs von elf möglichen Ausländerlizenzen vergeben hat, könnte die Sportliche Leitung jedoch jederzeit nachlegen, falls Niederberger schwächelt oder auch auf den anderen Positionen Engpässe entstehen.

Ausblick und Fazit: Im vergangenen Jahr trieben der ehrgeizige Coach Christof Kreutzer das Team zusammen mit seinem jüngeren Bruder und Kapitän Daniel auf dem Eis zu einem guten fünften Platz nach der Hauptrunde, ehe gegen den späteren Vize-Meister Wolfsburg mit 1:4 sang- und klanglos das schnelle Play-off-Aus kam. Während der DEG in Sachen Einstellung, Erfahrung, Kampfkraft und Kadertiefe kein anderes Team etwas vormachen kann, fehlt es den Düsseldorfern allein schon aus Altersgründen an Qualität in der Spitze: So sind die Angreifer Kreutzer, Norm Milley, Eduard Lewandowski (alle 36), Spielmacher Rob Collins (38), Chris Minard (34) und auch Neuzugang Barta (33) ebenso wie Abwehrspieler Tim Conboy (34) allesamt bereits mehr oder weniger weit über ihren Leistungszenit hinaus. Ein erneuter Sprung unter die ersten Sechs wäre daher wieder eine Überraschung.

ERC Ingolstadt: Hamburgs Aus als Glücksfall

Martin Buchwieser

Statt Hamburg nun Ingolstadt: Martin Buchwieser. imago

Lange sah es für den Meister von 2014 und Vize-Champion von 2015 nach einem echten Horror-Sommer aus. Nach Patrick Hager (Köln) im Vorjahr entschied sich zunächst Brandon McMillan, den Coach Kurt Kleinendorst liebend gerne gehalten hätte, zu einem Wechsel nach Zagreb in die KHL. Dann packte auch noch Alex Barta die Koffer und ging nach Düsseldorf. Wohl nicht nur die Verlockung des Angebots der Ottawa Senators, ihr Farmteam Binghamton nach 2010-2012 erneut übernehmen zu dürfen, sondern auch der Abgang von zwei Schlüsselspielern und Uneinigkeit mit Sportchef Jiri Ehrenberger, veranlassten Kleinendorst dann dazu, selbst einen überraschenden Abgang trotz eigentlicher Zusage für die Saison 2016/17 hinzulegen.

Doch dann endeten die Hiobsbotschaften abrupt - nicht nur dank des Ausscheidens der Hamburg Freezers aus der DEL. So scheiterte zunächst der eigentlich bereits so gut wie feststehende Abgang von Topscorer und Führungsspieler Brandon Buck in die KHL; wohl auch, weil es keine Einigung über die Wechselmodalitäten angesichts des noch bis 2020 laufenden Kontrakts beim ERCI gab. Dann hatte Ehrenberger und die Schanzer Glück, als nahezu einziger DEL-Klub nach dem Aus der Hamburger sowohl noch über freie Kaderplätze, als auch freie Budget-Kapazitäten zu verfügen, um sich mit Thomas Oppenheimer, der langfristig bis 2021 unterschrieb, sowie Martin Buchwieser und Talent Christoph Kiefersauer gleich dreimal üppig bei den aus der Liga scheidenden Norddeutschen zu bedienen. Schließlich verpflichtete Ehrenberger mit Coach Tommy Samuelsson, der zuletzt in seiner Heimat Schweden den prominenten Klub Färjestad BK trainiert hatte.

Ausblick und Fazit: Dank der Neuzugänge, zu denen sich in der Vorbereitung auch noch Ex-NHL-Akteur Jean-Francois Jacques gesellte, und eines recht namhaften Coaches darf man in Ingolstadt wieder deutlich positiver nach vorne blicken, als dies noch im Mai oder Juni der Fall gewesen war. Mit Buck, Oppenheimer, John Laliberte, Petr Taticek, Buchwieser oder dem aus Berlin gekommenen Deutsch-Tschechen Petr Pohl verfügt der ERCI über genügend Offensiv-Power, um jedem DEL-Gegner gefährlich werden zu können. Läuferisch mobil, aber etwas dünn besetzt und physisch kaum beeindruckend präsentiert dagegen die Abwehr. Vielspieler Timo Pielmeier hat erneut keine echte Alternative im Tor an seiner Seite. Das Viertelfinale sollte für Ingolstadt dennoch diesmal wieder drin sein, mehr wäre aber eine Überraschung.

Krefeld Pinguine: Dank kluger Transfers zurück in die Play-offs?

Marco Rosa

Will in Krefeld an alte Leistungen anknüpfen: Marco Rosa. imago

Nach einem Seuchenjahr mit Platz 13 entschieden sich die Pinguine folgerichtig zu einem großen Umbruch gerade auf den Außenländerpositionen, auf denen mit Verteidiger Nick St. Pierre, Stürmer Mike Collins und dem in der letzten Saison nachverpflichteten dänischen Keeper Patrick Galbraith, der in der Vorbereitung eine Knieverletzung erlitt, nur zwei Akteure zurückkehrten.

Bei den Neuzugängen zogen die Seidenstädter einige recht namhafte Spieler an Land: So kommt Tim Hambly von Vize-Meister Wolfsburg, Kyle Klubertanz nach starkem Debütjahr in der DEL 2014/15 und nach einer schwächeren Folgesaison aus Nürnberg. Im Angriff kehrte Ex-Nationalspieler Marcel Müller aus Hamburg zurück, der technisch hoch verlangte Schwede Dragan Umicevic kommt von den Kölner Haien. Marco Rosa zeigte wie Klubertanz eine gute Saison 2014/15 und hofft nun - nach einem schwierigen Jahr in Wolfsburg - auf einen Neuanfang. Der aus Augsburg gekommene 1,93-Hüne Mark Mancari soll auch mit seiner Physis Durchschlagskraft verleihen.

Ausblick und Fazit: Mit 136 Treffern besaß der KEV 2015/16 die schwächste Offensive der gesamten DEL. Zusammen mit Kapitän Daniel Pietta, dem letztjährigen 24-Tore-Mann Martin Schymainski und dem ewig jungen Herberts Vasiljevs (40), der noch ein Jahr an seine Karriere dranhängt, sollte auf dieser Position nun ein gutes Stück mehr Qualität vorhanden sein. Der Abwehr fehlt ein wenig die Tiefe, im Tor wurde zuletzt in der CHL teilweise deutlich, dass Backup Patrick Klein (22) keine dauerhafte Alternative für Galbraith ist. Insgesamt aber sollten die Krefelder zumindest um Platz acht bis zehn mitspielen können - und besitzen darüber hinaus auch ein wenig Überraschungspotenzial.

jom

Von Kolarik bis Kozek - Die Neuzugänge der DEL-Teams