Eishockey

Ehrhoff oder Seidenberg?

Vancouver und Boston vor dem Showdown

Ehrhoff oder Seidenberg?

Wer folgt auf Krupp? Dennis Seidenberg (Boston Bruins) oder Christian Ehrhoff (Vancopuver Canucks).

Wer folgt auf Krupp? Dennis Seidenberg (Boston Bruins) oder Christian Ehrhoff (Vancopuver Canucks). imago

Finalverlauf: Boston zeigt mehr Konstanz

Kaum einmal im vergangenen Jahrzehnt präsentierte sich ein Stanley-Cup-Finale so intensiv, so abwechslungsreich, kurios, aber auch knallhart und oftmals am Rande der Fairness. Sportlich gesehen zeigten vor allem Vancouver zwei Gesichter: Die „Heim-Canucks“ spielten defensiv kompakt, checkten oft und hart, agierten zielstrebig nach vorne und konnten sich auf einen starken Roberto Luongo im Tor verlassen. Und kamen so zu drei hart erkämpften Siegen in der heimischen Rogers Arena, von denen zwei (in Spiel eins und sechs) mit dem knappst möglichen Ergebnis von 1:0 ausgingen. In Spiel zwei benötigten die "Orcas" gar die Overtime, die allerdings schon nach nur 11 Sekunden durch das 3:2 beendet war.

Stanley Cup - Play-offs - Finale - Best of 7
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Vancouver Canucks - Vereinsdaten
Vancouver Canucks

Gründungsdatum

01.01.1945

Vereinsfarben

Blau-Grün-Silber-Weiß

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Boston Bruins - Vereinsdaten
Boston Bruins

Gründungsdatum

01.11.1924

Vereinsfarben

Schwarz-Gold-Weiß

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Die "Auswärts"-Canucks dagegen ließen sich, allen voran Luongo, von der lauten Atmosphäre in Bostons TD Banknorth Garden und der harten Spielweise der Bruins beeindrucken und verloren jeweils bei den drei herben Schlappen (1:8, 0:4, 2:5) im Spielverlauf ihre defensive Ordnung. Zweimal musste Olympiasieger Luongo zugunsten von Nummer zwei Cory Schneider vorzeitig sein Gehäuse räumen.

Von Spiel eins an ging es zudem auch neben dem eigentlichen Spielgeschehen heiß her. Ein mutmaßlicher Biss von Alex Burrows in den Finger von Bostons Patrice Bergeron in Spiel eins war die Saat für viele Ressentiments auf Seiten der Bruins; die noch dadurch gesteigert wurden, dass die Liga Burrows nicht sperrte und ausgerechnet der Außenstürmer dann in Spiel zwei den entscheidenden Treffer erzielte. Das böse Foul von Aaron Rome gegen Nathan Horton in der Anfangsphase von Spiel drei tat das übrige, um aus der Finalserie endgültig auch ein Hassduell zu machen.

Personallage: Canucks mit argen Problemen

Spätestens seit Partie sechs am Montag wird die Spielerdecke im Lager der Canucks sehr dünn. Mikael Samuelsson (Adduktorenverletzung) war schon vor der Finalserie spielunfähig. Mit Verteidiger Dan Hamhuis, der offenbar einen Hodenriss erlitt, musste sich in Spiel eins ein wichtiger Verteidiger früh abmelden. Nach Spiel drei fiel dann auch noch Rome aufgrund seiner Suspendierung für vier Spiel nach dem Foul an Horton für den Rest der Finalserie aus.

Zu schlechter Letzt aus Vancouver-Sicht zog sich am Montag auch noch Mason Raymond nach nur 20 gespielten Sekunden einen Kompressions-Wirbelbruch zu und fällt mehrere Monate aus. Obendrein konnten sowohl Alexander Edler als auch Andrew Alberts Spiel sechs nicht zu Ende spielen und sind für das entscheidende Spiel sieben fraglich. Mit Ryan Kesler laboriert darüber hinaus ein weiterer Schlüsselspieler schon seit dem Conference-Finale gegen San Jose an sichtbaren Problemen im Leistenbereich.

Dagegen mutet die personelle Situation bei den Bruins ungleich komfortabler an - obwohl mit Horton einer der wichtigsten Stürmer aufgrund seiner schweren Gehirnerschütterung aus Spiel drei nicht mitwirken kann.

Der Krieg der Star-Torhüter: Luongo nur zu Hause stark

Roberto Luongo

Ihm gelang in zwei der drei Heimspiele ein "Shut-out": Roberto Luongo Getty Images

Sowohl Luongo als auch sein Gegenüber Tim Thomas kamen als zwei der Top-Schlussmänner des bisherigen Saisonverlaufs in die Play-offs, beide sind für die Vezina Trophy nominiert. Auch in der Endrunde parierten der 32-jährige Kanadier Luongo und der 37-jährige US-Amerikaner Thomas ähnlich solide. Das ändert sich erst in der Finalserie. Zwar gelang Luongo in zwei der drei Heimspiele sogar ein „Shut-out“. In den drei Gastspielen in Boston brach Luongo jedoch jeweils ein, kassierte 15 Gegentreffer in nicht einmal drei Spielen, von denen zwei von Ersatzkeeper Schneider beendet wurden.

Nach Spiel fünf machte sich Luongo zudem unbeliebt, indem er öffentlich darüber sinniert hatte, dass er an Thomas‘ Stelle das entscheidende 1:0 seines Teamkollegen Maxim Lapierre mit seinem ruhigeren Spielstil im Vergleich zu Thomas sicher gehalten hätte. Der Spott nicht nur der Bruins-Anhänger war dem Goldmedaillengewinner 2010 in Spiel sechs gewiss, als er nach drei Gegentoren nach noch nicht einmal zehn gespielten Minuten bereits von Trainer Alain Vigneault ausgewechselt wurde.

Thomas dagegen besticht in den Finals durch enorme Konstanz. Nur ganze sieben Gegentore musste der Bruins-Schlussmann in den sechs Partien gegen Vancouver hinnehmen. Damit ist Thomas, der nicht nur als Favorit für die Vezina Trophy als bester Vorrundenkeeper gilt, sondern auch - selbst im Falle einer Niederlage Bostons - als erste Wahl für die Conn Smythe Trophy für den Play-off-MVP gilt, längst auf Kurs für einen neuen NHL-Rekord. 1994 parierte Kirk McLean 761 Schüsse allein im Verlauf der Play-offs. Eine Marke, die Thomas nach Spiel sechs exakt egalisierte, und die er mit seinem ersten gehaltenen Schuss in Spiel sieben mit Sicherheit übertreffen wird.

Eines aber wird Thomas seinem Vorgänger McLean, der den bisherigen Rekord vor 17 Jahren pikanterweise im Trikot Vancouvers erzielte, auf keinen Fall nachmachen wollen: Denn McLean verlor Spiel sieben damals mit den Canucks mit 2:3 gegen die New York Rangers.

Ehrhoff und Seidenberg: Zwei Deutsche im Finale