Eishockey

DEL schießt gegen DEB-Präsident Harnos

Streit zwischen Liga und Verband droht zu eskalieren

DEL schießt gegen DEB-Präsident Harnos

Er befindet sich im Clinch mit der DEL: DEB-Präsident Uwe Harnos.

Er befindet sich im Clinch mit der DEL: DEB-Präsident Uwe Harnos. imago

Während die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft aufgrund ihrer Erfolge bei der Weltmeisterschaft in der Slowakei viel für das Image dieser Sportart macht, bestimmen in der Heimat Querelen das Tagesgeschehen. Seit der Kooperationsvertrag zwischen Liga und Verband am 30. April auslief, stehen beide Parteien im Clinch miteinander. Die Verhandlungen über eine weitere Zusammenarbeit sind zum Erliegen gekommen. Beide Seiten haben zwar ein neues Angebot unterbreitet, wollen von diesem aber nicht abrücken. Uneinigkeit herrscht vor allem in dem Punkt des Auf- und Abstiegs. Der DEB besteht darauf, die DEL will das keinesfalls erlauben. Letztlich wurde ein toter Punkt bei den Verhandlungen erreicht. DEB-Präsident Uwe Harnos weist jedwede Schuld von sich und bezichtigt die DEL, fürs Scheitern der Verhandlungen verantwortlich zu sein. Harnos macht keinen Hehl daraus, dass er Verfechter eines durchgängigen Ligasystems ist: "Eine geschlossene Gesellschaft, wie sie die DEL darstellt, ist sportlich nicht reizvoll".

Auf der anderen Seite möchte die DEL nicht mehr als 14 Vereine in der Liga haben und verweist zudem auf ein Urteil vom internationalen Sportgerichtshofs CAS, der im April entschied, dass sich der Zweitligameister zwar für das Oberhaus bewerben darf, er allerdings kein Recht auf eine Aufnahme habe. Der Auf- und Abstieg ist allerdings nicht der einzige Knackpunkt: Es geht auch um den Einfluss auf die Nationalmannschaft. Der DEB möchte die alleinige Zuständigkeit behalten, die DEL fordert dagegen mehr Einfluss und Transparenz im Hinblick auf jährlichen Zahlungen von rund 750.000 Euro, welche die Liga an den Verband überweist.

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Darüber hinaus geht es auch um den Einfluss innerhalb des DEB. "Es kann doch nicht sein, dass die Landesverbände innerhalb des DEB weiterhin das Sagen haben und dann auch noch über die Profiliga bestimmen wollen", klagte DEL-Aufsichtsratschef Jürgen Arnold, der sich für einen kompletten Umbau des Verbands nach Schweizer Vorbild, wo die Liga das Sagen hat, fordert: "Wir sind für ein Zusammengehen von Liga und DEB, wenn klar ist, wer dabei die Führung hat."

DEB-Boss Harnos konterte am Abend: "Man muss vorsichtig mit solchen Aussagen sein, aber wenn man den Amateursport in Frage stellte, dann geschieht das auf Kosten des Nachwuchses. Ohne eine breite Basis im Nachwuchs kann es auch keine breite Basis im Spitzensport geben." Vor einiger Zeit war er da schon undiplomatischer, als er in einem Zeitungsinterview erklärt hatte, dass die DEL ohne den Vertrag mit dem DEB eine "wilde Liga" sei und international nicht anerkannt wäre. "Das Interview von Herrn Harnos war nicht gerade hilfreich und zeigt, wie wenig kompromissfähig der DEB ist", antwortete Arnold. "Wenn Herr Harnos sich nicht bewegt, sehe ich nicht, wo sich die Klubs bewegen könnten."

Der Spielbetrieb in der Liga sei durch die Beratungen nicht in Gefahr, bekundet Geschäftsführer Gernot Tripcke: "Wir starten im Herbst in die Saison, egal was kommt." Problematischer sieht es da schon für die Nationalmannschaft aus, denn ohne Vertrag gäbe es keine Abstellungspflicht der Vereine mehr. Der künftige Bundestrainer müsste in diesem, zugegeben schlimmsten Fall, auf Zweitligaspieler zurückgreifen. Arnold scheint das völlig egal zu sein: "Dann müsste die Nationalmannschaft aus Nachwuchsspielern rekrutiert werden. Das würde den Marktwert des DEB-Teams ins Bodenlose fallen lassen", drohte der Aufsichtsratchef unverhohlen.