Eishockey

Underdogs: Neue Trainer, neue Goalies, neue Hoffnung

NHL 2016/17: Die Western Conference im kicker-Check

Underdogs: Neue Trainer, neue Goalies, neue Hoffnung

Leistungsträger in Colorado: Torwart Semyon Varlamov (l.) und Stürmer Nathan MacKinnon (r.).

Leistungsträger in Colorado: Torwart Semyon Varlamov (l.) und Stürmer Nathan MacKinnon (r.). Getty Images

Colorado Avalanche: Neuer Trainer, kaum Tiefe

Einen turbulenten Sommer hat die Colorado Avalanche hinter sich: Cheftrainer und Vizepräsident Patrick Roy trat aufgrund von Unstimmigkeiten in der Führungsebene überraschend zurück. Gerüchten zufolge hätte die ehemalige Torwart-Legende das Team gerne ein wenig umgebaut und dabei auch eigene Stars in Tradegeschäfte involviert. Das sahen aber nicht alle so - Roy zog die Konsequenzen. Nun übernimmt mit Jared Bednar ein Coach, der zuvor in der AHL erfolgreich war. Mit den Lake Erie Monsters (Farmteam der Columbus Blue Jackets) holte der 44-Jährige den Calder Cup (Meisterschaft in der AHL). Kann Bednar dieses Sieger-Gen auch der Avalanche einimpfen? In den letzten sechs Jahren scheiterte Colorado nämlich fünfmal an der Play-off-Qualifikation.

Calgary Flames - Vereinsdaten
Calgary Flames

Gründungsdatum

01.11.1971

Vereinsfarben

Rot-Gold-Schwarz-Weiß

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Colorado Avalanche - Vereinsdaten
Colorado Avalanche

Gründungsdatum

01.01.1972

Vereinsfarben

Burgund-Blau-Weiß

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Arizona Coyotes - Vereinsdaten
Arizona Coyotes

Gründungsdatum

01.01.1972

Vereinsfarben

Dunkelrot-Schwarz-Weiß

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Vancouver Canucks - Vereinsdaten
Vancouver Canucks

Gründungsdatum

01.01.1945

Vereinsfarben

Blau-Grün-Silber-Weiß

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Winnipeg Jets - Vereinsdaten
Winnipeg Jets

Gründungsdatum

25.06.1997

Vereinsfarben

Blau-Weiß-Silber

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Personelle Rochaden hielten sich über den Sommer in Grenzen. Der einzige wirklich schmerzhafte Abgang ist Mikkel Boedker (San Jose Sharks), der für Geschwindigkeit und Torgefahr stand. Genau hier hat die Avalanche nun ein Defizit. In der Offensive ist das Team aus Denver von Kapitän Gabriel Landeskog, Matt Duchene, Nathan MacKinnon und Carl Soderberg abhängig. Der im Karriereherbst befindliche Jarome Iginla (39) dürfte kaum noch zulegen. Entsprechend fehlt es in der Tiefe an Scoring-Touch. Die Hoffnungen ruhen auf Talent Mikko Rantanen (19), der sich bereits im AHL-Farmteam San Antonio Rampage treffsicher zeigte. Auch Neuzugang Joe Colborne, der aus Calgary kam, soll den nächsten Schritt machen. Die Verpflichtungen von Fedor Tyutin (Colombus) und Patrick Wiercioch (Ottawa) helfen eher in der Defensive.

In der starken Central Division ist der Kader der Avalanche nicht tief genug besetzt, um sich für die Play-offs zu qualifizieren. Spielt Goalie Semyon Varlamov in Topform, könnte Colorado um die Wildcard-Plätze mitspielen, wahrscheinlich ist aber ein Aus nach der regulären Saison.

Calgary Flames: Torwartwechsel als Chance

Brian Elliott

Hoffnungsträger: Calgarys neuer Goalie Brian Elliott soll die Schießbude schließen. picture alliance

Mit satten 260 Gegentoren stelle Calgary die schlechteste Defensive der gesamten NHL. Mit Karri Rämö (2,63 Gegentore/Spiel, 90,9 Prozent Fangquote), Jonas Hiller (3,51, 87,9), Joni Ortio (2,76, 90,2) und Niklas Bäckström (3,35, 88,1) wurden gleich vier Goalies eingesetzt - keiner konnte dem Team die nötige Sicherheit geben. Die Flames zogen im Sommer deshalb Konsequenzen und trennten sich von ihrem erfolglosen Torwart-Quartett. Mit Brian Elliott (St. Louis) und Chad Johnson (Buffalo) kamen im Sommer zwei neue Keeper. Vor allem Ersterer ist mit einer Fangquote von 93 Prozent in der Vorsaison der große Hoffnungsträger für weniger Gegentore.

Doch das Goaltending und die Defensive ist nicht die einzige Baustelle für den neuen Trainer Glen Gulutzan: Die Special Teams waren mit 17 Prozent Powerplay-Quote und gar nur 75,5 Prozent Unterzahl das schlechteste Penalty Killing der Liga, unterirdisch. In der Offensive war meist nur auf Sean Monahan und "Johnny Hockey" (Johnny Gaudreau) Verlass. Können die Neuen Troy Brouwer (St. Louis), Alex Chiasson (Ottawa) oder der diesjährige Erstrunden-Draftpick Matthew Tkachuk Abhilfe schaffen?

Calgary dürfte durch die klare Verstärkung auf der Torhüterposition deutlich stabiler werden. Im Angriff fehlt es aber an "Secondary Scoring", sodass die Flames die Play-offs verpassen werden.

Arizona Coyotes: Jugend forsch(t)

Tobias Rieder

Einer von vielen jungen Wilden: Arizonas deutscher Flügelstürmer Tobias Rieder. Getty Images

Bei den Arizona Coyotes wirkt seit Sommer John Chayka als neuer General Manager. Das Besondere: Der erst 27-Jährige ist der jüngste GM in der NHL-Geschichte - damit jünger als der halbe Spielerkader der "Wüstenhunde". Auch hier heißt es "Jugend forscht": Die Stürmer Tobias Rieder (23), Max Domi (21), Anthony Duclair (21), Anthony DeAngelo (20) und Dylan Strome (19), die Verteidiger Oliver Ekman-Larsson (25) und Connor Murphy (23) sowie Backup-Goalie Louis Domingue (24) sind hochtalentiert und zählten teilweise schon in der abgelaufenen Saison zu den Leistungsträgern. Nun müssen die Rohdiamanten noch mehr Verantwortung übernehmen - angeführt von "Rudelführer" und Kapitän Shane Doan (39).

Offen bleibt hingegen die Frage, ob es die Coyotes schaffen, die Scheibe vom eigenen Tor fern zu halten. In der vorausgegangenen Saison geriet Arizona immer wieder unter Druck. Die Folge: Satte 244 Gegentore (28.) und nur 77,3 Prozent Unterzahlquote (28.). Entsprechend wurde bei den Neueinkäufen auf die defensiven Fähigkeiten Wert gelegt: Die Verteidiger Alex Goligoski (Dallas) und Luke Schenn (Los Angeles) sowie die physischen Stürmer Jamie McGinn (Anaheim) und Ryan White (Philadelphia) sollen die Abwehr stärken.

Arizona könnte mit den jungen Wilden für Furore sorgen, doch fehlt es den Coyotes unterm Strich an absoluten Top-Spielern, um im Konzert der Großen mitspielen zu können. Machen die Talente den nächsten Schritt, wirken die "Wüstenhunde" im Wildcard-Rennen mit - am Ende wird es aber nicht für eine Play-off-Qualifikation reichen.

Vancouver Canucks: Eriksson und die Sedin-Zwillinge

Henrik Sedin, Loui Eriksson & Daniel Sedin

Die Schweden-Reihe: Vancouvers Henrik Sedin (l.) Loui Eriksson (M.) und Daniel Sedin (r.). Getty Images

Vancouver hatte in der Vorsaison ein Offensiv-Problem, stellte mit nur 186 Toren den zweitschlechtesten Angriff und mit 15,8 Prozent Powerplay-Erfolgsquote das viertschlechteste Überzahlspiel in der NHL. Abhilfe schaffen soll Königstransfer Loui Eriksson, der eine 30-Tore-Saison mit den Boston Bruins hinter sich hat. Zusammen mit den Franchise-Zwillingen Henrik und Daniel Sedin formieren die drei Schweden eine brandgefährliche Top-Sturmreihe. Doch was, wenn diese Troika nicht auf dem Eis steht? Schon im vergangenen Jahr verpassten die Canucks wegen mangelndem "Secondary Scoring" die Play-offs - auch dieses Jahr fehlt es an Qualität in der Tiefe; Trotz der Verpflichtung von Jayson Megna (Rangers) und Anton Rodin (Brynas/ SHL).

In der Defensive setzen die "Kanuten" vor allem auf Größe und Physis. Mit Erik Gudbranson (1,95 Meter groß) kam eine Abrissbirne aus Florida, außerdem schloss sich Philip Larsen (Edmonton) den 'Nucks an. Schwer wiegen hingegen der Abgänge von Dan Hamhuis (Dallas) und Yannick Weber (Nashville), die mitunter für den Spielaufbau verantwortlich waren. Auf der Torhüterposition konkurrieren Jacob Markstrom, Richard Bachman und Routinier Ryan Miller. Offen bleibt, ob Letzterer wieder an seine erfolgreiche Zeit in Buffalo anknüpfen kann.

Vancouver fehlt es vor allem in der Offensive an Tiefe, sodass die Torproduktion erneut zum Hauptproblem werden könnte. Hinter der Defensive und den Torhütern steht ein Fragezeichen. Die Canucks werden sich zum zweiten Mal in Folge nicht für die Play-offs qualifizieren können.

Winnipeg Jets: Neue Heimstärke dank Scheifele und Laine?

Patrik Laine

Top-Talent: Patrik Laine soll in Winnipeg voll einschlagen. Getty Images

Auch aufgrund von Verletzungspech war Winnipeg in der Vorsaison das schwächste Team in der Central Division. Nicht nur das schlechteste Powerplay der Liga (nur 14,8 Prozent) hat enormen Verbesserungsbedarf, sondern auch die Auftritte vor heimischem Publikum: Die Franchise mit dem kleinsten NHL-Stadion (15.300 Zuschauer) aus der kalten und eher unattraktiven kanadischen Provinz Manitoba (Jahresmitteltemperatur: 2,7 Grad Celsius) wollte aus der Not eigentlich eine Tugend machen, doch war die Festung dann doch überraschend leicht zu entern (18-19-4).

Diese Standortnachteile spielen wohl auch in den zähen Verhandlungen mit Verteidiger Jacob Trouba eine Rolle. Der "Restricted Free Agent" ist noch immer ohne Vertrag für die kommende Saison und hatte seinen Wechselwunsch öffentlich geäußert. Immerhin gelang es, Leistungsträger Mark Scheifele mit einem Achtjahresvertrag zu binden. Der Center soll dem Spiel der Jets in den nächsten Jahren als Schlüsselspieler den Stempel aufdrücken. An seiner Seite könnte der diesjährige Top-Draftpick Patrik Laine (1. Runde, an insgesamt 2. Stelle) stürmen. Dem erst 18-jährigen Finnen wird eine große Zukunft vorausgesagt.

Die Jets wollen 2016/17 in die Play-offs durchstarten, doch reicht der Sprit für dieses ambitionierte Unterfangen? Viel wird angesichts eines Kaders mit nur wenig Tiefe vom Gesundheitszustand der Spieler abhängen. Spannend ist auch der Goalie-Dreikampf zwischen Connor Hellebuyck (23), Ondrej Pavelec (29) und Michael Hutchinson (26). Unterm Strich fehlt es aber schlichtweg an Qualität, um in der starken Central-Division mithalten zu können. Winnipeg wird erneut am Tabellenende zu finden sein.

Christian Rupp

Die 30 NHL-Kapitäne 2016/17