Eishockey

Auswärtsstarke Ice Tigers fordern torhungrige Eisbären

DEL, Play-off-Halbfinale

Auswärtsstarke Ice Tigers fordern torhungrige Eisbären

Im Viertelfinale in Torlaune: Marcel Noebels und Louis-Marc Aubry (re.).

Im Viertelfinale in Torlaune: Marcel Noebels und Louis-Marc Aubry (re.). imago

Berlin: Offensive um Aubry und Backman in Torlaune

Segen, vielleicht aber auch ein bisschen Fluch waren die Grizzlys Wolfsburg als Viertelfinalgegner für die Eisbären. Denn aufgrund von mehreren schwerwiegenden Ausfällen im Angriff, darunter Kapitän Tyler Haskins, der am Montag seine Karriere wegen den Nachwirkungen mehrere Gehirnerschütterungen auf ärztlichen Rat vorzeitig beenden musste, setzten sich die Hauptstädter gegen den Vize-Meister 2016 und 2017 am Ende glatt mit 4:1 durch; auch wenn es die Berliner beim spektakulären 7:6 nach Verlängerung im letztlich entscheidenden Spiel fünf im Schlussdrittel spannend machten und in den letzten zehn Minuten nach 5:3- und 6:5-Führungen jeweils noch den Ausgleich kassierten.

Gegen die dezimierten Wolfsburger gelangen den Berlinern in fünf Spielen satte 24 Tore und damit mehr als jeder anderen Mannschaft in den Play-offs. Schon in der Hauptrunde hatten die Eisbären mit 169 die nach München (183) zweitmeisten Treffer der DEL erzielt. Die Last des Scorens verteilt sich dabei auf vielen Schultern. Neben der Topreihe mit Center James Sheppard und den treffsicheren Außen Sean Backman und Nick Petersen, stach im Viertelfinale vor allem die Formation mit Kapitän André Rankel (fünf Scorerpunkte), Silbermedaillengewinner Marcel Noebels (sieben) und Mittelstürmer Louis-Marc Aubry heraus, der mit seinen vier Toren und fünf Vorlagen Topscorer unter den noch aktiven Teams der bisherigen Play-offs ist.

Die Defensive der Eisbären unterstützt die Offensive dank schlittschuhläuferisch und spielerisch starker Akteure wie die sogar bei NHL-Klubs im Fokus stehenden Jonas Müller (22) und Kai Wissmann (21), Routinier Frank Hördler oder Danny Richmond äußerst effektiv. Schwachpunkt allerdings: Gerade gegen ein physisch sehr starkes Nürnberger Team könnte der Abwehrverbund in Sachen Zweikämpfen Probleme bekommen.

Nürnberg: Dank Auswärtsstärke zum dritten Mal ins Finale?

Als einziger der vier Halbfinalisten benötigten die Ice Tigers gegen Köln sechs Spiele zum Weiterkommen, hatten jedoch vor Spiel eins am Donnerstagabend dennoch immerhin noch vier Tage Pause. In der Serie gegen die Haie lagen die Franken zunächst nach zwei verlorenen Heimspielen mit 0:1 und 1:2 zurück, gewannen anschließend jedoch drei Partien in Folge. Kurios: Nicht nur alle drei Spiele in den Play-offs gewann Nürnberg in Köln, sondern zuvor bereits beide Hauptrundenpartien. Die offenkundige Nürnberger Vorliebe für große Hallen in der laufenden Saison bekamen in der Hauptrunde auch die Eisbären zu spüren, die beide Heimspiele, darunter das Saisonauftaktspiel am 8. September (2:4), gegen die Ice Tigers verloren.

Oliver Mebus, Brandon Segal (li.)

Wichtige Figur in Nürnbergs Defensive: Oliver Mebus. imago

Vor allem der wieder gewonnenen defensiven Stabilität, die gegen Ende der Hauptrunde und anfangs der Köln-Serie kurzzeitig abhandengekommen war, hatten die Ice Tigers ihren dritten Halbfinaleinzug in Folge zu verdanken. Torhüter Niklas Treutle bestätigte dabei mit einer exzellenten Fangquote von 93 Prozent seine starke Form aus der Hauptrunde und steht damit auch unter den DEL-Play-off-Keepern an der Spitze. In Abwesenheit des ehemaligen Berliners Milan Jurcina, der auch in seinem zweiten Jahr in Nürnberg verletzungsbedingt noch ohne Play-off-Einsatz ist, avancierte der 2,06-Meter-Abwehrhüne Oliver Mebus neben Torjäger und Silbermedaillengewinner Leo Pföderl zu einem der Schlüsselspieler bei den Franken. Die Tatsache, dass der angeschlagen aus Pyeongchang zurückgekommene Patrick Reimer erst einen einzigen Play-off-Assist erzielte, belegt zudem, dass es für das Semifinale im Kader durchaus noch Luft nach oben gibt.

Hauptrunde: 2:4, 1:2 n.P., 2:3 OT, 1:2 n.P.

kicker-Tipp: Die Serie könnte zum großen Duell der Berliner Offensive gegen Nürnbergs stabile Defensive werden. Gerade einmal sechs Tore gelangen den Eisbären in den vier Hauptrundenpartien gegen die Franken. Sollte sich dieser Trend in der Halbfinalserie fortsetzen, dürfte dem DEL-Rekordchampion der Finaleinzug verwehrt bleiben. Die Ice Tigers gewinnen mit 4:2.

Joachim Meyer

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