Eishockey

Play-off-Kandidaten im kicker-Check: Von Augsburg bis Iserlohn

DEL 2017/18, Vorschau: Die Play-off-Kandidaten

Play-off-Kandidaten im kicker-Check: Von Augsburg bis Iserlohn

Bei seiner Vorstellung als neuer Sportdirektor des ERCI: Larry Mitchell (re.).

Bei seiner Vorstellung als neuer Sportdirektor des ERCI: Larry Mitchell (re.). imago

ERC Ingolstadt: Mit Mitchell in neuer Rolle wieder erfolgreich?

Obwohl der Meister von 2014 am Ende der Hauptrunde zumindest auf Rang sieben landete, verlief die Saison eher holprig. Tiefpunkt war schließlich das Ausscheiden in der Qualifikationsrunde für das Viertelfinale in nur zwei Spielen gegen den Außenseiter Bremerhaven (1:4, 5:6). Das Scheitern kostete Sportdirektor Jiri Ehrenberger nach über drei Jahren bei den Schanzern den Job. Nachfolger wurde Larry Mitchell, der für Augsburg und zuletzt Straubing bereits seit zehn Jahren in der DEL tätig ist, in Ingolstadt allerdings dennoch ein wenig Neuland betritt: Denn erstmals fungiert der 50-Jährige nicht selbst als Coach, sondern ist als Sportdirektor hauptsächlich für die Spielerverpflichtungen verantwortlich. Mit gleich zwölf Neuzugängen gestaltete Mitchell den Kader dann auch gleich kräftig um.

Im Tor erhält Meister-Torhüter Timo Pielmeier (28) nach vier Jahren als klarer Nummer eins mit Jochen Reimer (32), der aus Nürnberg kam, erstmals Konkurrenz. Beide Keeper gelten als Akteure, die gerne viel spielen. Die offene Situation im ERCI-Tor soll beide im Idealfall zu Höchstleistungen anspornen, birgt aber auch Konfliktpotenzial. Wenige Änderungen gab es in der Defensive davor. Führungsspieler Patrick Köppchen, der trotz laufendem Vertrag nach Nürnberg ziehen gelassen wurde, und Brian Salcido wurden durch Offensivverteidiger Sean Sullivan, der mit Mitchell aus Straubing kam, und Matt Pelech ersetzt. Letzterer soll für die physische Komponente sorgen.

Vor allem im Angriff gelangen Mitchell indes für DEL-Verhältnisse einige aufsehenerregende Verpflichtungen: Zwar verließen den Klub mit dem erst 2016 mit einem langfristigen Vertrag aus Hamburg verpflichteten Thomas Oppenheimer und Danny Irmen (kein neues Angebot) die beiden besten Torschützen (je 19 Tore). Im Tausch mit Oppenheimer holte Mitchell mit Darin Olver, der seinen Durchbruch in der DEL einst 2009/10 in Augsburg unter Mitchell feierte, allerdings einen starken Spielmacher von den Eisbären. Mit Kael Mouillierat, Greg Mauldin, Brett Olson und Laurin Braun kam zudem Verstärkung für die Zwei-Wege-Abteilung - ein großes Manko in der vergangenen Saison. Mike Collins und der Schwede Jacob Berglund vergrößern derweil die ohnehin schon starke Kreativabteilung.

kicker-Tipp: Auf dem Papier ist der Sturm des ERCI sowohl in punkto Tiefe als auch Offensivvermögen einer der besten Angriffe der Liga, die Defensive fällt dagegen ab. Wenn das Keeper-Duo Pielmeier und Reimer gut harmoniert, könnte die Rückkehr unter die ersten Sechs nach drei Jahren dennoch wieder gelingen.

Augsburger Panther: Wer ersetzt Hanowski und Shugg?

Trevor Parkes

Will mit Augsburg erneut unter die Play-offs: Stürmer Trevor Parkes. picture alliance

Mit satten elf Punkten Vorsprung auf den Siebten Ingolstadt zogen die Augsburger Panther in der vergangenen Saison souverän als Sechster auf direktem Weg in die Play-offs ein und scheiterten dort im Viertelfinale nur knapp in sieben Spielen an den Nürnberg Ice Tigers. Ein Grund für die starken Leistungen ist zweifellos, dass der ehrgeizige Coach Mike Stewart auch neben dem Eis bis ins Detail, beispielsweise mit Ernährungsplänen für die Spieler, alles dem sportlichen Erfolg unterordnet. Bei den Schwaben verfügt der 45-Jährige nunmehr über eine eingespielte Mannschaft, die die Vorgaben des 45-Jährigen exzellent umsetzt.

Es verwundert nach der überraschend starken Saison 2016/17 kaum, dass die Panther im vergangenen Sommer die geringste Spielerfluktuation im Kader der gesamten DEL aufwiesen. Routinier Adrian Grygiel kehrte in die alte Heimat Krefeld zurück, die Importspieler Ben Hanowski und Justin Shugg folgten dem Lockruf des finanziell deutlich besser ausgestatteten Top-Klubs Kölner Haie. Andere Schlüsselspieler wie Trevor Parkes (22 Tore), die Spielmacher Drew LeBlanc und Evan Trupp oder die spielstarken Abwehrspieler Mark Cundari und Gabe Guentzel - Bruder des frisch gebackenen Stanley-Cup-Siegers Jake Guentzel - blieben trotz anderer Angebote in Augsburg.

Als Neuzugänge angelte sich der AEV mit dem 25-jährigen Daniel Schmölz, der zuletzt in Schwenningen 23 Scorerpunkte erzielte, und Zwei-Wege-Center Christian Kretschmann (24) aus Krefeld zwei aufstrebende deutsche Spieler. Matt White (28) soll nach einem guten AHL-Jahr in Milwaukee Hanowski und Shugg zumindest teilweise ersetzen.

kicker-Tipp: Die Abgänge der torgefährlichen Hanowski und Shugg schmerzen. Doch wenn die Panther als Kollektiv ähnlich viel Siegeswillen und taktische Disziplin beweisen wie in der vergangenen Saison, ist die erneute Play-off-Teilnahme 2018 keine Utopie.

Düsseldorfer EG: Verjüngungsprozess nach Ende der Kreutzer-Ära

Viktor Stalberg (li.), Alexandre Picard

Abgeschirmt: Alexandre Picard setzt sich gegen Zugs Viktor Stalberg (li.) durch. imago

Nach zwei fünften Plätzen in Folge und der Halbfinalteilnahme 2015 stürzte der Traditionsklubs aus dem Rheinland mit Rang elf im vergangenen Jahr dramatisch ab. Das Verpassen selbst der Qualifikationsrunde für die Play-offs läutete nicht nur eine personelle Verjüngung ein, sondern auch das Ende der drei Jahrzehnte währenden Kreutzer-Ära in Düsseldorf. Während der langjährige Kapitän und DEL-Rekordspieler Daniel Kreutzer (1060 Einsätze) nach einer schweren Schulterverletzung im Alter von 37 Jahren seine Karriere beendete, kam für Bruder Christof, der ab Mitte der 1980er selbst als Verteidiger für die DEG gespielt und den Klub seit 2014 als Chefcoach trainiert hatte, nach dem Misserfolg 2016/17 das Aus. Als neuen Coach verpflichtete der achtmalige deutsche Meister mit Mike Pellegrims (zuletzt Klagenfurt) einen weiteren Ex-Spieler.

Nahezu ausschließlich auf den Importspielerpositionen stellte der ebenfalls neu installierte Sportdirektor Niki Mondt das Team neu zusammen. Top-Neuzugang ist zweifellos der NHL-erfahrene Verteidiger Alexandre Picard (32; 253 Einsätze), der zuletzt in der Schweiz spielte. Im Sturm angelte sich Mondt mit Jeremy Welsh und Ende August auch noch Rob Bordson (beide 29) gleich zwei Drittel der Topreihe des letztjährigen Überraschungsteams aus Bremerhaven, das die DEG am Hauptrundenende im März als Zehnter hauchdünn auf Rang elf verwiesen hatte. Mittelstürmer Darryl Boyce (32), der aus Ingolstadt kam, wird Kreutzers Nachfolger als Kapitän. DEL-Erfahrung (Berlin, Augsburg) und eine gute Portion Physis soll Stürmer Spencer Machacek einbringen, der bislang international vor allem unterklassig aktive John Henrion (26) dagegen spielerisches Element und Torgefahr.

kicker-Tipp: Dank Spielern wie Picard, Welsh oder Bordson, die im Vergleich zu in den Jahre gekommenen Abgängen wie Norm Milley, Chris Minard (beide Karriereende) oder Rob Collins (39) Verstärkungen darstellen, sollte die Rückkehr unter die ersten Zehn und womöglich auch in die Play-offs gelingen.

Iserlohn Roosters: Pasanen baut auf runderneuerten Sturm

Jack Combs

Geht für die Iserlohn Roosters auf Torejagd: Jack Combs. imago

Keine andere Mannschaft erlebte 2016/17 in der DEL einen ähnlichen Absturz wie die Sauerländer, die nach dem beinahe schon sensationellen Platz drei 2015/16 nach der Hauptrunde bis auf Rang 13 abstürzten und damit auch nur die Play-off-Qualifikationsrunde klar verpassten. Dementsprechend groß fiel der personelle Umbruch aus. Im Tor wurde Chet Pickard, den zu den Adler Mannheim zog, mit dem dänischen Nationaltorhüter Sebastian Dahm mindestens ersetzt. Vorteil zudem: Wie Pickard zuvor verfügt auch Dahm über einen deutschen Pass. In der Abwehr kam neben dem norwegischen Nationalspieler Alexander Bonsaksen auch Sasa Martinovic, der nach Vertragsauflösung in Nürnberg in Iserlohn nun mehr Verantwortung übernehmen soll.

Im Angriff stehen Coach Jari Pasanen drei runderneuerte erste Angriffslinien zur Verfügung: Etwas überraschend verpflichteten die Roosters mit Jack Combs (28 Tore) den Toptorjäger der vergangenen Saison aus Bremerhaven. Travis Turnbull, der mit Ingolstadt 2014 deutscher Meister wurde, verfügt über reichlich DEL-Erfahrung. Mit Chad Costello wechselte auch der mit 122 Punkten in 72 Spielen mit Abstand beste Scorer der vergangenen ECHL-Saison und zweimalige ECHL-MVP (2016, 2017) neu zu den Roosters. Die beiden mit 26 beziehunsweise 27 Jahren noch verhältnismäßig jungen Zwei-Wege-Stürmer Chis Brown (23 Einsätze) und Justin Florek (vier) können bereits auf ein wenig NHL-Erfahrung verweisen.

kicker-Tipp: Nach der verkorksten letzten Saison, auch aufgrund einer etwas verunglückten Personalpolitik, sind die Roosters wieder im Aufwind und kämpfen mit einer homogeneren Mannschaft bis zum Schluss um Platz zehn.

Joachim Meyer

Die Neuen: Ehemalige NHL-Spieler, Nationalspieler und Exoten