Basketball

John Patrick: Ludwigsburger Erfolgsvater

Saisonauftakt in der Basketball-Bundesliga

John Patrick: Ludwigsburger Erfolgsvater

Kommunikativer Fachmann: John Patrick bringt die Riesen seit 2013 auf Kurs.

Kommunikativer Fachmann: John Patrick bringt die Riesen seit 2013 auf Kurs. imago

Er unterbricht das Training, nimmt sich Spieler zur Seite, redet ruhig, aber gestenreich und deutlich. Er gibt Tipps und erklärt, wie die Laufwege aussehen sollen. In der Halle, in diesem Fall in Ludwigsburg-Hoheneck, ist John Patrick in seinem Element. Er ist ein kommunikativer Fachmann und eine der wenigen Konstanten bei den MHP Riesen Ludwigsburg. Seit 2013 coacht "JP" die Bundesliga-Basketballer aus der Barockstadt. "Ja, ich und der Vorsitzende Herr Reil sind die Einzigen", erzählt der 50-Jährige grinsend - die Einzigen, die seit seiner Ankunft nach wie vor bei den Riesen tätig sind.

Wie beim Hausbau sei es, sagt der Ludwigsburger Coach, wenn er über den Sommer wieder einmal Spieler für sein Team sucht. Nur, dass er jedes Jahr von neuem beginnt. Es ist die Krux im Basketball, speziell bei den Riesen: Die erfolgreichen Akteure der Vorsaison sind weg und Patrick begrüßt jährlich neue Gesichter, mit denen er an diesem Samstag (20.30 Uhr) gegen die Fraport Skyliners aus Frankfurt in die neue Saison startet. "Wir haben einen neuen Teammanager, zwei neue Assistenztrainer und einen neuen Pressesprecher. Aber wir schaffen das, ich bin zuversichtlich", sagt Patrick.

Dazu kommen elf neue Spieler. Unbekannt sind die Neuankömmlinge dem an der Ostküste der USA aufgewachsenen Trainer trotzdem nicht. Er beobachtet die Akteure, wählt sie in Zusammenarbeit mit seinem weltumspannenden Netzwerk aus ehemaligen Weggefährten aus und lädt sie nach Ludwigsburg ein. "Wir sind mittlerweile anerkannt als Topmannschaft in Europa", sagt Patrick, der aus dem Bundesliga-Absteiger von 2013 einen Champions-League-Halbfinalisten (2018) geformt hat.

"Für ein Jahr eine Familie sein"

Im nächsten Schritt bringt er die Menschen zusammen. Unterschiedliche Nationen, Kulturen und Charaktere. Nach "Ähnlichkeiten und Klebepunkten", wie der fünffache Familienvater sagt, müsse man bei der Spielerakquise suchen. "Wir alle lieben Basketball und wollen für ein Jahr eine Familie sein. Dafür brauchen wir Leute mit gutem Charakter", erklärt Patrick, der Bauherr, der sich und seine Trainergilde mit Architekten vergleicht.

"Ah sorry, one second", sagt Patrick plötzlich. "Karim!" Von den Zuschauerrängen in der Halle ruft er nach Karim Jallow. Der Coach hat etwas gesehen, das ihm nicht gefällt. "Er hat den Ball nach unten genommen", sagt der Absolvent der Stanford-Universität in Kalifornien, während der fast zwei Meter große Jallow den Ball nach einem Dribbling in beide Hände nimmt und nach unten führt.

Der 20-jährige Jallow wurde für eine Saison vom deutschen Meister Bayern München ausgeliehen. Dort spielte der Neu-Nationalspieler vor allem bei der zweiten Mannschaft. "JP" will dem Flügelspieler jetzt helfen, Minuten in der Bundesliga zu sammeln. Mit seinen athletischen Fähigkeiten und dem richtigen Riecher in der Defensive ist Jallow ein Spielertyp, wie Patrick ihn am liebsten hat.

Klappt der weitere Hausbau in der Saisonvorbereitung, das Zusammenschweißen der Neuankömmlinge zu einem Team, dann wird Patricks forderndes Defensivkonzept im ersten Saisonspiel gegen Frankfurt zu sehen sein. Dazu ein engagierter Coach, der seine Spieler zur Seite nimmt, ihnen Tipps gibt - ruhig, aber deutlich.

dpa