Basketball

Durant trifft Cleveland schwer

NBA Finals: Golden State fehlt noch ein Sieg zum Titel

Durant trifft Cleveland schwer

31 Punkte, acht Rebounds: Golden States Kevin Durant (l.) erlebte mal wieder einen Sahnetag.

31 Punkte, acht Rebounds: Golden States Kevin Durant (l.) erlebte mal wieder einen Sahnetag. picture alliance

"Er hat die Kontrolle über das Spiel übernommen. Er spürt, dass es seine Zeit ist", freute sich Warriors-Coach Steve Kerr nach dem 118:113-Erfolg in Spiel drei der NBA Finals. Natürlich schwärmte der Ex-Profi (fünf Meisterschaften mit den Chicago Bulls und San Antonio Spurs) von Kevin Durant, der nach seinen herausragenden Leistungen in den ersten beiden Partien der Serie noch einen draufpackte. Mit sieben aufeinanderfolgenden Punkten in der Schlussphase drehte Durant eine irre Partie nahezu im Alleingang.

Drei Minuten vor dem Ende sah noch alles nach einem Erfolg der Cavaliers aus. Der amtierende Champion hatte nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte im dritten Viertel die Führung übernommen und diese über den bis dato kompletten Verlauf des Schlussviertels auch transportiert. 189 Sekunden vor dem Ende versenkte J.R. Smith (16 Punkte) einen Dreipunktwurf zum 113:106. Cleveland schnupperte zu diesem Zeitpunkt am 1:2 in der Best-of-Seven-Serie, doch es sollte kein weiterer Cavs-Zähler mehr hinzukommen.

James: "Sie haben ihre Würfe getroffen, wir nicht"

Stattdessen übernahmen die Warriors die Kontrolle. Erst verkürzte Stephen Curry mit zwei seiner 26 Punkte auf 109:113. Dann aber legte Durant los: Zunächst traf der 28-Jährige zum 111:113, ehe er im darauffolgenden Angriff einen Fast Break mit einem Dreier über die ausgestreckten Arme von "LBJ" zum 114:113 abschloss. "Sie haben ihre Würfe getroffen, wir nicht. Und dann feuert Durant eine Bombe ab", lautete die erste Analyse vom enttäuschten LeBron James auf der Pressekonferenz. Der King wusste genau, dass sein Team gleich mehrere Chancen liegengelassen hatte, den Heimsieg einzufahren.

Doch es war nicht nur Durant (31 Punkte, acht Rebounds), der großen Anteil am dritten Sieg der Warriors hatte. Auch Klay Thompson erwischte einen Sahnetag. Schon im ersten Viertel lief der Guard richtig heiß und ballerte gleich vier Dreier durch den Ring. Nach zwölf Minuten hatte er bereits 16 Punkte auf dem Konto, insgesamt kam Thompson auf 30 Zähler. Doch es waren nicht seine Würfe, die letztlich entscheidend waren, sondern sein Abwehrverhalten. Nach Durants Dreier zum 114:113 verteidigte er Kyrie Irving so gut, dass dieser keinen erneuten Führungswechsel herstellen konnte. "Klays Defense gegen Kyrie war beeindruckend", sagte Kerr. "Überhaupt war es eine taffe Vorstellung von uns. Mit Sicherheit nicht unsere beste, aber die taffste des ganzen Jahres."

Smith twittert - Warriors 16:0?

Während man sich bei den Warriors also über den dritten Sieg im dritten Finalspiel freute, hingen bei den Cavaliers die Köpfe unten. Cavs-Guard Irving, mit 38 Punkten zweitbester Scorer seines Teams hinter James (39), war die Enttäuschung auf der PK ins Gesicht geschrieben: "Es tut weh. Wir haben viele gute Dinge gemacht, aber dann haben wir die entscheidenden Chancen liegen gelassen. Wir haben alles gegeben, aber leider hat es nicht das Ende genommen, das wir uns alle gewünscht haben." Auch der King weiß um die "dramatische Situation" Bescheid: Eine weitere Niederlage würde das Ende der Serie und damit aller Träume einer erfolgreichen Titelverteidigung bedeuten. Optimistisch, vielleicht aber auch einfach nur ein bisschen sarkastisch, zeigte sich J.R. Smith direkt nach Spielende via Twitter: "Cavs in 7", schrieb er dort.

Mit einem Sieg in der kommenden Partie (Samstag, 3 Uhr MESZ) könnte Golden State gar eine noch nie in der Geschichte der NBA erreichte Bestmarke aufstellen: Ungeschlagen, das bedeutet mit einer makellosen Bilanz von 16 Siegen und keiner Niederlage, zum Titel zu marschieren. "Es wurde bisher kein einziges Mal in der Kabine thematisiert", verriet Draymond Green bei "NBA TV". Curry fügte im Pressegespräch hinzu: "Wir wollten von Beginn an 16 Siege in den Play-offs, aber es ist nicht wichtig wie wir da hinkommen."

Sandro Schüßler